70 Jahre Bundesministerium der Verteidigung
70 Jahre Bundesministerium der Verteidigung
- Datum:
- Ort:
- Bonn
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Am 07. Juni 1955 wurde Theodor Blank zum Bundesminister für Verteidigung ernannt. In unserer Quelle informiert Ernst Wimmer die Belegschaft über den Besuch des Bundeskanzlers Konrad Adenauer.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs nahmen die Spannungen zwischen den USAUnited States of America und der Sowjetunion zu. Den westlichen Teilnehmern der vormaligen Anti-Hitler-Koalition wurde klar, dass ein militärischer Beitrag der jungen Bundesrepublik Deutschland unverzichtbar war um die von den USAUnited States of America befürchtete weitere Ausdehnung des sowjetischen Einflussbereichs in Europa zu verhindern.
Die mit den organisatorischen Vorarbeiten zu diesem militärischen Beitrag beauftragte Behörde wurde im Oktober 1950 im Geschäftsbereich des Bundeskanzleramts eingerichtet und erhielt die Bezeichnung „Dienststelle des Beauftragten des Bundeskanzlers für die mit der Vermehrung der alliierten Truppen zusammenhängenden Fragen“. Zu ihrem Leiter machte Bundeskanzler Konrad Adenauer den CDUChristlich Demokratische Union-Bundestagsabgeordneten Theodor Blank, der ihm seit Kriegsende aus der landespolitischen Arbeit in Nordrhein-Westfalen bekannt war. Die amtliche Bezeichnung der Dienststelle war derart sperrig, dass sich keine einprägsame Abkürzung anbot. Daher wurde sie umgangssprachlich bald nur noch „Amt Blank“ genannt.
Amt Blank als Vorläufer und Keimzelle des BMVgBundesministerium der Verteidigung
Adenauer hatte Blank bereits 1950 zugesagt, die Dienststelle, deren Personalumfang bis 1953 auf über 800 Mitarbeitende anwuchs, in ein Bundesministerium umzuwandeln. Aus verschiedenen Gründen zögerte er diesen Schritt jedoch hinaus. Vor allem spielte Rücksichtnahme auf Befindlichkeiten unter den westlichen Partnern eine Rolle. Deutschland war ganz Europa noch als Aggressor in frischer Erinnerung. Seine feste vertragliche Einbindung in eine westliche Verteidigungsgemeinschaft war von entscheidender Bedeutung. Erst wenn sie vollzogen war, sollten Fragen militärischer Natur in Deutschland wieder Kabinettsrang haben. Das erschwerte Blank die Arbeit, weil er Auseinandersetzungen in der Regierung nicht auf Augenhöhe führen konnte, z.B. mit Finanzminister Fritz Schäffer, dessen Haus lange sehr zurückhaltend bei der Bewilligung von Mitteln für Planstellen im Amt Blank war.
Mitte 1955 war es soweit. Nachdem die Bundesrepublik am 6. Mai der NATO beigetreten war und am 9. Mai das erste NATO-Ministertreffen unter deutscher Beteiligung stattgefunden hatte, wurde Blank am 7. Juni zum Bundesminister für Verteidigung ernannt. Ministerialdirigent Ernst Wirmer, im Amt Blank Leiter der Zentralabteilung und im BMVgBundesministerium der Verteidigung Hauptabteilungsleiter Verwaltung und Recht, informiert in unserer Quelle die Belegschaft über einen Besuch Adenauers.
Politische Führung und militärische Planung
Die Umstände des Besuchs zeigen, dass Adenauer keine sehr hohe Wertschätzung mehr für Blanks Arbeit im Verteidigungsressort hegte: sehr kurzfristige Anberaumung, schmucklose Durchführung in der „Fahrzeughalle“ der Bonner Ermekeil-Kaserne, der Termin ganz ans Ende des Arbeitstages geschoben. Tatsächlich hatte Blank Adenauers Erwartungen überwiegend nicht erfüllt. Dem Bundeskanzler lag vor allem die Sicherstellung des Primats der Politik am Herzen. Blank schien ihm, wie er es 1955 im Gespräch mit Bundespräsident Theodor Heuss ausdrückte, zu „stark im Fahrwasser der Offiziere“. Immer wieder wirkte Adenauer über seinen Vertrauten Wirmer und andere Beamte auf die Abläufe im Amt Blank und im BMVgBundesministerium der Verteidigung in einer Weise ein, die die Verwirklichung der Planung zur Aufstellung der Bundeswehr erschwerte.
Dies trug dazu bei, dass Blank im Bundesministerium für Verteidigung (erst seit 1961 heißt es Bundesministerium der Verteidigung) keine lange Amtszeit zuteilwurde. Im Oktober 1956 übernahm er auf Wunsch Adenauers das Bundesarbeitsministerium und wurde durch den aufstrebenden CSUChristlich-Soziale Union-Politiker Franz Josef Strauß abgelöst.
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Historisches Dokument - Originale aus dem Archiv
Die abgebildeten historischen Dokumente sind Kopien von Originalen aus dem Bundesarchiv-Militärarchiv.