Das Boxerprotokoll
Vertrag- Datum:
- Ort:
- Asien
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In den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts wuchs in der chinesischen Provinz Shantung der Unmut über den Einfluss ausländischer Mächte im Reich der Mitte. 1900 explodierte der angestaute Zorn im Aufstand einer Geheimorganisation und erfasste große Teile des Landes: Der sogenannte Boxeraufstand hatte begonnen.
In Peking töteten die „Boxer“ unter anderem den deutschen Gesandten Clemens von Ketteler und belagerten im Sommer das Gesandtschaftsviertel. Ihre Ziele waren die Wiederherstellung der vollen Souveränität Chinas und die seiner Herrscherdynastie. Die Reaktion des Westens war blutig. Nach dem Scheitern der eilig aus Marinesoldaten zusammengestellten Seymour- Expedition eroberte schließlich ein internationales Expeditionskorps Peking am 14. August. Nach der Niederschlagung des Aufstandes entwickelte sich daraus eine Strafexpedition, die vor allem im Norden des Landes tausende Opfer forderte.
Ab Oktober 1900 begannen die Friedensverhandlungen. Die chinesische Kaiserwitwe akzeptierte die aufgezwungenen Bedingungen im Januar 1901. Unterzeichnet wurde der Vertrag als sogenanntes Boxerprotokoll am 7. September. Darin sprachen die Sieger China die Alleinschuld am Aufstand zu und schrieben demütigende Konditionen fest. Die geforderte Bestrafung der „Boxer“ hatte zur Folge, dass viele Chinesen, darunter auch unschuldige, zum Tode verurteilt wurden. Außerdem musste das Land Reparationen und Entschädigungen zahlen. Gleichzeitig sicherten und erweiterten die westlichen Mächte ihren politischen Einfluss auf China. Für die Ermordung des deutschen Gesandten hatte sich der jüngere Halbbruder des verstorbenen chinesischen Kaisers als Teil einer „Sühnemission“ am 4. September 1901 im Neuen Palais in Potsdam persönlich bei Kaiser Wilhelm II. zu entschuldigen.
Der Beitrag erschien in der Ausgabe 2/2021 der „Militärgeschichte. Zeitschrift für historische Bildung“.
„Geschichte kompakt“ ist eine Rubrik der Zeitschrift „Militärgeschichte“. Die Beiträge konzentrieren sich auf wesentliche Fakten und ordnen die Ereignisse in einen größeren historischen Zusammenhang ein.