Die Schutzstaffel der NSDAPNationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei
Die Schutzstaffel der NSDAPNationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei
- Datum:
- Ort:
- Potsdam
- Lesedauer:
- 3 MIN
Auch fast 80 Jahre nach Ende des NSNationalsozialismus-Regimes ist die Unkenntnis über die Schutzstaffel noch groß. Was war diese Organisation? Welche Rolle spielte sie im NSNationalsozialismus-System? Wer waren ihre Mitglieder? Für welche Verbrechen war die SSSchutzstaffel verantwortlich? Antworten auf diese Fragen gibt Prof. Dr. Jan Erik Schulte von der Gedenkstätte Hadamar und der Ruhr-Universität Bochum im Gespräch mit Oberst PDPrivatdozent Dr. John Zimmermann vom ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr.
Die Entstehung der Schutzstaffel
Die SSSchutzstaffel war eine nationalsozialistische Organisation in der Weimarer Republik und der Zeit des Nationalsozialismus, die vor allem Adolf Hitler als Herrschafts- und Unterdrückungsinstrument diente. Die SSSchutzstaffel wurde am 4. April 1925 von Hitler als persönliche Leibgarde in München gegründet, übte aber zudem den parteiinternen „Polizeidienst“ aus. Sie unterstand zunächst der SASturmabteilung. Der sogenannte Reichsführer SSSchutzstaffel Heinrich Himmler war ab 1927 entscheidend für die Ausformung als Macht- und Terrorinstrument. Am 30. Juni 1934 liquidierte die SSSchutzstaffel im Rahmen des sogenannten Röhm-Putsches die Führung der SASturmabteilung. Als Ergebnis dieser Aktionen erreichte die SSSchutzstaffel die Eigenständigkeit innerhalb der NSDAPNationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei. Da sie sich bereits als „Parteipolizei“ etabliert hatte, gelang es ihr, die Kontrolle über das gesamte deutsche Polizeiwesen zu erlangen und mit der Waffen-SSSchutzstaffel eine militärische Funktion neben der Wehrmacht zu übernehmen.
Das Terrorinstrument der Naziherrschaft
Im NSNationalsozialismus-Staat war die SSSchutzstaffel das zentrale Organ für Terror und Unterdrückung. In ihren Verantwortungsbereich fielen ab 1934 Betrieb und Verwaltung von Konzentrations-, ab 1941 auch von Vernichtungslagern. Sie war sowohl an der Planung als auch an der Durchführung des Holocaust und anderer Völkermorde vorrangig beteiligt. Während des Zweiten Weltkriegs war sie mit ihren unterschiedlichen Gliederungen darüber hinaus maßgeblich verantwortlich für beispiellose Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung im Deutschen Reich und im besetzten Europa. Seit Kriegsende ist sie verboten und wurde in den Nürnberger Prozessen als verbrecherische Organisation eingestuft.
Die Gesprächspartner
Jan-Erik Schulte (geboren 1966) studierte von 1987 bis 1993 Geschichte, Volkswirtschaftslehre und Neugermanistik an der Ruhr-Uni Bochum und der University of Liverpool. 1997 bis 1999 arbeite er als Historiker für das kanadische Justizministerium in der „Crimes against Humanity and War Crimes Section“ in Ottawa und wurde 1999 von der Ruhr-Universität Bochum bei Hans Mommsen mit seiner Dissertation „Verwaltung des Terrors. Entwicklung und Tätigkeit der Verwaltungs- und Wirtschaftsämter der SSSchutzstaffel 1944-1945“ promoviert. Anschließend arbeitete er dann in der Erinnerungs- und Gedenkstätte Wewelsburg – eigentlich ein burgähnliches Renaissance-Schloss, das 1933 von der SSSchutzstaffel erworben und teilweise umgebaut wurde und zu einer Art Gralsburg der SSSchutzstaffel werden sollte. Dort fing er 2000 als Volontär an und avancierte 2003 zum Kurator und wissenschaftlichen Leiter des Ausstellungsbereiches „Allgemeine Geschichte der SSSchutzstaffel“ während der Neukonzeption der dortigen Dauerausstellung. Nach Stationen als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Universitäten Bochum und Marburg war er von 2010 bis 2014 Mitarbeiter des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung an der TUTechnische Universität Dresden. 2014 wurde er Leiter der Gedenkstätte Hadamar in Hessen und nach Abschluss seiner Habilitation lehrt er seit 2016 als Privatdozent und seit 2023 als außerplanmäßiger Professor an seiner Alma mater, der Ruhr-Universität Bochum.
Seine Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte des Nationalsozialismus und des Holocaust, Internationale Geschichte und die Erinnerungskultur nach 1945 sowie Kanadische Zeitgeschichte. Er ist Verfasser und Herausgeber mehreren Arbeiten zur Geschichte des Nationalsozialismus und insbesondere der SSSchutzstaffel, zuletzt veröffentlichte er die Arbeit „Mahnort SSSchutzstaffel-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt 1942–1945. Verwaltungs- und Terrorzentrale der SSSchutzstaffel„, Berlin/Leipzig 2020. Bereits 2014 gab er zusammen mit Bernd Wegner und Peter Lieb mit „Die Waffen-SSSchutzstaffel. Neuere Forschungen“ (Paderborn 2014) einen der wesentlichen Sammelbände zu eben jenem Thema heraus.
Oberst PDPrivatdozent Dr. John Zimmermann ist langjähriger Mitarbeiter im ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr. Er ist Leiter des Forschungsbereichs Militärgeschichte bis 1945 und hat zusätzlich einen Lehrauftrag an der Universität Potsdam.
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