Zugehört - Podcast

Krieg und Geschlecht in der Ukraine

Krieg und Geschlecht in der Ukraine

Datum:
Ort:
Potsdam
Lesedauer:
2 MIN

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Im Ukrainekrieg spielen Frauen eine entscheidende Rolle, die traditionelle Geschlechterbilder zunehmend in Frage stellt. Auch zur Ausbildung der ukrainischen Streitkräfte durch die Bundeswehr in Deutschland kommen regelmäßig Soldatinnen. Sabine Barz, Gender Advisor im EUMAM UAEuropean Union Military Assistance Mission Ukraine ST-CSpecial Training Command und Dr. Kristiane Janeke, ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, sprechen über Frauen und Geschlecht im Ukrainekrieg, über die Bedeutung von Geschlechterrollen und die Geschlechterperspektive in den Streitkräften.

Zwei Damen mittleren Alters mit Brille, sitzen in einem Tonstudio und lächeln freundlich in die Kamera

Sabine Barz, Gender Advisor im EUMAM UAEuropean Union Military Assistance Mission Ukraine ST-CSpecial Training Command und Dr. Kristiane Janeke sprechen über Frauen und Geschlecht im Ukrainekrieg

Bundeswehr/Andrea Nimpsch

Die Rolle der Frauen im Krieg 

Das Gespräch beginnt mit einem Einblick in die Rolle von Frauen in den ukrainischen Streitkräften. Aktuell dienen in Ihnen ca. 68.000 Frauen, darunter 5.000 an der Front. Ihre Motive unterscheiden sich dabei nicht wesentlich von denen der Männer. Gleichzeitig tragen sie weiterhin die Hauptlast der familiären Verantwortung und leisten psychosoziale Unterstützung in den Kampfgebieten. Ein besonderer Fokus der Podcastfolge liegt auf der Arbeit einer oder eines Gender Advisor. Sabine Barz erklärt ihre Aufgabe als Gender Advisor in der EU-Mission unter Beteiligung der Bundeswehr: Dabei geht es um die Analyse der geschlechtsspezifischen Auswirkungen von Konflikten und die Beratung militärischer Führungskräfte. Es geht also nicht um Gendersternchen oder Aufgaben der Gleichstellungsbeauftragten, sondern um ein tieferes Verständnis der sozialen Dynamiken in Krisengebieten.

Blaues Wappen mit gelben Sternen (EU) auf einer Felcktarn Uniform

Ausbildung ukrainischer Soldatinnen und Soldaten im Ausbildungszentrum im Rahmen der Ausbildungsmission EUMAM UAEuropean Union Military Assistance Mission Ukraine.

Bundeswehr/Rolf Klatt

Sexualisierte Gewalt als Kriegswaffe

Frauen sind im Krieg besonders gefährdet und von sexualisierter Gewalt betroffen. Diese wird auch im Ukrainekrieg gezielt als Kriegswaffe eingesetzt. Russische Streitkräfte verüben systematisch Vergewaltigungen und andere Formen sexualisierter Gewalt gegen ukrainische Frauen, Männer und Kinder. Diese Taten dienen nicht nur der individuellen Demütigung der Opfer, sondern zielen auf eine kollektive Traumatisierung. Die psychischen und physischen Folgen sind verheerend und langanhaltend. Während Russland traditionelle Geschlechterrollen von Männern als heldenhaften Kämpfern und Frauen als Opfer und fürsorgliche Hüterinnen der Familie für seine Propaganda nutzt, führt in der Ukraine der Krieg dazu, dass Frauen eine zunehmend aktive Rolle in den Streitkräften einnehmen und in der Gesellschaft eine stärkere Geschlechtergerechtigkeit einfordern. Der Krieg hat somit das Potenzial, Geschlechterrollen zu hinterfragen und neu zu definieren und die gesellschaftliche Wahrnehmung von Geschlecht und Macht zu verändern.

im Vordergrund eine Werbeaufsteller von EUMAN im Hintergrund ein Panzer und Soldaten stehen im Kreis

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundesminister der Verteidigung Boris Pistorius und der ukrainische Botschafter Oleksij Makejew besuchen ukrainische Soldaten im Ausbildungszentrum.

Bundeswehr/Rolf Klatt

Neues Osteuropa-Projekt am ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr 

Die Podcastfolge ist Teil des neuen Projekts „Militärgeschichtliche Osteuropa-Forschung zum Zeitalter der Weltkriege“, mit dem das ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr seine Expertise zugleich in die Diskussionen und Debatten zur Entwicklung in Osteuropa verstärkt einbringen und ausbauen will. Im Fokus steht die nicht allein aus dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine motivierte Erschließung Osteuropas für die Militärgeschichtsforschung. 

Zwei Damen mittleren Alters mit Brille, sitzen in einem Tonstudio und lächeln freundlich in die Kamera
Sabine Barz und Dr. Kristiane Janeke sprechen über Frauen und Geschlecht im Ukrainekrieg, über die Bedeutung von Geschlechterrollen und die Geschlechterperspektive in den Streitkräften.
Audio-Transkription

von Dr. Kristiane Janeke

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Shownotes

  • Tina Ackermann: Frauen auf der Flucht. Bundeszentrale für politische Bildung. Bonn 2024.

     

  • Sabine Fischer: Die chauvinistische Bedrohung. Russlands Kriege und Europas Antworten, Berlin, Heidelberg 2023.

     

  • Marta Havryshko: Vergewaltigung als Kriegswaffe? Einige Überlegungen zu sexueller Gewalt im Krieg gegen die Ukraine, 18.5.2022
    https://geschichtedergegenwart.ch/vergewaltigung-als-kriegswaffe-einige-ueberlegungen-zu-sexueller-gewalt-im-krieg-in-der-ukraine/

     
  • Sofi Oksanen: Putins Krieg gegen die Frauen (Samaan virtaan, 2023), Essay, deutsch von Angela Plöger und Maximilian, Köln 2024.

     

  • Simon Shuster: The Showman. Inside the Invasion That Shook the World and Made a Leader of Volodymyr Zelensky, 2024. 
     

"Zugehört!" - Podcast

Militärhistorische und -soziologische Themen im Interview mit Expertinnen und Experten