Exkursion

Besuch bei SHAPESupreme Headquarters Allied Powers Europe und NATO

Besuch bei SHAPESupreme Headquarters Allied Powers Europe und NATO

Datum:
Ort:
Belgien
Lesedauer:
4 MIN

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Der Forschungsbereich „Militärgeschichte nach 1945“ unternahm eine Exkursion nach Belgien, um Gespräche mit militärischen und zivilen Vertretern bei SHAPESupreme Headquarters Allied Powers Europe und im NATO-Hauptquartier zu führen und um Einblick in die Quellenlage zur Geschichte des Bündnisses zu gewinnen. 

32 unterschiedliche Flaggen, aufgestellt vor einem gläsernen Bau

Eingangsbereich des NATO Hauptquartiers in Brüssel.

Bundeswehr/Jörg Echternkamp

NATO-Geschichte am ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr

Vor 70 Jahren trat die Bundesrepublik Deutschland in die NATO ein. Das Jubiläumsjahr ruft die Geschichte dieser Institution und der multilateralen politisch-militärischen Zusammenarbeit in Erinnerung. Der Forschungsbereich „Militärgeschichte nach 1945“ im ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr ist mit seinem Projektbereich „Internationale Militärgeschichte“ zuständig für die wissenschaftliche Erforschung der Ost-West-Konfrontation unter besonderer Berücksichtigung von NATO und Warschauer Vertragsorganisation.

Sieben Männer und eine Frau auf einem Platz, im Hintergrund Flaggen

Die Angehörigen des Forschungsbereichs "Militärgeschichte nach 1945" bei der NATO.

Bundeswehr/Jörg Echternkamp

Die in den Jahren 1945-1990 überlieferten Akten des Nordatlantischen Bündnisses sind ein wichtiger Quellenfundus für die Arbeit im Forschungsbereich. Wie bauen NATO-Archivare und -Historiker ihren Quellenbestand auf? Wie erschließen sie klassifizierte Dokumente? Wie machen sie die Akten für die Wissenschaft zugänglich? Diese Themen führten die Mitglieder des Forschungsbereichs vom 30. Juni bis 3. Juli 2025 nach Brüssel und Mons.

Archivarbeit in Brüssel und Mons

Im politischen NATO-Hauptquartier im Brüsseler Norden informierten die NATO-Archivare Nicholas Roche, Nicholas Nguyen und Maria Papanikolaou über ihre Aufgaben. Bevor die Nutzer Akten einsehen können, muss deren Geheimhaltungsgrad aufgehoben werden – kein leichtes Unterfangen in einem Bündnis mit 32 Mitgliedsstaaten. Denn schon das Nein eines Staates blockiert die Öffnung eines Dokuments.

Drei Männer betrachten einen Bildschirm, im Hintergrund Besucher und Bücher

Angehörige des Forschungsbereichs mit Archivaren im NATO Archives Reading Room.

Bundeswehr/Jörg Echternkamp

Leichter fällt das Deklassifizieren, wenn nur der zum Zeitpunkt der Dokumentenentstehung als NATO-Mitglied befasste Staat beteiligt wird. Auch im militärischen Teil der NATO in Mons, dem Supreme Headquarters Allied Powers Europe (SHAPESupreme Headquarters Allied Powers Europe), der heute das Hauptquartier des Allied Command Operations (ACO) der NATO bildet, arbeiten zwei Historiker daran, den umfangreichen Aktenbestand zugänglich zu machen. Unter der Leitung von Dr. Ian Hope werden Empfehlungen zur Aufhebung des Geheimhaltungsgrads erarbeitet, die als Grundlage für die im politischen NATO-Archiv in Brüssel einzuleitende Entscheidung der Mitgliedsstaaten dienen. Der SHAPESupreme Headquarters Allied Powers Europe-Historiker beschrieb bei einem Arbeitstreffen im Conference Room weitere Tätigkeitsbereiche: Neben dem Beitrag zur historischen Bildung und der Katalogisierung und Verzeichnung von Akten berät er auf der Grundlage seines historischen Wissens und seiner Aktenkenntnisse die militärische Spitze der NATO auch bei Entscheidungen, die Gegenwart und Zukunft betreffen (applied history). Die Herausforderungen der aktuellen Sicherheitslage werfen Fragen auf, zu deren Beantwortung der Blick in die Geschichte des Kalten Krieges einen Beitrag leisten kann. Das wurde in den Diskussionen mit den Historikern ebenso deutlich wie im Austausch mit militärischen und politischen Repräsentanten.

