10. Mai 1940 - Geschichte Kompakt

Westfeldzug

Westfeldzug

Datum:
Ort:
Frankreich
Lesedauer:
2 MIN

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Der Historiker Marc Bloch nannte es „l‘étrange defaite“. Als französischer Reserveoffizier und Zeitzeuge hatte er den totalen militärischen Kollaps seiner Armee hautnah miterlebt. Bloch war nicht der einzige, der so dachte. Selbst auf deutscher Seite hatte kaum einer mit einem so schnellen Erfolg gerechnet. In einem „Blitzfeldzug“ von nur gut sechs Wochen besiegte die Wehrmacht die französische Armee und das britische Expeditionskorps.

Pontonbrücke über Fluss mit Soldaten, Motorrad und Panzern, im Hintergrund Schlauchboote

Deutsche Truppen überqueren die Maas bei Floing. Während am westl. Flussufer bereits deutsche Panzer fahren, gehen französische Soldaten über eine Pontonbrücke in die Kriegsgefangenschaft.

Bundesarchiv

Als der deutsche Angriff am 10. Mai 1940 begann, galt die französische Armee als die beste Armee der Welt. Frankreich hatte außerdem seine Grenze zum Deutschen Reich durch eine beeindruckende Befestigungsanlage geschützt, die Maginot-Linie. Die deutschen Angreifer waren dem Gegner nummerisch in allen Belangen unterlegen: Soldaten, Panzer, Artillerie und Flugzeuge. Was waren also die Gründe für den entscheidenden deutschen Erfolg? Erstens ein kühner, wenngleich auch riskanter Operationsplan sowie zweitens die überlegene deutsche Militärdoktrin. Um die Maginot-Linie zu umgehen, fielen die Deutschen in die beiden neutralen Staaten Belgien und Niederlande ein, ähnlich wie aufgrund des Schlieffen-Plans 1914. 

Aus Schlieffen-Plan wird Sichelschnitt-Plan

Anders als 26 Jahre zuvor, drehten sie dann aber nicht nach Süden Richtung Paris ab, sondern stießen weiter nach Westen zur Kanalküste durch. Damit kesselten sie einen Großteil der alliierten Armeen in Belgien und Nordfrankreich ein. Trotz des Widerstands seiner Generalität hatte Hitler auf diesem „Sichelschnitt-Plan“ von General Erich von Manstein beharrt und das Risiko der offenen linken Flanke bewusst in Kauf genommen. Der „Sichelschnitt-Plan“ war aufgrund der überlegenen deutschen Doktrin erfolgreich. Während die französische Armee im Kriegsbild des Ersten Weltkrieges mit dem Stellungskrieg verhaftet blieb, hatte die Wehrmacht erkannt, dass Motorisierung sowie Luftstreitkräfte den Bewegungskrieg ermöglichten. Während die Franzosen ihre Panzer lediglich taktisch als Unterstützungswaffe der Infanterie benutzten, setzte die Wehrmacht sie in eigenen Panzerdivisionen operativ ein. Zudem unterstützte die Luftwaffe als „fliegende Schlachtartillerie“ taktisch die Landstreitkräfte. Letztlich zeigten sich auch die deutschen Führungsgrundsätze überlegen: Dank der Auftragstaktik war die Wehrmacht ihrem Gegner stets einen Schritt voraus. Die Wehrmacht agierte, die französische Armee reagierte nur noch. Der Feldzug endete am 22. Juni 1940 mit dem Waffenstillstand von Compiègne, exakt am selben Ort und im selben Eisenbahnwaggon wie 1918. Hitler war nun auf dem Höhepunkt seiner Popularität im Deutschen Reich. Doch ein strategischer Sieg war es für ihn dennoch nicht, da Großbritannien unter seinem neuen Premierminister Winston S. Churchill weiterkämpfte. Frankreich selbst standen vier Jahre deutsche Besatzung bevor. Diese „années noires“, die „schwarzen Jahre“, vertieften die innenpolitischen Gräben in der französischen Gesellschaft noch weiter. 

Der Beitrag erschien in der Ausgabe 1/2020 der Zeitschrift für Militärgeschichte

von Peter Lieb

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