Workshopbericht

„Pentabonn“ – ein Workshop zur Geschichte des Bundesministeriums der Verteidigung

„Pentabonn“ – ein Workshop zur Geschichte des Bundesministeriums der Verteidigung

Datum:
Ort:
Potsdam
Lesedauer:
3 MIN

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Am 21. und 22. März 2024 fand am ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr ein Workshop zur Geschichte des Bundesministeriums der Verteidigung (BMVgBundesministerium der Verteidigung) im Rahmen westdeutscher Staatlichkeit statt. Organisiert wurde die Arbeitstagung von Dr. Christoph Nübel und Mischa Bose (ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr). Mehr als 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer brachten verschiedene Perspektiven aus Behördenforschung, Zeit- und Militärgeschichte ein.

Teilnehmende des Workshops sitzen U-förmig im Seminarrraum

Vortrag von Dr. Christoph Nübel zum Verhältnis von zivilen zu militärischen Abteilungen im BMVgBundesministerium der Verteidigung

Bundeswehr/Christian Deckart

Forschung zum BMVgBundesministerium der Verteidigung am ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr

Initiiert wurde der zweitägige Workshop vom Projektverbund „Staatlichkeit und Streitkräfte“, der am ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr und in assoziierten Projekten die Geschichte des BMVgBundesministerium der Verteidigung erforscht. Im Rahmen des Workshops wurden unterschiedliche Ansätze und Wissensstände diskutiert, um so die historische Forschung zum BMVgBundesministerium der Verteidigung in einen größeren Zusammenhang einzubetten. Der Workshop diente dazu, gängige Narrative zur Geschichte der Bundesrepublik anhand des Kristallisationspunkts BMVgBundesministerium der Verteidigung zu überprüfen. Die Erfahrungen und Ergebnisse aus vorangegangenen Projekten zur Behördenforschung dienten hierbei als wichtige Denkanstöße für die Forschungen im ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr.

Was verbirgt sich hinter „Pentabonn“?

Der Workshop stand unter dem Titel „Pentabonn“. Dieser Quellenbegriff verweist auf zentrale Themen, die die Geschichte des BMVgBundesministerium der Verteidigung mit der Geschichte der Bundesrepublik insgesamt verbinden: Zum einen das Bündnis mit der Schutzmacht USAUnited States of America, ohne das der Aufbau bundesdeutscher Streitkräfte undenkbar war und die Geschichte des westdeutschen Staates nicht verstanden werden kann. Die gebräuchliche Bezeichnung des USUnited States-amerikanischen Verteidigungsministeriums als „Pentagon“ diente hier als Inspiration für die deutsche Entsprechung. Außerdem verweist der Begriff „Pentabonn“ auf die räumliche Unterbringung des BMVgBundesministerium der Verteidigung, wie auch im Falle des USUnited States-Pendants. Nach jahrelangem Arbeiten unter behelfsmäßigen Umständen erfolgte um 1960 der Umzug des BMVgBundesministerium der Verteidigung auf die Hardthöhe – der feste Dienstsitz des BMVgBundesministerium der Verteidigung kann als Symbol der innen- wie außenpolitischen Konsolidierung der Bonner Republik verstanden werden.

Forschungsdiskussionen

Der Workshop bot ein Forum für die Themenvielfalt der historischen Behördenforschung unter besonderer Berücksichtigung des Personals, der Organisation und der Politik des Bundesministeriums der Verteidigung. Auf dem Programm standen Vorträge zu Aufgabengebieten und Arbeitsweisen des BMVgBundesministerium der Verteidigung, zu den Mitarbeitern und Ämtern (z.B. Verteidigungsminister und Generalinspekteur); deutsch-deutsche Perspektiven wurden ebenso wie internationale Fragestellungen integriert. Etablierte Zäsuren wie 1945, 1949 oder 1969/72 wurden intensiv diskutiert und problematisiert und deren Bedeutung für die Geschichte der Bundesrepublik im Allgemeinen und für die bundesdeutsche Militärgeschichte im Besonderen hinterfragt. Die Teilnehmenden suchten nach angemessenen Analysekategorien für den Vergleich verschiedener Verteidigungsministerien bzw. Behörden. Schließlich kam eine Debatte darüber auf, welche Bedeutung biografischen Prägungen und etwaigen Belastungen, bezogen auf das spätere Handeln einflussreicher Akteure, zukam.

Stehende Workshopteilnehmende vor Gebäude

Gruppenbild der Teilnehmenden des Workshops zur Geschichte des BMVgBundesministerium der Verteidigung,

Bundeswehr/Christian Deckart

Neue Impulse für den wissenschaftlichen Diskurs

Im Rahmen der Abschlussdiskussion sprachen Vertreterinnen und Vertreter der Behördenforschung wie z.B. Prof. Dr. Annette Weinke (Friedrich-Schiller-Universität Jena) und Prof Dr. Friedrich Kießling (Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn) sowie der Leitende Wissenschaftler des ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, Prof. Dr. Dr. Alaric Searle das Manko an, dass die bisherigen Projekte der Ministerien- und Behördenforschung sich zu wenig aufeinander bezögen. Es wurden außerdem Fragen nach dem Beitrag von Behörden zur Demokratiegeschichte der Bundesrepublik und nach einer Ausnahmestellung des Verteidigungsressorts in der Behördenforschung aufgeworfen. Im Ergebnis des Workshops bestand Konsens darüber, dass die Forschung zum BMVgBundesministerium der Verteidigung einen neuen Blick auf den Wandel von Staatlichkeit in der Bundesrepublik, auf vermeintliche Zäsuren in ihrer Geschichte, auf ihre internationale Stellung sowie auf die Frage nach dem Regieren im demokratischen Staat ermöglichen kann.

von Mischa Bose

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Weitere Informationen zum BMVgBundesministerium der Verteidigung-Projekt