Veranstaltungsbericht: Der Stahlhelm – Bund der Frontsoldaten
Veranstaltungsbericht: Der Stahlhelm – Bund der Frontsoldaten
- Datum:
- Ort:
- Potsdam
- Lesedauer:
- 2 MIN
Am Donnerstag, dem 30. November 2023 stellte das ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr das Buch „Der Stahlhelm - Bund der Frontsoldaten. Eine Veteranenorganisation und ihr Verhältnis zum Nationalsozialismus“ von Dr. Dennis Werberg der Öffentlichkeit vor.
Stahlhelm als Forschungsthema
Der Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten war… – ja was war er eigentlich? Die Organisation, die nach dem Ersten Weltkrieg gegründet wurde, entzieht sich einer eindeutigen Interpretation. Dennis Werberg macht diese Ambivalenzen zum Gegenstand seiner Arbeit und zeigt die Verbindungen von Veteranenorganisation, paramilitärischen Wehrverband und „überparteilicher“ Sammlungsbewegung des rechtskonservativen nationalistischen Lagers auf. Frank Bösch, Direktor des Leibniz-Zentrums für Zeithistorische Forschungen (ZZF), diskutierte und würdigte die thesen- und materialstarke Arbeit Werbergs.
Das Buch
„Der Stahlhelm – Bund der Frontsoldaten“ war bis in die frühen 1930er Jahre hinein eine der größten Massenorganisation des nationalen Lagers in Deutschland und eine der mitgliederstärksten Veteranenorganisationen in der Weimarer Republik. Ab der Mitte der 1920er Jahre trat er immer stärker als rechtsgerichtete Sammlungsbewegung in Erscheinung. Sein Ziel war es, die Demokratie von Weimar in einen autoritär geführten Machtstaat umzuwandeln. Das rechte Lager, dem der Verband angehörte, war jedoch gespalteten - und die Konfliktlinien liefen auch durch den Stahlhelm als Massenorganisation selbst. Das erschwerte die Festlegung auf einen politischen Kurs.
Stahlhelm und Nationalsozialismus
Hier und in der anschließenden Podiumsdiskussion diskutierten Autor, Laudator und Publikum, die Ergebnisse der Arbeit. Steht die Demokratiefeindlichkeit des Stahlhelms außer Frage, so konnte Werberg doch zahlreiche, generationsgeprägte Unterschiede im politischen Denken des autoritär-konservativen Stahlhelm und der faschistisch-totalitär agierenden NSNationalsozialismus-Bewegung ausmachen. Mit der seit dem Ende der 1920er Jahre aufstrebende NSNationalsozialismus-Bewegung erwuchs dem Stahlhelm ein mehr als ernstzunehmender Konkurrent innerhalb des rechten Lagers. Die Rivalität der beiden Akteure steigerte sich zur offenen Feindschaft, obwohl zahlreiche Mitglieder des Stahlhelms mit dem Nationalsozialismus sympathisierten. Der Kampf um die Vorherrschaft im rechten Lager reichte bis hin zu offener ausgetragenen Kämpfen in den früheren 1930er Jahren und lies Stahlhelmer nach der Machtübernahme zu Opfern des Terrors des sich zwischen 1933 und 1935 etablierenden NSNationalsozialismus-Staates werden. Diese soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Stahlhelmer im Zuge der Etablierung des NSNationalsozialismus-Regimes sich meist geräuschlos in das System integrierten. Die Selbstgleichschaltung des Restverbandes konnte das Ende des Stahlhelms nur verzögern. Im November 1935 löste er sich auf Anordnung des Regimes auf.
Stahlhelm 2.0
Auch wenn der Stahlhelm nach seiner Neugründung 1951 nicht mehr die Massenbasis wie nach dem Ersten Weltkrieg erreichen konnte, so zeigte die Diskussion doch auf wie in der Adenauerzeit der Stahlhelm als Vehikel einerseits der Integration in die junge Bundesrepublik dienen konnte und anderseits mehr als nur Tendenzen ins rechtsextreme Lager bis hin zu rechtsterroristische Gruppen entwickelte – ein politischer Spagat, der auch hier zum Scheitern der Organisation führte. Erst im Jahr 2000 löste sich die Bundesführung offiziell auf.