Konferenzbericht

„Der Abzug der Alliierten aus Berlin“. Internationale Konferenz

„Der Abzug der Alliierten aus Berlin“. Internationale Konferenz

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
3 MIN

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Zum 30. Mal jährt sich 2024 der Abzug der Siegermächte des Zweiten Weltkriegs aus Berlin und der Bundesrepublik Deutschland. Auf großes Interesse stieß daher das interdisziplinäre Programm (PDF, 453,2 KB) der internationalen Konferenz „Der Abzug der Alliierten aus Berlin“ vom 10. bis 12. Juli 2024, die ein Resümee alliierter Militärpräsenz in Berlin zog.

Marschformationen der französischen, britischen und amerikanischen Truppen in Berlin

Feierlicher Abzug der westlichen Verbündeten aus Berlin, 8. September 1994

AlliiertenMuseum/US Army

Doppelter Auftakt

Am authentischen Ort der Kapitulation 1945 drängte sich das Publikum, das aus rund 150 Interessierten bestand, zur Auftaktveranstaltung der internationalen Konferenz. Veranstalter waren das ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr gemeinsam mit dem Museum Berlin-Karlshorst, der Stiftung Berliner Mauer (SBM), dem AlliiertenMuseum sowie den Professoren Corine Defrance (Université Paris 1/Sorbonne-IRICE) und Ulrich Pfeil (Université de Lorraine, Metz). 

Nachdem Hope M. Harrison, Professorin an der George Washington University (Washington, D. C) in Berlin-Karlshorst an Schlüsselereignisse der deutschen Geschichte im Kalten Krieg erinnert hatte, führten Fotos aus verlassenen Kasernen die Zeit des Abzugs der Streitkräfte vor Augen: Christian Adam, Leiter des Fachbereichs Publikationen am ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, zeigte in einer Begleitausstellung „Hinterlassenschaften. Sowjetische und USUnited States-amerikanische Kasernen in Großformatfotografien“.

Blick auf Hallen der Maintenance Division. Aufschrift am Tor: "Support is our mission".

Andrews Barracks, Berlin-Lichterfelde, 1995

Christian Adam

Lokalgeschichte international

Professor Echternkamp spricht am Rednerpult

Einführungsvortrag von Prof. Dr. Jörg Echternkamp

SBM/Alishya Tanoku

Bis auf den letzten Platz gefüllt war auch der SBM-Tagungsraum in der Bernauer Straße, wo der Blick auf die ehemaligen Grenzanlage an den Mauerbau 1961 erinnerte, ein prägendes Ereignis für die Vier-Sektoren-Stadt. In seiner wissenschaftlichen Einführung hob Professor Jörg Echternkamp (ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr) drei konzeptionelle Leitfäden der Tagung hervor: den raumgeschichtlichen Ansatz, der militärische Gebäude, Landschaften und Infrastruktur zum Thema macht; die erinnerungsgeschichtliche Frage nach dem Platz der Alliierten im kulturellen Gedächtnis Berlins; schließlich die Bedeutung des Themas für die gegenwartsnahe Zeitgeschichte, die mit dem Blick auf das Internationale im Lokalen ihr Untersuchungsfeld ausweitet.

Überreste, Nachnutzung, Erinnerung

Zwei Frauen im Gespräch

Dr. Doris Müller-Toovey (MHM Berlin-Gatow) im Gespräch mit Carine Lachèvre (Musée de l’Armée, Paris)

Bundeswehr/Jörg Echternkamp

Nach einem Rückblick auf die Stationierung von Truppen der Siegermächte im jeweiligen Sektor Berlins nach 1945 ging es dann vor dem Hintergrund des sicherheitspolitischen Wandels um die getrennten Abschiedszeremonien der Westmächte und der sowjetischen/russischen Besatzungsmacht und die Stationierung der Bundeswehr, etwa in der General-Steinhoff-Kaserne (Dr. Doris Müller-Toovey, Militärhistorisches Museum, MHM, Berlin-Gatow), aber auch in zahlreichen ehemaligen Liegenschaft der Nationalen Volksarmee (Oberstleutnant Dr. Klaus Storkmann, ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr). Mehrere Referenten spürten den zivilen Spuren des Militärs nach: den Kinos der Alliierten etwa, der Schwimmhalle in der Finckensteinallee, dem „Teufelsberg“ oder der städtebaulichen Nutzung des einstigen Grenzstreifens. Neue Einsichten in die jeweiligen Gründungs- und Entwicklungsgeschichten lieferten Vertreter des AlliiertenMuseums, des Museums Berlin-Karlshorst und des Centre Français de Berlin, in dem auch die auswärtigen Gäste untergebracht waren. Die Hürden, die der Ausbau einer Sammlung zur Ausstellung im Ausland nehmen muss, erläuterten schließlich Mitarbeiter des Pariser Armeemuseums.

Narrative Vieldeutigkeit des Kalten Krieges

Drei Männer auf dem Podium, einer spricht ins Mikrofon.

Lebhafte Diskussion. Oberstleutnant Dr. Klaus Storkmann (ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr), Dr. Jörg Morré (Museum Berlin-Karlshorst), Prof. Jörg Echternkamp (ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr), v. r. n. l.

SBM/Alishya Tanoku

Am Ende einer Konferenz, an der auch prominente Zeitzeugen wie der einstige Außenminister der DDRDeutsche Demokratische Republik Markus Meckel (MdBMitglied des Deutschen Bundestages 1990-2009) teilnahmen, zogen die Professoren Defrance und Pfeil Bilanz. Sie unterstrichen das öffentliche Interesse an der Epoche des Kalten Krieges, deren geschichtswissenschaftliche Bedeutung sowie die narrative Vieldeutigkeit. Welche Bedeutung schreiben wir heute dem Kalten Krieg zu? Mit dieser Frage setzen sich nicht nur Museen und Gedenkstätten auseinander. Militärgeschichte erweist sich wieder einmal als Bestandteil eines komplexeren historischen Themas. Das ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, insbesondere sein mit der Militärgeschichte des Kalten Krieges befasster Forschungsbereich Militärgeschichte nach 1945, wird daher auch künftig mit den einschlägigen Berliner Institutionen und internationalen Partnern zusammenarbeiten. Am ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr ist bereits die Publikation der Tagungsergebnisse in Arbeit, in der sich auch Bilder der Ausstellung von Christian Adam wiederfinden werden.

von Jörg Echternkamp

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