Forschungsbericht

Homeoffice im BMVgBundesministerium der Verteidigung: Veränderungen seit Corona und die Sicht der Beschäftigten

Homeoffice im BMVgBundesministerium der Verteidigung: Veränderungen seit Corona und die Sicht der Beschäftigten

Datum:
Ort:
Potsdam
Lesedauer:
4 MIN

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Spätestens seit der Corona-Pandemie gehört Homeoffice, Telearbeit oder Remote Work zum Arbeitsalltag in der Wirtschaft, in Behörden und Ämtern. Im Verteidigungsministerium heißt diese Arbeitsform „ortsunabhängiges Arbeiten“. Wie die Pandemie in einer obersten Bundesbehörde zum „New Normal“ beigetragen hat, wie das Urteil der Beschäftigten dazu ausfällt und welche Wünsche sie für die Zukunft haben, fördert eine Studie des ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr zutage.

Ein Soldat in Uniform verbindet an einem Schreibtisch ein Laptop mit anderer Hardware.

Im Bundesministerium der Verteidigung stehen wie in der gesamten Bundeswehr sogenannte mobile Arbeitsplätze mit Laptop und entsprechender Hardware für die Arbeit im Homeoffice zur Verfügung.

Bundeswehr/Torsten Kraatz

Unter „ortsunabhängigem Arbeiten“ ist das Arbeiten zu Hause oder an einem anderen geeigneten Ort und nicht im Büro zu verstehen. Im Bundesministerium der Verteidigung (BMVgBundesministerium der Verteidigung) und seinem Geschäftsbereich gab es bereits vor Ausbruch der Corona-Pandemie 2020 grundsätzlich die Möglichkeit, zeitweise ortsunabhängig zu arbeiten. Die Pandemie hat jedoch im Sinne eines gewaltigen Lernlabors die Arbeitsformen neu justiert und nachhaltig verändert. Eine Bestandsaufnahme zum Homeoffice von Soldatinnen und Soldaten sowie zivilen Beschäftigten im Verteidigungsministerium fehlte bislang. Die Beauftragte für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf/Dienst in der Bundeswehr initiierte deshalb eine Befragung des zivilen und militärischen Personals durch das ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr. Die Ergebnisse der Studie sind nun im ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr-Forschungsbericht „Ortsunabhängiges Arbeiten im Bundesministerium der Verteidigung. Ergebnisse der Umfrage 2022“ von Dr. Gregor Richter veröffentlicht.

Steigerung des Homeoffice im BMVgBundesministerium der Verteidigung durch Corona-Pandemie

Der Vergleich des zeitlichen Umfangs von ortsunabhängigem Arbeiten vor und nach Corona bestätigt: Die Pandemie hat die Verbreitung von zeitflexiblen und ortsunabhängigen Arbeitsformen auch im BMVgBundesministerium der Verteidigung stark vorangetrieben. Vor Beginn der Corona-Pandemie war für 62 Prozent der Beschäftigten im Verteidigungsministerium ausschließlich das klassische Arbeiten im Büro die Regel. Heute arbeiten 66 Prozent der Beschäftigten zwei oder mehrere Tage die Woche im Homeoffice. Es gibt jedoch nach wie vor Unterschiede bei den Beschäftigten: Während zum Beispiel nur 48 Prozent der Führungskräfte im Durchschnitt mindestens an zwei Tagen pro Woche ortsunabhängig arbeiten, sind es bei den Beschäftigten ohne Führungsverantwortung 71 Prozent.

Portrait Dr. Gregor Richter
Dr. Gregor Richter Bundeswehr/ZMSBw
„Die anfangs aus der pandemischen Situation hervorgegangenen Veränderungen der Arbeitsformen haben sich auch in die postpandemische Phase fortgeschrieben.“

Wie denken die Beschäftigten über Arbeit im Homeoffice?

