Neuland der Forschung: Blauhelm-Missionen der Bundeswehr in Afrika
Neuland der Forschung: Blauhelm-Missionen der Bundeswehr in Afrika
- Datum:
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- Potsdam
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Am Dienstag, dem 5. März, fand am ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr die Buchvorstellung der Dissertation von Hauptmann Dr. Torsten Konopka mit dem Titel „Deutsche Blauhelme in Afrika.“ statt. Er befasst sich darin mit der Entscheidungsfindung der Bundesrepublik in den frühen 1990er Jahren.
Auslandseinsätze sind wichtiges Kapitel der Bundeswehr
In ihren Grußworten stellten sowohl Oberst Dr. Sven Lange, Kommandeur des ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, als auch Oberst i.G.im Generalstabsdienst Marc Vogt vom Einsatzführungskommando heraus, welche Bedeutung das Buch für die Aufarbeitung der vergangenen UNUnited Nations-Einsätze hat.
Seit dem Traditionserlass von 2018 zählen explizit auch die Auslandseinsätze zu den traditionsstiftenden Elementen der Bundeswehr. Daher lohnt ein Blick in die Anfänge. Auch wenn der Einsatz in Somalia 1993/94 nicht der erste Auslandseinsatz Deutschlands oder der Bundeswehr war, stellte er doch einen politischen Paradigmenwechsel dar. Es war das erste Mal, dass die Bundesrepublik sich mit signifikantem personellen und materiellen Einsatz an einer UNUnited Nations-Mission beteiligte.
Dr. Irrgang lobt die Arbeit als „historisches Neuland“
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung nannte das Werk in einer Buchbesprechung im Januar diesen Jahres einen „wichtigen Grundstein, an den sowohl künftige transnationale Forschungen zur globalen Militärpolitik der Bundesrepublik wie auch Studien zu den Einsätzen der Völkergemeinschaft und der NATO anknüpfen können.“
Die bestätigende Laudatio der Rezension hielt Frau Dr. Astrid Irrgang vom Zentrum für Internationale Friedenseinsätze zur Dissertation. „Die Bundeswehr betrat in Somalia in doppelter Hinsicht Neuland“, stellte Dr. Irrgang fest. Wie es dazu kam hat Dr. Konopka herausgearbeitet: Erstmals nach Ende der 30-jährigen Geheimhaltungsfrist durchforschte er die Archive der beteiligten Ministerien und untersuchte die Prozesse in den Behörden und zwischen den politischen Akteuren. Nach Dr. Irrgang lagen bei den ersten Auslandseinsätzen „das Wollen und Können weit auseinander“.
Ein weiterer Punkt der laut Dr. Irrgang sehr gut aber auch ernüchternd herausgearbeitet wurde waren die Motive für den Auslandseinsatz. So waren Aspekte wie ein angestrebter Sitz im Sicherheitsrat oder die Wahrnehmung als politischer Akteur auf der Weltbühne wichtiger als die konkreten Ziele in den Einsatzländern. Eine weitere interessante Erkenntnis der Arbeit ist nach Dr. Irrgang die Tatsache, dass die Prozesse zur Teilnahme an UNUnited Nations-Missionen Bottom-Up geschahen. Sie wurden von der Arbeitsebene angestoßen und erst dann auf den Leitungsebenen besprochen und entschieden.
Einsatzgeschichte bedarf weiterer Forschung
In der anschließenden Podiumsveranstaltung stellte Dr. Konopka die besondere Schwierigkeit der Arbeit heraus. Mit dem zunehmenden Einsatz von moderner Datenverarbeitung in Behörden und Ministerien stieg die Anzahl der archivierten Dokumente. Hier gestaltete sich die Sichtung, Auswertung und Einordnung entsprechend langwierig und kompliziert. Der leitende Wissenschaftler am ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, Professor Dr. Dr. Alaric Searle, betonte in seiner Bewertung, dass die Quellenarbeit sehr breit angelegt sei. Die Arbeit weise sehr gut nach, welche innenpolitischen Aspekte maßgebend in der Entscheidungsfindung waren, welches außenpolitische Ziel verfolgt wurde und wie unwichtig humanitäre Fragen waren. UNUnited Nations-Missionen stellten eine Herausforderung dar, da das Zusammenspiel von fremden Staaten mit unterschiedlichen Verfahren und kulturellen Hintergründen meist erst vor Ort erprobt und eingeübt werden kann.