Podiumsdiskussion in Paris: 8. Mai 1945 – Ende des Zweiten Weltkrieges?
Podiumsdiskussion in Paris: 8. Mai 1945 – Ende des Zweiten Weltkrieges?
- Datum:
- Ort:
- Paris
- Lesedauer:
- 2 MIN
Aus Anlass des Kriegsendes 1945 diskutierten die Professoren Jörg Echternkamp (ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr) und Olivier Wieviorka (ENS Paris) über die Bedeutung des 8. Mai 1945. Die Veranstaltung fand am 23. April 2025 am Deutschen Historischen Institut Paris (DHIP) statt und trug den Titel: „Le 8 mai 1945 marque-t-il la fin de la Seconde Guerre mondiale?“ – „Ist der 8. Mai 1945 das Ende des Zweiten Weltkriegs?“
Als in Deutschland der Krieg mit der Kapitulation am 8. Mai 1945 endete, lebten die Franzosen bereits in der Nachkriegszeit, denn die „Libération“ (Befreiung) hatte im August 1944 stattgefunden. Zudem war das Ende des Krieges nicht mit dem Beginn des Friedens gleichzusetzen – selbst in Europa dauerten gewaltsame Konflikte an. In Frankreich und Deutschland stellte sich der Übergang in die Nachkriegszeit unterschiedlich dar. Um diese Chronologie des Kriegsendes im deutsch-französischen Vergleich zu diskutieren, hatte das Deutsche Historische Institut Paris zwei Experten der Geschichte des Zweiten Weltkriegs und der Erinnerungskulturen eingeladen: Olivier Wieviorka, Professor an der École normale supérieure in Paris-Saclay, und Jörg Echternkamp, Forschungsbereichsleiter am ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr. Organisiert und moderiert wurde die Podiumsdiskussion von Dr. Jürgen Finger, dem Abteilungsleiter Neueste Geschichte und Zeitgeschichte am DHIP.
Das Ende der NSNationalsozialismus-Diktatur und Besatzungsherrschaft: Deutung und Erinnerung
In seinem Impulsvortrag betonte Wieviorka die Kontinuität der Gewalt nach dem Ende der Kampfhandlungen zwischen den Achsenmächte (Deutschland, Italien, Japan) und den Alliierten (Großbritannien, Vereinigte Staaten und Sowjetunion): sei es die Gewalt durch die sowjetische Besatzung und Diktatur in Mittel- und Osteuropa, sei es durch den Kampf vieler Kolonien um ihre Unabhängigkeit. Echternkamp erinnerte an die Befreiung von der nationalsozialistischen Diktatur und Besatzungsherrschaft und betonte den Unterschied zwischen Geschichte (histoire) und Erinnerung (mémoire). Deutlich wurde die Bedeutung des Kalten Krieges als Deutungsrahmen der Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg, was nicht zuletzt die unterschiedlichen Interpretationen in Ost- und Westdeutschland zeigten. Der aktuelle Gegenwartsbezug der Erinnerung wurde konkret, als es um die Teilnahme der – nicht eingeladenen – Vertreter Russlands an Gedenkveranstaltungen ging, namentlich in Seelow, wo die Gedenkstätte an die größte Schlacht des Zweiten Weltkrieges auf deutschem Boden im April 1945 erinnert.
Veranstaltung als Teil des Gedenkens
Nach den Impulsvorträgen folgte die Diskussion. Auf Forschung und Vermittlung historischen Wissens zielten Fragen nach dem Vergleich der militärgeschichtlichen Forschungstraditionen in Deutschland und Frankreich sowie nach dem Verlust der Zeitzeugenschaft. Die Veranstaltung wurde mit dem nationalen Label der „Mission du 80e anniversaire des débarquemants, de la Libération de la France et de la Victoire“ ausgezeichnet. Sie war Teil des Veranstaltungsprogramms der Max Weber Stiftung „The Ends of War. International Perspectives of World War II“.