Aus erster Hand: Deutsche Vertreter erläutern Sicherheitspolitik

Angehörige der Deutschen Militärischen Vertretung und der Deutschen Ständigen Vertretung der Bundesrepublik bei der NATO informierten den Forschungsbereich über aktuelle Herausforderungen der NATO und der EU. Der Schwerpunkt lag auf den notwendigen Strukturen, der Abgrenzung neuer Zuständigkeiten, den Entscheidungsabläufen und Kriegsbildern - stets vor dem Hintergrund historischer Beispiele aus der Zeit des Kalten Krieges.

Außenansicht Gebäude mit Fenstern, über der Tür der Schriftzug "German Support Unit"

Unterkunft der German Support Unit bei SHAPESupreme Headquarters Allied Powers Europe.

Bundeswehr/Jörg Echternkamp

Die praktische Zusammenarbeit der NATO-Mitgliedsstaaten vor Ort und bei konkreten Bedrohungsszenarien standen auch im Zentrum des Meinungsaustausches mit dem Deutschen Chef des Stabes des National Military Representative im Allied Command Operations in Mons. Als Gäste der German Support Unit erhielten die Angehörigen des Forschungsbereichs zudem einen Eindruck von der Anlage des Standorts SHAPESupreme Headquarters Allied Powers Europe und vom Alltag der „Shapians“.

Der Soldatenfriedhof Saint-Symphorien 

Kleine Grabsteine mit Gravur auf einer Wiese

Soldatenfriedhof Saint-Symphorien, zwei Kilometer von Mons, mit Gräbern von 229 Soldaten des Commonwealth und 284 deutschen Soldaten.

Bundeswehr/Jörg Echternkamp

Auf dem Programm der von Kapitänleutnant Mischa Bose organisierten Tour stand zudem der Besuch des Militärfriedhofs Saint-Symphorien in der Nähe von SHAPESupreme Headquarters Allied Powers Europe. In der Schlacht von Mons hatten Ende August 1914 zum ersten Mal in diesem Krieg deutsche Soldaten gegen Soldaten des Britischen Expeditionskorps gekämpft. Den Friedhof legte das deutsche Militär nach der Schlacht für die Bestattung deutscher und britischer Soldaten an. Heute ruhen dort mehr als 500 Kriegstote. Der Friedhof wurde aufgrund seiner Geschichte und Gestaltung 2023 in die UNESCO-Weltkulturerbeliste der Grab- und Gedenkstätten aufgenommen. Zum Gedenken legte der Leiter des Forschungsbereichs, Professor Jörg Echternkamp, am Ehrenmal eine Blume nieder.

Europäische Geschichte im Museum

Die Geschichte der Weltkriege ist wie die der NATO Teil der europäischen Geschichte. Was lag da schließlich näher, als das „Haus der Europäischen Geschichte“ in Brüssel zu besuchen? Das 2017 eröffnete Museum verfolgt das Ziel, die Erinnerung an die europäische Vergangenheit und das europäische Einigungswerk wach zu halten.

Vier Männer und eine Frau auf den Stufen vor dem Gebäude

Mitglieder des Forschungsbereichs vor dem Haus der Europäischen Geschichte.

Bundeswehr/Jörg Echternkamp

Nach dem Rundgang diskutierte der Forschungsbereich über die Auswahl und Darstellung der Themen, über die angebotenen Narrative sowie das Design der Ausstellung. Wertvolle Einsichten in die Archivlage der NATO, spannende Gespräche über Sicherheitspolitik in der Praxis und ein Gang durch eine Ausstellung, die Geschichte als europäische inszeniert: Diese Mischung sorgte für eine gelungene Exkursion, die nicht nur wegen der Rekordtemperaturen in Erinnerung bleiben wird.

 

von Forschungsbereich "Militärgeschichte nach 1945" 

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Weiter Informationen zu NATO und SHAPESupreme Headquarters Allied Powers Europe