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Konferenzbericht

„Das Jahr 1945“ und seine Folgen für das Baltikum

Tagung
Datum:
Ort:
Litauen
Lesedauer:
3 MIN

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Was bedeutete das Ende des Zweiten Weltkriegs für den Ostseeraum? Um diese Leitfrage ging es vom 8. bis 10. Oktober 2025 auf einer internationalen Konferenz an der Universität Klaipėda (KU).

Rotes Backsteingebäude im nordischen Stil mit einem Uhrenturm, davor ein kleiner Platz mit Bänken

Der Tagungsort: Die Aula der Universität Klaipėda, die vor 1933 als Kaserne fungierte. Hier waren deutsche Soldaten (1907-1919, 1933-1945), französische (1920-1923), litauische (1923-1939) und sowjetische/russische (1945-1993) stationiert

Bundeswehr/Echternkamp

„Das Jahr 1945“ und seine Folgen für das Baltikum standen im Mittelpunkt einer Konferenz in Klaipėda (Litauen). Es handelte sich um eine Kooperationsveranstaltung des ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr und des Instituts für Geschichte und Archäologie des Baltikums (BRIAI). Die englischsprachige Veranstaltung, die Prof. Dr. Jörg Echternkamp (ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr) und Prof. Dr. Vasilijus Safronovas (BRIAI) konzipiert hatten, trug den Titel „The Year 1945: Experiences and Legacies in the Baltic Sea Region“. Das vielfältige Programm diente nicht nur der historischen Forschung, sondern auch der akademischen Vernetzung unter ost- und mitteleuropäischen Kollegen und Kolleginnen.

Kriegsende und Erinnerungskultur im Baltikum

Mann am Rednerpult stehend, im Hintergrund blau-weißer Vorhang und Aufsteller der Universität

Eröffnung der Konferenz: Professor Jörg Echternkamp vom ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr begrüßte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Universität Klaipeda/Gediminas Sass

Historiker, Politik- und Kulturwissenschaftler aus sieben Ländern – Litauen, Estland, Deutschland, Großbritannien, Polen, Israel und den USAUnited States of America – verknüpften an drei Tagen die Analyse der Außen- und Sicherheitspolitik mit der Geschichte der Erinnerungen und öffentlicher Darstellungen des Zweiten Weltkriegs im Ostseeraum, vor allem in den baltischen Staaten. Dass dieser litauisch-deutschen Zusammenarbeit in Zeiten russischer Aggressionspolitik eine besondere Bedeutung zukommt, betonte die Vizerektorin der KU Prof. Dr. Laura Šaltytė-Vaisiauskė in ihrer Eröffnungsrede.

Unterschiedliche Bedeutung des Jahres 1945 

Mann im grauen Anzug mit Brille stehend vor einem Laptop am Rednerpult

Der Direktor des Instituts für Geschichte und Archäologie des Baltikums Professor Vasilijus Safronovas resümierte die Ergebnisse der Tagung.

Klaipeda Universität/Gediminas Sass

Den Ausgangspunkt der Konferenz bildeten das Jahr 1945 und die sowjetische Besetzung mit ihren militärischen, politischen, sozialen und auch kulturellen Folgen. Litauen, Lettland und Estland verloren ihre staatliche Souveränität. Ein Ziel der Tagung war es daher, die mittel- und osteuropäische Perspektive zu betonen, in der im Unterschied zur Bundesrepublik und zu Westeuropa das Kriegsende nicht gleichermaßen als „Befreiung“ erscheint. Die Referenten analysierten aus geopolitischer Perspektive die Rolle der Ostsee in den Plänen der Großmächte in den Jahren 1944/1945 sowie deren Auswirkungen auf die baltischen Staaten und die Stellung der Region in Europa in der Nachkriegszeit. Diskutiert wurden auch die Vorstellungen und Erwartungen, die weitere politische Akteure – von den Exilregierungen bis zu bewaffneten Widerstandsgruppen – im Hinblick auf die Nachkriegsordnung entwickelten. 

Die „kleinen“ Staaten im Mittelpunkt 

Vier Personen, davon drei Frauen sitzen nebeneinander, eine mit Mikrofon in der Hand spricht.

Auf dem Panel „Erfahrungen und Erinnerungen“ diskutieren (v.l.n.r.) Anke Pinkert (University of Illinois Urbana-Champaign, USAUnited States of America), Zigmas Vitkus und Ruth Leiserowitz (Institut für Geschichte und Archäologie des Baltikums) und Kristiane Janeke (ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr).

Bundeswehr/Echternkamp

Das Expertentreffen in der Aula des BRIA verfolgte den Zweck, den Blick nicht nur wie bisher auf die kriegführenden Großmächte, sondern auch auf die kleineren Staaten zu lenken, die auf unterschiedliche Weise von der Kriegführung betroffen waren. Immer wieder ging es dabei um die spezifischen Erfahrungen der Ostseeregion und den Beitrag, den diese regionalgeschichtlichen Darstellungen zu einem differenzierteren Bild des Kriegsendes und der Nachkriegszeit leisten können. Eine besondere Rolle spielt hier die museale Repräsentation des Krieges. Die ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr-Mitarbeiterin Dr. Kristiane Janeke verglich dazu die Militärhistorischen Museen in Kaunas, Moskau und Minsk.

Krieg und Nachkrieg in Klaipeda

Da passte ein Besuch des Museums „39/45“ gut ins Programm. Seit 2018 erläutert das Museum innerhalb der einstigen Festung von Klaipėda, in einem ehemaligen Sprengstoffdepot der Wehrmacht, die wechselhafte Geschichte Klaipėdas und der Region, die 1939 wieder Ostpreußen zugeschlagen wurde. Haushaltsgegenstände, Fotoalben und Computersimulationen erinnerten an die Zerstörungen in der Nachkriegszeit, die auch eine anschließende Führung durch die Altstadt veranschaulichte. Ein weiteres in Klaipėda beheimatetes Museum findet sich im Minensuchboot M52 „Sūduvis“. Es ist Teil des litauischen Schifffahrtsmuseums.

Minenjagdboot schwimmend mit Aufdruck M 52 an einer Anlegestation

Schiffsmuseum M52 „Sūduvis“ am Ufer der Danė. Deutschland hatte 1999 der litauischen Marine das Minenjagdboot, das 1958 auf M1071 „Koblenz“ getauft worden war, übergeben. Seit 2021 nutzt es das litauische Schifffahrtsmuseum für seine Bildungsarbeit.

Bundeswehr/Echternkamp

In einem abschließenden Treffen mit Echternkamp und Safronovas unterstrich der Rektor der KU Prof. Dr. Artūras Razbadauskas den Mehrwert der Zusammenarbeit von KU und ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr: Dieser liege in der Vertiefung der litauisch-deutschen Beziehungen durch wissenschaftlichen Austausch und die Förderung der historischen Bildung, nicht zuletzt für die Streitkräfte.

 

 

 

von Forschungsbereich Militärgeschichte nach 1945 

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