70 Jahre deutsche Mitgliedschaft in der NATO
70 Jahre deutsche Mitgliedschaft in der NATO
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Am 6. Mai 2025 jährt sich zum 70. Mal der Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zur Nordatlantischen Vertrags-Organisation.
In unserer vom 12. Juli 1955 datierten Quelle äußert sich Bundeskanzler Konrad Adenauer gegenüber Verteidigungsminister Theodor Blank über die kurz zuvor eingerichtete Ständige Vertretung der Bundesrepublik im damals noch in Paris gelegenen NATO-Hauptquartier. Mit seiner Entscheidung, die Vertretung dem Geschäftsbereich des Auswärtigen Amtes zuzuordnen, beendete Adenauer eine regierungsinterne Diskussion über die ressortmäßige Zuordnung der neuen Behörde.
Mitwirkung in der NATO: Aufgabe vieler Ressorts
Ministerien mit Bezug zur NATO, also neben dem Auswärtigen Amt die Ressorts Finanzen, Wirtschaft, Verkehr und insbesondere Verteidigung, entsandten Beamte und Offiziere in die Vertretung, die dort aber weiterhin der Weisungsbefugnis des jeweiligen Ressorts unterstanden. Zur Koordination der entsandten Berater und Sachverständigen wurde ein von Adenauer hier als „besonderer Abteilungsleiterausschuss“ bezeichnetes Gremium im Auswärtigen Amt gebildet. Es erhielt die Bezeichnung „Koordinierungsausschuss NATO“.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Ständigen Vertretung hatten (und haben bis heute) in den zahlreichen Ausschüssen mitzuwirken, die dem Nordatlantikrat – in der vorgestellten Quelle von Adenauer „Ministerrat“ genannt – zuarbeiten. Außerdem sollen sie den Ständigen Vertreter, der Deutschland im Rang eines Botschafters im Nordatlantikrat vertritt, fachlich beraten. Dass dabei Fragen mit militärischem Bezug eine zentrale Rolle spielen, lag von Anfang an in der Natur der Sache. Während heute mehrere Abteilungen und Referate in der Ständigen Vertretung mit Aspekten der militärischen Dimension des Bündnisses befasst sind, bestand 1955 lediglich eine „Militärische Abteilung“, die mit Personal aus dem BMVgBundesministerium der Verteidigung besetzt war.
Holpriger Start ins neue Bündnis
Für die Militärische Abteilung gestaltete sich die Wahrnehmung der Aufgaben zunächst recht schwierig. Man musste sich in die zahlreichen Grunddokumente des Bündnisses einarbeiten, was dadurch erschwert wurde, dass sie keineswegs unmittelbar zur Verfügung standen. In einem Bericht der Militärischen Abteilung ans BMVgBundesministerium der Verteidigung vom Juli 1955 findet sich die Einschätzung: „Da die Beschaffung dieser Grunddokumente…in der derzeitigen Situation bei teilweisem Fehlen der Sicherheitsvoraussetzungen sehr schwierig ist, werden noch 2-3 Monate vergehen, bevor eine echte internationale Mitarbeit möglich ist“.
Diese Einschätzung stellte sich als zu optimistisch heraus. Tatsächlich war mehr Zeit erforderlich, um in den neuartigen Bündnisstrukturen Tritt zu fassen. Neben anfänglichen Schwierigkeiten mit Sicherheitsfreigaben wirkten die Flut an vertraulichen Dokumenten und die anfängliche Unterbesetzung bundesdeutscher NATO-Dienststellen der vollwertigen Bündnisfähigkeit des Neumitglieds entgegen. Nach dem holprigen Start entwickelte sich die Bundesrepublik jedoch zu einem als verlässlich geschätzten Bündnispartner, der mit Streitkräften, die allmählich zu einer Friedensstärke von knapp 500.000 Mann aufwuchsen, einen wesentlichen Beitrag zur Abschreckungsfähigkeit der NATO im Kalten Krieg leistete.
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Historisches Dokument - Originale aus dem Archiv
Die abgebildeten historischen Dokumente sind Kopien von Originalen aus dem Bundesarchiv-Militärarchiv.