Wannsee-Konferenz
Wannsee-Konferenz
- Datum:
- Ort:
- Berlin
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- 2 MIN
Am 20. Januar 1942 trafen sich 15 hochrangige Angehörige der NSNationalsozialismus-Regierung, der NSDAPNationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei sowie der SSSchutzstaffel in einer Villa am Berliner Wannsee zu einer Besprechung, die als sogenannte Wannsee-Konferenz in die Geschichte einging. Das Tagungsthema war von welthistorischer Bedeutung: die „Endlösung der Judenfrage“, das heißt die systematische Ermordung der europäischen Juden.
Unter der Leitung von SSSchutzstaffel-Obergruppenführer Reinhard Heydrich, Chef des Reichssicherheitshauptamtes, wurde die Organisation des Völkermordes besprochen. Es ging um koordinative Maßnahmen eines schon laufenden Menschheitsverbrechens, nicht erst – wie oft fälschlicherweise dargestellt – um den Entschluss zum Völkermord. Deportationen und Massenmorde fanden zu dieser Zeit schon längst statt. Ein genaues Datum für ihren Beginn lässt sich zwar nicht benennen, denn für die „Endlösung“ ist kein schriftlicher „Führerbefehl“ überliefert. Aber spätestens im Herbst 1941 war die umfassende „Vernichtung des Judentums“ beschlossene Sache.
Eine Sekretärin stenografierte das am Wannsee Gesprochene. SSSchutzstaffel-Obersturmbannführer Adolf Eichmann – im Reichssicherheitshauptamt verantwortlich für die Deportation von Juden, nach dem Krieg in Argentinien gefasst und 1962 in Israel hingerichtet – fertigte nach der Besprechung ein mehrfach überarbeitetes Protokoll an. Ein Exemplar ist erhalten geblieben.
Reinhard Heydrich als Planer des Holocaust
Demnach trug Heydrich zu seinem Deportations- und Ausrottungsplan vor. Etwa elf Millionen Juden aus allen Ländern Europas sollten zum Arbeitseinsatz in den Osten transportiert werden. Der Großteil, so heißt es im Protokoll, würde »durch natürliche Verminderung ausfallen «. Das bedeutete also nichts anderes als die „Vernichtung durch Arbeit“. Neben den Auswahlkriterien für die Deportationen stand zudem die „Bereinigung der Mischehen- und Mischlingsfragen“ auf der Tagungsordnung, wobei es um Sterilisierung und Zwangsscheidungen ging. Abschließend sprachen die Teilnehmer noch über „Arten der Lösungsmöglichkeiten“ – so das Protokoll ohne genauere Ausführungen, womit vermutlich die verschiedenen Methoden des Massenmordes gemeint waren.
Insgesamt ist das Protokoll in einer sehr nüchternen, aber chiffrierten Sprache verfasst. Schließlich sollte das ungeheuerliche Verbrechen weitgehend geheim bleiben. Eichmann gab später in einem Verhör allerdings an, dass ungezwungen vom Töten und Vernichten gesprochen worden sei. Gegenüber Heydrichs Ausführungen gab es auch keine nennenswerten Einwände der Beteiligten. Eichmann sprach gar von einer „freudigen Zustimmung“.
Am Wannsee fand im Januar 1942 folglich ein Schlüsselereignis für die Organisierung des Holocaust statt. Trotzdem entstand auch hier noch kein umsetzungsfähiger Gesamtplan für den Völkermord. Die Beschlüsse wurden zwar auf Folgekonferenzen der nachgeordneten Ebenen – nun auch unter Beteiligung der Wehrmacht – präzisiert, aber vieles blieb bis zuletzt Improvisation. Dennoch nahmen die Deportationen, die Zahl der Zwangsarbeiter und schließlich die zunehmend industriellen Massenmorde von da an stetig zu. Am Ende fielen dem nationalsozialistischen Völkermord etwa sechs Millionen Juden zum Opfer.
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