11. Dezember 1994 - Geschichte kompakt

Der Erste Tschetschenienkrieg und der Kampf um Unabhängigkeit von Russland

Der Erste Tschetschenienkrieg und der Kampf um Unabhängigkeit von Russland

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Durch den Zerfall des Ostblocks gewannen zahlreicher Länder in Mittel- und Osteuropa ihre Souveränität zurück. Neue Staaten entstanden und auch Deutschland feierte seine Wiedervereinigung. Währenddessen zerfiel die Sowjetunion in mehrere Nachfolgestaaten. Doch selbst innerhalb der Russischen Föderation, die als Nationalstaat aus der Sowjetunion hervorging, gab es weitere Unabhängigkeitsbestrebungen. Eine erfasste die Region Tschetschenien, die seither zu einem Unruheherd im Südwesten Russlands geworden ist.

Drei Männer bewegen sich auf einer Straße vor einem brennenden Hochhaus in Grosny.

Umkämpfte Hauptstadt: Ein Zivilist gerät in der tschetschenischen Stadt Grosny zwischen die Frontlinien, während sich zwei Kämpfer vor russischen Raketenangriffen in Sicherheit zu bringen versuchen, 6. Januar 1995.

picture alliance / ASSOCIATED PRESS | David Brauchli

Im Zuge des Zerfallsprozesses der Sowjetunion putschte sich der ehemalige Generalmajor der sowjetischen Luftstreitkräfte Dschochar Dudajew an die Macht und wurde am 27. Oktober 1991 Präsident der Teilrepublik Tschetschenien. Fünf Tage später proklamierte er, noch vor Auflösung der Sowjetunion, die Unabhängigkeit der Tschetschenischen Republik Itschkeria von der Russischen Sowjetrepublik. Moskau erkannte diese Republik nie an. 

Einmarsch in Tschetschenien 

Nachdem ein russisch unterstützter Putschversuch fehlgeschlagen und ein Ultimatum zur Rückkehr in die Russische Föderation verstrichen waren, befahl der russische Präsident Boris Jelzin Anfang Dezember 1994 die militärische Intervention zur „Entwaffnung illegaler Formationen und Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Ordnung“. Am 11. Dezember 1994 marschierte die russische Armee in Tschetschenien ein. Doch die Tschetschenen leisteten Widerstand. Bis Ende April 1995 griffen russische Luftstreitkräfte und Artillerie die Hauptstadt Grosny an. Erst nach Wochen blutiger Gefechte mit hohen Verlusten unter der Zivilbevölkerung eroberten die Streitkräfte die Gebietshauptstadt. Aber nun verlegte sich Dudajew auf den Guerillakrieg aus den schwer zugänglichen Gebirgsregionen im Süden des Landes. Tschetschenische Kämpfer griffen ab da auch angrenzende russische Regionen an. Terrorakte häuften sich. Im Juni 1995 besetzten sie ein Krankenhaus im südrussischen Budjonnowsk und nahmen mehr als 1000 Zivilisten als Geiseln. Ein Sturm auf das Krankenhaus schlug fehl und Russland verhandelte. Der Konflikt konnte jedoch nicht beigelegt werden. 

 Abkommen mit den Aufständischen

Dudajew starb im April 1996 bei einem russischen Raketenangriff. Sein Stabschef Aslan Maschadow trat seine Nachfolge an. Diesem gelang im August völlig überraschend die Rückeroberung Grosnys. In der Zwischenzeit hatten sich immer mehr tschetschenische Soldaten radikal-islamischen Strömungen angeschlossen. Am 31. August 1996 unterzeichnete Jelzin ein Abkommen mit den Aufständischen. Darin verpflichtete sich Russland, bis Jahresende 1996 abzuziehen und Reparationsleistungen zu zahlen. Der erste Tschetschenienkrieg hatte nach knapp zwei Jahren und geschätzt bis zu 120 000 Opfern ein Ende gefunden. Es war für die Tschetschenen ein Pyrrhussieg, denn die russische Armee und russische Regierung sannen auf Wiederherstellung ihrer Herrschaft über Tschetschenien. 1999 begann der zweite Tschetschenienkrieg.

Der Artikel erschien in der Militärgeschichte. Zeitschrift für historische Bildung.

von Klaus Storkmann und Christian Jentzsch

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