Agentenaustausch auf Glienicker Brücke
Agentenaustausch auf Glienicker Brücke
- Datum:
- Ort:
- Berlin
- Lesedauer:
- 2 MIN
Die „Brücke der Einheit“, wie die 1945 von der Wehrmacht zerstörte und 1947 wiedererrichtete kürzeste Verbindung zwischen Potsdam und Berlin ab 1949 auf Kabinettsbeschluss der Brandenburger Landesregierung heißen sollte, wurde nach dem Mauerbau drei Mal für den Austausch von Agenten genutzt.
Bereits kurz nach der Umbenennung, 1953, erfolgte eine Komplettsperre der Brücke für Zivilpersonen. Offiziell durften nur mehr Angehörige bestimmter Militärmissionen und später des Generalkonsulats der UdSSRUnion der Sozialistischen Sowjetrepubliken in West-Berlin sowie Diplomaten der in der DDRDeutsche Demokratische Republik akkreditierten Staaten die Grenze passieren. Dieser Umstand und die relative Abgeschiedenheit prädestinierten die „Agentenbrücke“, wie sie in der Folge heißen würde, in den Jahren 1962, 1985 und 1986 für spektakuläre Aktionen.
Soldaten, Bürgerrechtler, und Spione
Zuerst tauschten die beiden größten Kontrahenten im Kalten Krieg am 10. Februar 1962 den sowjetischen Topspion in den USAUnited States of America, Rudolf Iwanowitsch Abel, gegen den über der Sowjetunion abgeschossenen USUnited States-Aufklärungspiloten Francis Gary Powers aus. Unter massenhafter Beteiligung der Medien überquerte am 11. Februar 1986 der sowjetische Bürgerrechtler Anatolij Schtscharanski Richtung Westen die Brücke, im Austausch gegen insgesamt fünf Agenten der UdSSRUnion der Sozialistischen Sowjetrepubliken, ČSSR, DDRDeutsche Demokratische Republik und Polens.
Der größte derartige Austausch nach 1945 auf deutschem Boden fand am 12. Juni 1985 statt. Um 12 Uhr mittags wechselten 23 in Polen und in der DDRDeutsche Demokratische Republik inhaftierte Mitarbeiter des USUnited States-amerikanischen Geheimdienstes und vier Spione aus der DDRDeutsche Demokratische Republik, Bulgarien und Polen die Seiten. Anders als bei der Aktion wenige Monate später war es nur wenigen ausgewählten Medien gestattet, das Geschehen zu begleiten. Bei den Ostagenten handele es sich um keine Topspione, ließen die USAUnited States of America wissen, und aufgrund der hohen Zahl der westlichen Agenten lässt sich auch folgern, dass sie nicht allzu bedeutend waren. Im Zuge der langwierigen Verhandlungen über den Austausch wollte man des Weiteren den seit 1980 nach Gorki (heute: Nischni Nowgorod) verbannten Bürgerrechtler, Nobelpreisträger und Kernwaffenphysiker Andrei Sacharow freibekommen, doch diese Bemühungen scheiterten. Sacharows Verbannung endete im Dezember 1986, die Geschichte der „Brücke der Einheit“ schließlich am 10. November 1989.
Der Beitrag erschien in der Ausgabe 1/2010 der „Militärgeschichte. Zeitschrift für historische Bildung“.
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