Februarrevolution im Zarenreich
Februarrevolution im Zarenreich
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Die innenpolitische Lage Russlands und der ungünstige Kriegsverlauf beflügelten die Bestrebungen nach Veränderungen. Bereits zu Jahresbeginn wurde in der Februarrevolution 1917 die Zarenherrschaft beendet.
Russland Jahresende 1916: Blanke Not bis zum Hunger hatten die Kriegsmüdigkeit und Unzufriedenheit besonders nach der gescheiterten Brussilow-Offensive derart gesteigert, dass die Situation im Winter eskalierte: Am 9. Januar 1917 fanden in vielen Teilen Russlands, vor allem in Petrograd und Moskau, Massendemonstrationen statt, die sich in den folgenden Wochen in Hungermärschen und Streiks fortsetzten. Am 23. Februar 1917 (nach gregorianischem Kalender am 8. März) schlossen sich Textilarbeiterinnen und Hausfrauen am Internationalen Frauentag den in den Ausstand getretenen Fabrikarbeitern der Petrograder Putilov-Werke an. Sie verlangten in Protestzügen nach Brot. Dies uferte in Forderungen nach der Beendigung des Krieges und der Abdankung des Zaren aus. Hieraus entwickelte sich die zweite Revolution im Zarenreich nach 1905. In den darauffolgenden Tagen legten immer mehr ihre Arbeit in den Fabriken nieder, bereits am 25. Februar wurde in der Hauptstadt von den Fabrikarbeitern der Generalstreik ausgerufen: Über 300000 Menschen demonstrierten auf den Straßen der Hauptstadt. Das Regime setzte, wie schon 1905, daraufhin das Militär ein, das in die Menschenmassen feuerte und bis zu 150 Menschen erschoss. Dagegen verweigerten sich zunächst einzelne Soldaten, die sich stattdessen der Demonstration anschlossen. Schließlich wechselten ganze Regimenter die Seite: Der bewaffnete Arm der herrschenden Autokratie versagte den Gehorsam und zwang die Regierung am 27. Februar zum Rücktritt.
„Doppelherrschaft“ erweist sich als dysfunktional
Einen Tag später bildete sich eine „Doppelherrschaft“ zweier Machtzentren heraus: die Provisorischen Regierung unter Fürst Georgij J. Lwow und der Arbeiter- und Soldatenrat. Über die künftige Staatsform sollte eine Verfassungsgebende Versammlung letztlich im Herbst 1917 entscheiden. Doch dazu kam es nicht mehr. Am 1. März 1917 wurde Nikolaj II. von Dumapräsident Michail V. Rodzjanko und Generalstabchef des Oberbefehlshabers der russischen Armee, Michail A. Alekseev, aufgefordert, abzudanken. Am 2. März 1917 unterzeichnete der Zar die Abdankungsurkunde für sich und seinen Sohn Aleksej. Die Herrschaft der Romanov-Dynastie wurde damit beendet. Die Schwerfälligkeit der »Doppelherrschaft«, die Radikalisierung der oppositionellen Kräfte angesichts der ungelösten Probleme wie die Landreform und vor allem die Fortsetzung des Krieges samt seinen fortdauernden Niederlagen ebneten den Bolschewiki den Weg bis zur Oktoberrevolution und ihrer Machtergreifung.
Der Beitrag erschien in der Ausgabe 4/2016 der „Militärgeschichte. Zeitschrift für historische Bildung“.
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