Veranstaltungsbericht

"Liberal Militarism" - militärische Macht durch technologischen Vorsprung

"Liberal Militarism" - militärische Macht durch technologischen Vorsprung

Datum:
Ort:
Potsdam
Lesedauer:
2 MIN

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Freiheitlicher Militarismus – so bezeichnet Professor Dr. David Edgerton vom Kings College London die britische Haltung zu Militär und zum Einsatz militärischer Macht. Am 20. März besuchte David Edgerton das ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr und sprach mit den dortigen Forschenden über seine Theorie.

Mann sitzt am Tisch und erzählt

Prof. Dr. Edgerton

Bundeswehr/Annette Besser

Begrüßt wurde David Edgerton vom Leitenden Wissenschaftler des ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, Professor Dr. Alaric Searle. Zunächst erläuterte der Gast aus England, wie er dazu kam, die Theorie des „Liberal Militarism“ zu entwickeln. In einem zweiten Schritt sprach er über die wesentlichen Kernpunkte. So war in Großbritannien nach dem Zweiten Weltkrieg die Meinung vorherrschend, dass Deutschland seit dem 19. Jahrhundert aus militärischer Sicht modern und innovativ war, während Großbritannien zurückgeblieben sei. Demgegenüber sieht David Edgerton, dass in Großbritannien bereits frühzeitig eine Struktur geschaffen wurde, die darauf abzielte, durch hohen Kapitaleinsatz und konsequente Nutzung von Wissenschaft und Technik einen militärischen Vorsprung zu erzielen. Bewusst habe sich Großbritannien gegen eine Wehrpflichtigen-Armee entschieden. Mittels hochprofessioneller Berufssoldaten und modernster Technik sollte die Fähigkeit geschaffen werden, auch zahlenmäßig überlegene Feindkräfte abzuschrecken.

Neue Technik: Kern der Kraft

zwei ältere Herren mit Brille sitzen am Tisch

Prof. Dr. Searle und Prof. Edgerton während des Vortrages

Bundeswehr/Annette Besser

Im Verlauf seiner Ausführungen machte er diese Strategie an Beispielen deutlich. So ging er zunächst auf die Rolle des Flugzeugs bei militärischen Auseinandersetzungen ein. Bereits 1914 verfügte das britische Militär über überproportional viele Flugzeuge im Vergleich zu anderen Armeen. Am Ende des Krieges war die Royal Air Force die zahlenmäßig, aber auch konzeptionell, am weitesten entwickelte Luftstreitmacht der Welt.

Auch die Entwicklung von Panzern wurde durch Großbritannien vorangetrieben. Hier gelang es, durch interdisziplinäres Denken eine Innovation der militärischen Technik zu erreichen. Diese wurde stetig ausgebaut. Im Zweiten Weltkrieg war der Anteil der Panzerdivisionen am Gesamtumfang des britischen Heeres deutlich höher als in der Wehrmacht. Die öffentliche Wahrnehmung sei aber bis heute zumeist genau gegenteilig. Die Bewaffnung der britischen Streitkräfte mit Nuklearwaffen folgte ebenfalls dem Prinzip, dass diese neue Technik den Kern der militärischen Kräfte bildet und alle anderen daran ausgerichtet werden sollten. In der anschließenden Diskussion wurden unter anderem die Rolle des Empire oder der Verlust dieses strukturellen Vorsprungs nach dem Zweiten Weltkrieg thematisiert.

Professor Edgerton hat Chemie in Oxford und Geschichte in London studiert. Er lehrt seit 2003 als Professor am Kings College London und war zuvor unter anderem am Imperial College London.

von Christian Deckart

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