Historisches Dokument

Grenztruppen der DDRDeutsche Demokratische Republik auf dem Territorium der Bundesrepublik

Grenztruppen der DDRDeutsche Demokratische Republik auf dem Territorium der Bundesrepublik

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Unsere heutige Quelle führt uns ins Jahr 1985 und an die innerdeutsche Grenze. Es handelt sich um einen Auszug aus einem Wochenbericht des Amts für Nachrichtenwesen der Bundeswehr (ANBw) zur regionalen Sicherheitslage.

Teaserbild Historisches Dokument

Die historischen Dokumente sind Kopien von Originalen aus dem Bundesarchiv-Militärarchiv.

Bundeswehr/Andrea Nimpsch

Diese Berichte gingen Woche für Woche als Verschlusssache „Nur für den Dienstgebrauch“ an eine Reihe von Bundeswehr-Dienststellen auf Kommando- bzw. Divisions-Ebene.

Zur Lage an der innerdeutschen Grenze (in der Quelle „idg“ abgekürzt) vermerkt der Bericht rege Tätigkeit aufseiten der DDRDeutsche Demokratische Republik, vor allem Neu- und Umbauarbeiten am Sicherungs- und Signalzaun, wie die auf Tötung von Menschen ausgelegten Sperranlagen hier in Anlehnung an den beschönigenden offiziellen Ausdruck der DDRDeutsche Demokratische Republik genannt werden.

Die innerdeutsche Grenze: vermintes Gelände

Als ein Schwerpunkt der Tätigkeiten auf DDRDeutsche Demokratische Republik-Seite sind Minenräumarbeiten genannt. Die DDRDeutsche Demokratische Republik hatte seit 1960 Anti-Personen-Minen entlang der Grenze zur Bundesrepublik verlegt, zunächst schon im Zweiten Weltkrieg geläufige, mit Beton ummantelte Modelle aus sowjetischen Beständen. Später kamen technisch ausgefeiltere Modelle aus eigener und aus bulgarischer Produktion hinzu. Insgesamt wurden etwa 1,3 Mio. Minen verlegt.

Maschinenschriftliches Schriftstück

Auszug aus einem Wochenbericht des Amts für Nachrichtenwesen der Bundeswehr (ANBw) zur regionalen Sicherheitslage von 1985

Bundesarchiv, Abteilung Militärarchiv

Die Verminung betraf nicht die gesamte, rund 1.400 km lange Grenze zwischen den deutschen Staaten, doch hatten die Erdminenfelder bis 1979 immerhin eine Gesamtlänge von annähernd 300 km erreicht. Der Beschluss zu ihrer Räumung hing einerseits damit zusammen, dass die DDRDeutsche Demokratische Republik 1981 einer gegen den Einsatz von Anti-Personen-Minen gerichteten UNUnited Nations-Konvention beigetreten war. Andererseits konnte Ost-Berlin die Minenräumung als Entgegenkommen gegenüber der Bundesrepublik darstellen, auf deren finanzielle Unterstützung das abgewirtschaftete DDRDeutsche Demokratische Republik-Regime zunehmend angewiesen war.

Der Grenzübertritt von rund zehn Soldaten der Grenztruppen der DDRDeutsche Demokratische Republik am 15. September 1985 war kein singuläres Ereignis. Gelegentlich finden sich vergleichbare Meldungen in den Wochenberichten des ANBw für 1985. Konnte das Betreten des Territoriums des „Klassenfeindes“ durch die Minenräumung motiviert sein? Wer Minen verlegt, tut gut daran, den Standort jeder Mine zu dokumentieren. Dazu war die DDRDeutsche Demokratische Republik aufgrund der erwähnten UNUnited Nations-Konvention auch verpflichtet.

Grenze bleibt auch nach Minenräumung undurchlässig

Freilich besteht ein – je nach Minentyp unterschiedlich hohes – Risiko, dass eine einmal verlegte Mine nicht dauerhaft an ihrem Standort verbleibt, sondern durch Witterungseinflüsse bewegt wird. Hatte man Grund zur Annahme, dass solche Einflüsse den Umfang des zu räumenden Minenfelds über die Staatsgrenze der DDRDeutsche Demokratische Republik hinaus verändert hatten? Sollten auf bundesrepublikanisches Gebiet gelangte DDRDeutsche Demokratische Republik-Minen unschädlich gemacht werden? Was immer die Angehörigen der Grenztruppen der DDRDeutsche Demokratische Republik zum Grenzübertritt veranlasst hat, aggressive Absichten lagen dem Vorgang offenbar nicht zugrunde. Völkerrechtlich problematisch war er daher nicht.

Ende 1985 war die Minenräumung an der innerdeutschen Grenze abgeschlossen. Die direkt am Grenzzaun angebrachten heimtückischen Splitterminen, die unter der Bezeichnung „Selbstschussanlagen“ bekannt geworden waren, hatte man schon vor den Erdminen abgebaut. Die innerdeutsche Grenze war seitdem vielleicht weniger tödlich, infolge neuer technischer Entwicklungen jedoch nicht weniger undurchlässig als zuvor. Dass andere Staaten des Warschauer Pakts ihre ohnehin knappen Ressourcen in geringerem Ausmaß für die technische Absicherung ihrer Grenzen zum westlichen Ausland aufwandten, lässt die Quelle ebenfalls vermuten: in derselben Woche gelang gleich zwei Tschechoslowaken die Flucht in die Bundesrepublik.

Text und Dokument zum Herunterladen

von Christoph Kuhl

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Historisches Dokument

Die abgebildeten historischen Dokumente sind Kopien von Originalen aus dem Bundesarchiv-Militärarchiv.