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5. November 1414 - Geschichte Kompakt

Beginn des Konzils von Konstanz

Kirchen
Datum:
Ort:
Baden-Württemberg
Lesedauer:
2 MIN

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Zu Beginn des 15. Jahrhunderts stand die Welt vor dem Anbruch eines neuen Zeitalters. Zwar befand sich Konstantinopel noch nicht in der Hand der Osmanen, die europäische Expansion hatte noch nicht begonnen und Martin Luther noch keine 95 Thesen angeschlagen. Aber die alte Welt war bereits aus den Fugen geraten. 

Kolorierte Buchmalerei aus dem 15. Jahrhundert

Konzilssitzung im Konstanzer Münster (Kolorierte Federzeichnung aus der Konstanzer Konzilschronik des Ulrich von Richental, ca. 1460–1465)

wikimedia, gemeinfrei

Schon seit 1378 regierte ein zweiter Papst in Rom, die weströmische Kirche war gespalten. Als 1409 in Pisa sogar noch ein dritter Papst gewählt wurde, beriefen der römisch-deutsche König und spätere Kaiser Sigismund (1368-1437) und Gegenpapst Johannes XXIII. (1370-1419) ein Konzil nach Konstanz ein. Die Versammlung des Klerus sollte das Schisma beenden und wichtige innerkirchliche Reformen vorantreiben. Insbesondere sollte sich die Kirche als Einheit gegen die „ketzerischen“ Umtriebe stellen. Denn bereits vor Luther gab es heftige Kritik und Reformbewegungen innerhalb des Klerus. Schon der englische Theologe John Wyclif (ca. 1330-1384) hatte für Unruhe gesorgt; nun waren es vor allem die böhmischen Prediger Jan Hus (ca. 1369-1415) und Hieronymus von Prag (ca. 1379-1416), die eine große Anhängerschaft, die Hussiten, hinter sich versammeln konnten und eine Erneuerung der Kirche forderten.

In Konstanz demonstriert die Kirche Einigkeit und Stärke

Vier Jahre lang tagten und feierten 600 Kleriker und über 70000 weitere Gäste in der kleinen Stadt am Bodensee. Die Gegenpäpste Johannes XXIII. und Benedikt XIII. wurden abgesetzt, der eigentliche Papst Georg XII. trat freiwillig zurück. So konnte im November 1417 vom Konzil ein neuer Papst gewählt werden: Martin V. Das Große Abendländische Schisma war beendet. Das Konzil erklärte Wyclif posthum zum Ketzer und verbot seine Schriften. Am 6. Juli 1415 wurde Hus und ein Jahr später auch Hieronymus von Prag als Ketzer auf dem Scheiterhaufen in Konstanz verbrannt. Daraufhin kam es in Böhmen zu Aufständen der Hussiten, die sich in der Folge zu den sogenannten Hussitenkriegen (1419–1439) ausweiteten.

Nach außen hatte die Kirche durch die Einigung und das rigorose Vorgehen gegen die „Ketzerei“ Stärke und Geschlossenheit gezeigt, doch die dringenden inneren Reformen waren in Konstanz nicht auf den Weg gebracht worden. Auch die nachfolgenden Konzile lösten keines der innerkirchlichen Probleme. Erst hundert Jahre später, durch die von Martin Luthers 95 Thesen ausgelöste „Reformation“, war die katholische Kirche dann gezwungen, die bis dahin immer wieder aufgeschobenen Veränderungsprozesse anzustoßen.

Der Beitrag erschien in der Ausgabe 3/2014 der „Militärgeschichte. Zeitschrift für historische Bildung“

von Friederike Höhn

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„Geschichte kompakt“ ist eine Rubrik der Zeitschrift „Militärgeschichte“. Die Beiträge konzentrieren sich auf wesentliche Fakten und ordnen die Ereignisse in einen größeren historischen Zusammenhang ein.

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