Call for Papers - 64. ITMG

Gerüstet für den Krieg? Militärische und zivile Sicherheitsvorsorge in der Bundesrepublik Deutschland und der NATO

Gerüstet für den Krieg? Militärische und zivile Sicherheitsvorsorge in der Bundesrepublik Deutschland und der NATO

Datum:
Ort:
Dresden
Lesedauer:
3 MIN

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Die 64. Internationale Tagung für Militärgeschichte (ITMG) findet vom 5. bis zum 7. November 2025 in Dresden statt. Sie trägt den Titel „Gerüstet für den Krieg? Militärische und zivile Sicherheitsvorsorge in der Bundesrepublik Deutschland und der NATO in den 1980er Jahren“. Im Fokus steht die Bundesrepublik Deutschland in der Zeit zwischen dem NATO-Doppelbeschluss 1979 und dem Mauerfall 1989, doch sind auch internationale und transnationale Vergleichsperspektiven willkommen. Vortragende sind eingeladen, laufende Forschungsarbeiten zu den Leitfragen der Tagung zu präsentieren.

Flaches Gebäude aus Beton im Wald

Munitionshaus in der ehemaligen Standortmunitionsniederlage 41/3 in Simmern, Kreis Westerwald. Es wurde in den 1980er Jahren erweitert.

Bundeswehr/Heiner Möllers

Refokussierung auf Landes- und Bündnisverteidigung 

Russlands völkerrechtswidrige Besetzung der Krim 2014 führte in der Bundeswehr zu einer Refokussierung auf die Landes- und Bündnisverteidigung (LV/BVLandes- und Bündnisverteidigung). Das von 1992/93 bis zum Abzug aus Afghanistan im Vordergrund stehende Internationale Krisenmanagement rückte hingegen in den Hintergrund. Russlands Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 hat auf diese innermilitärische Entwicklung wie ein Katalysator gewirkt und darüber hinaus grundlegende politische und öffentliche Debatten zur Wehrpflicht und anderen Fragen der Daseinsvorsorge in der Bundesrepublik Deutschland angestoßen.

Dieses Umdenken und die daraus folgenden Diskussionen führten in Politik, Gesellschaft und Bundeswehr zu der historisch unterlegten Frage, wie sich Staat und Streitkräfte in einer Allianz idealerweise auf einen Verteidigungskrieg vorbereiten sollen. „Spannungs- und Verteidigungsfall“, „LV/BVLandes- und Bündnisverteidigung“, „General Defense Plan“, „Territoriale Verteidigung“, „Kosten für Sicherheit“, „Gesamtverteidigung“, „nukleare Teilhabe“ und „Kritische Infrastruktur“ sind einige der Schlagworte, die seither die Fachdebatten bestimmen und Vergleiche mit dem Zeitalter des Kalten Kriegs und der Ost-West-Blockkonfrontation nahelegen.

Militärische und zivile Sicherheitsvorsorge in den 1980er Jahren

Bei historiographischen Debatten zum „Sicherheitsbegriff und Sicherheitsverständnis“ von Staaten und Gesellschaften wurden militärische Aspekte vielfach der nicht verteidigungsbezogenen Perspektive nachgeordnet. Konkrete Vorbeugemaßnahmen der nationalen zivilen und militärischen Sicherheit werden dabei in solchen Erörterungen weitgehend nicht analysiert oder (Militär-) Fachzeitschriften überlassen. Die Akteure, die mit der staatlichen Daseinsvorsorge befasst waren, blieben infolge dieser methodisch-theoretischen Vorannahmen ebenso im Dunkeln wie die Mechanismen, die staatliches und militärisches Handeln im Ost-West-Konflikt gewährleisteten. 

Getarnter Schützenpanzer Marder fährt im Gelände

In Nato-Manövern üben Soldatinnen und Soldaten die Verteidigung Europas. Getarnter Schützenpanzer Marder beim Herbstmanöver „Fränkischer Schild“ der Bundeswehr, September 1986.

