Inhalt
Bilaterale Beziehungen

Hybrid-Warfare-Seminar in Pakistan

Sicherheitspolitik
Datum:
Lesedauer:
3 MIN

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Im Rahmen der bilateralen Kooperation veranstaltete das pakistanische Army Institute of Military History zusammen mit dem ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr ein Seminar in Rawalpindi, Pakistan zum Thema hybride Kriegführung.

zwei hinter einem Tisch sitzende Männer, einer in Zivil schreibend; einer in Uniform vortragend

Brigadier Sohail Nasir und Oberst Dr. Schmid (v.l.n.r.) im Panel des Hybrid-Warfare-Seminars.

Mischa Bose/Bundeswehr

Hybrid-Warfare-Seminar

In den vergangenen beiden Jahren hatten gegenseitige Besuche einen Grundstein gelegt, auf dem man nun mit dieser ersten gemeinsamen Veranstaltung aufbauen konnte. Zum Hybrid-Warfare-Seminar unter dem Titel „Strategic Adaption to postmodern Hybrid Coercion“ erschienen ca. 50 bis 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Darunter befanden sich neben dem deutschen Militärattaché eine Reihe hochrangiger pakistanischer Generale sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Forschungseinrichtungen des Landes. 

Willkommensschild für das ZMSBw mit Emblem des Pakistan Army Institute of Military History

Das 2017 gegründete Army Institute of Military History im pakistanischen Rawalpindi archiviert, dokumentiert, beforscht und lehrt Militärgeschichte. Es empfing das ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr im Sommer 2025.

Mischa Bose/Bundeswehr

Westliches Verständnis von hybrider Kriegführung

Hybrid Warfare in the West – Lessons from Russia-Ukraine War and the Future of Strategic Adaption“: Unter diesem Titel begann das Seminar mit einem Vortrag von Oberst i.G.im Generalstabsdienst Dr. Johann Schmid und einem Blick auf die westliche Perspektive hybrider Kriegführung. Der russisch-ukrainische Krieg stand dabei als empirischer Bezugspunkt im Mittelpunkt. Im ersten Teil seines Vortrages entwickelte Oberst Dr. Schmid die Konzeption hybrider Kriegführung und ging im zweiten Teil auf die von der pakistanischen Seite im Vorfeld übersandten Fragenkomplexe ein. Oberst Dr. Schmid führte dabei folgende dreiteilige Definition hybrider Kriegführung ein:

Hybride Kriegführung ist eine spezifische Form der Kriegführung, 

  • die das Gefechtsfeld durch Nutzung unterschiedlicher Domänen und Dimensionen horizontal entgrenzt und eine Entscheidung auch auf nicht-militärischen Handlungsfeldern anstrebt,
  • die insbesondere in den Grauzonen von Schnittstellen operiert, damit strategische Ambiguität erzeugt und so Lagefeststellung und Entscheidungsfindung des Gegners paralysiert
  • und die den Gegner durch unorthodoxe Kombinationen von Mitteln, Methoden, Taktiken und Strategien herausfordert.

 

In der Diskussion machte Oberst Dr. Schmid deutlich, dass in der Ukraine aktuell die russische Form hybrider Kriegführung zu beobachten sei. Diese weise einen starken militärischen Fußabdruck auf. In Reaktion darauf hätten EU, NATONorth Atlantic Treaty Organization und der Westen begonnen, ihre militärische Abschreckungs- und Verteidigungsfähigkeit zu stärken. In Deutschland habe dies zu einer Rückbesinnung auf die Landes- und Bündnisverteidigung und eine Mittelbereitstellung für die Bundeswehr geführt, die ohne den Katalysator der russischen Kriegführung gegen die Ukraine völlig undenkbar gewesen sei.

Mit Blick auf die Verteidigung gegen nicht-militärische hybride Angriffsvektoren wie „Weaponized Migration“, ideologische Radikalisierung, kriminelle Zersetzung sowie Sabotage und Terrorismus konstatierte Oberst Dr. Schmid erhebliche Defizite in Europa. Hier stehe eine Weichenstellung hin zu mehr Resilienz und einem besseren Schutz der eigenen Bevölkerung wie auch der kritischen Infrastruktur noch aus.

Die pakistanische Perspektive

Die Gastgeber stellten dann die in Deutschland kaum bekannte pakistanische Perspektive vor. Diese werde insbesondere von der schwierigen geostrategischen Lage des Landes mit den Nachbarstaaten Indien und Afghanistan als den beiden zentralen sicherheitspolitischen Herausforderungen geprägt. Der Schutz der eigenen Grenzen und die Terrorabwehr seien zentrale Sicherheitsanliegen. Auch in Bereichen wie Migration, Klima, Religion und Wirtschaft stehe Pakistan vor großen Herausforderungen. Seit einiger Zeit verfolge Pakistan daher einen ganzheitlichen Ansatz, der weit über eine rein militärische Denkweise hinausgehe. Das Seminar fand mit einer offenen Diskussion, in der die verschiedenen Perspektiven lebhaft diskutiert wurden, seinen Abschluss. 

Militärgeschichtliche Erinnerungskultur in Pakistan

Gebäude aus hellem Stein mit Türmen und Halbmond im Abendlicht

Die ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr-Delegation besuchte die Faisal-Moschee in Islamabad, benannt nach König Faisal von Saudi-Arabien. Sie bietet Raum für über 70 000 Menschen und zählt zu den größten Moscheen der Welt.

Mischa Bose/Bundeswehr

Die pakistanischen Gastgeber hatten für die deutsche Delegation auch ein militärgeschichtliches Besuchsprogramm organisiert. Im Army Museum wurde die museale Vermittlung militärhistorischen Wissens in Pakistan vorgestellt. Der Besuch zweier Traditionsregimenter und der Pakistan Military Academy (PMA) in Abbottabad zeigten außerdem plastisch, dass das pakistanische Militär sein britisches Erbe als gelebte Tradition versteht.

Zum Abschluss des Besuchs waren sich beide Seiten einig, dass der fachliche Austausch zwischen dem ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr und dem Army Institute of Military History nach dem erfolgreichen Seminar fortgesetzt werden sollte.

von Dr. Johann Schmid und Mischa Bose 

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Weitere Informationen

Footer