Bundesarchiv B 145 Bild-F073486-0027/Arne Schambeck

Vor dem Hintergrund der aktuellen militärpolitischen Entwicklungen nimmt das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr diese Defizite der historischen Forschung zum Anlass, auf seiner 64. Internationalen Tagung für Militärgeschichte (ITMG) über wesentliche Dimensionen militärischer und ziviler Verteidigungsvorsorge auf staatlicher und zwischenstaatlicher Ebene im Kalten Krieg zu diskutieren. Im Fokus steht die Zeit zwischen dem NATO-Doppelbeschluss 1979 und dem Mauerfall 1989, die zahlreiche Anknüpfungspunkte für laufende Debatten bietet.

Forschungsfragen 

Dem Erkenntnisinteresse der Tagung nähern wir uns mit folgenden Leitfragen: 

  1. Wie haben sich die unterschiedlichen NATO-Streitkräfte in der Bundesrepublik Deutschland auf den Verteidigungsfall („V-Fall“) vorbereitet? 
  2. Welche Rolle spielten militärische und zivile Vorstellungen, Planungen und Doktrinen für die Verteidigungsplanungen?
  3. Welche nationalen wie internationalen Rechtsgrundlagen gab es dafür?
  4. Wie sahen Konzeptionen der (zivil-militärischen) Gesamtverteidigung in der Bundesrepublik aus, und wie wurden sie umgesetzt? 
  5. Welche Akteure waren beteiligt, und wie wurden sie gesamtstaatlich orchestriert?
  6. Wie wurde „Gesamtverteidigung“ in der bundesdeutschen Öffentlichkeit, nicht zuletzt in der Friedensbewegung und der Kulturszene, wahrgenommen, diskutiert und in Medien dargestellt?
  7. Wie haben die „NATO-Frontstaaten“ Norwegen, Türkei und Griechenland und die „Drehscheibenstaaten“ wie Belgien, Großbritannien oder Frankreich ihre Verteidigungsplanungen organisiert? 
  8. Welche alternativen Sicherheits- und Verteidigungskonzepte gab es in neutralen Staaten wie Finnland, Österreich und der Schweiz? 
  9. Wie haben außereuropäische Staaten mit Westbindung (z.B. Israel und Süd-Korea) die europäischen Verteidigungsplanungen wahrgenommen und diese zumindest teilweise adaptiert?
  10. Gab es in den Staaten der Warschauer Vertragsorganisation in den 1980er Jahre Konzepte zur Gesamtverteidigung, und welcher Art waren diese?

Call for Papers

Wir bitten interessierte Vortragende, sich auf mindestens eine der Leitfragen zu beziehen. Bitte richten Sie Ihren Vorschlag für einen Vortrag oder ein Panel bis zum 30. April 2025 an die unten genannte Kontaktadresse. Der Vorschlag sollte ein 1-2-seitiges Abstract in deutscher oder englischer Sprache sowie einen CV mit kurzem Publikationsverzeichnis enthalten.

Organisatorische Hinweise und Kontakt

Die Tagung findet vom 5. bis 7. November 2025 in Dresden statt. Sie steht der Fachwelt, allen Studierenden und der interessierten Öffentlichkeit offen. Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch. Eine Simultanübersetzung steht nicht zur Verfügung. Die Veranstalter übernehmen die Kosten für Fahrt und Unterkunft in Anlehnung an das Bundesreisekostengesetz. 

Organisatoren für das ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr: Dr. Heiner Möllers und Dr. Peter Lieb  

Kontaktadresse: ZMSBwITMG@bundeswehr.org

Kontakt für Medienvertretende

Major Michael Gutzeit

Leiter der Informationsarbeit

Telefon: 0331 9714 400

ZMSBwPressestelle@bundeswehr.org

von Heiner Möllers und Peter Lieb 

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Forschung und Publikationen