Bei 40 Prozent der Angehörigen des BMVgBundesministerium der Verteidigung stimmt die aktuelle Lage bereits mit ihrem Wunsch zum zeitlichen Umfang von Homeoffice überein. Dennoch gibt es eine klare Tendenz hin zu einer Ausweitung der bestehenden Möglichkeiten für zeit- und ortsflexible Arbeitsformen: 52 Prozent der Beschäftigten können sich eine Steigerung des zeitlichen Umfangs von Remote Work heute schon gut vorstellen. Der Anteil an Personen, die gerne weniger als aktuell ortsunabhängig arbeiten möchten, liegt hingegen bei nur 8 Prozent.

Die Mehrheit der Befragten sieht keine Nachteile durch das ortsunabhängige Arbeiten, wenn es um die Arbeitseffizienz geht, das heißt um das Einhalten der täglichen Arbeitszeiten, die Produktivität und Sorgfalt der Arbeitsergebnisse. Der Arbeitsort spielt hierbei für die meisten Beschäftigten im Verteidigungsministerium keine zentrale Rolle. 

Portrait Dr. Gregor Richter
Gregor Richter, Dr. Bundeswehr/ZMSBw
„Zeitweises ortsunabhängiges Arbeiten ist heute das ‚New Normal‘ für fast alle zivilen und militärischen Beschäftigten im Verteidigungsministerium.“

Führungskräfte im BMVgBundesministerium der Verteidigung beurteilen das Homeoffice insgesamt etwas weniger positiv als Beschäftigte ohne Führungsverantwortung. Insbesondere sehen sie beim ortsunabhängigen Arbeiten das Einhalten der täglichen Arbeitszeit und die Kontrolle der Arbeit etwas kritischer.

Für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf/Dienst fällt das Urteil der Soldatinnen und Soldaten und zivilen Beschäftigten eindeutig aus: Bei der überwiegenden Mehrheit schneidet hier das ortsunabhängige Arbeiten besser ab als das Arbeiten im Büro.

Nachhaltige Veränderung des Arbeitsalltags

Die Begriffe für das Homeoffice mögen vielfältig sein – Telearbeit, mobiles oder ortsunabhängiges Arbeiten –, aber die Umfrageergebnisse zeigen: Diese neue Form des Arbeitens hat sich auch nach der Pandemie im Verteidigungsministerium als gleichwertige Arbeitsform etabliert. Und sie wird heute auch bei dem Großteil der Führungskräfte im BMVgBundesministerium der Verteidigung akzeptiert.

Das BMVgBundesministerium der Verteidigung prüft zurzeit die vom ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr auf Basis der Umfrage entwickelten Empfehlungen. Es ist geplant, die Thematik mit einer weiteren Befragung der zivilen und militärischen Beschäftigten im Verteidigungsministerium 2024 zu begleiten.

Weitere Details zur Studie

  • Die Beauftragte für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf/Dienst in der Bundeswehr initiierte die Umfrage unter den Beschäftigten des BMVgBundesministerium der Verteidigung über die Nutzung des ortsunabhängigen Arbeitens. Das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr war mit der Durchführung und Auswertung der Befragung beauftragt. 
  • Die Umfrage erfolgte online. Hierzu wurden alle Angehörigen des BMVgBundesministerium der Verteidigung beider Dienstsitze (Berlin und Bonn) gebeten, einen Fragebogen auszufüllen. Der Befragungszeitraum erstreckte sich vom 4. bis zum 25. Oktober 2022. 
  • Die Rücklaufquote betrug 53 Prozent und die Sozialdemografie der Umfrage (Geschlecht, Status zivil/militärisch etc.) stimmte in hohem Maße mit derjenigen der Grundgesamtheit überein. Zusammen mit dem durchweg positiven Feedback der Teilnehmenden zur Umfrage ergibt sich eine hohe Güte und Repräsentativität und somit eine starke Belastbarkeit der Befunde.

Bibliografische Angaben und Download

Gregor Richter, Ortsunabhängiges Arbeiten im Bundesministerium der Verteidigung. Ergebnisse der Umfrage 2022. Forschungsbericht 135. Potsdam: Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr 2023. ISBN: 978-3-941571-56-3. DOI: 10.48727/opus4-671.
 
Alle sozialwissenschaftlichen Forschungsberichte sind dauerhaft als PDF über den ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr-Publikationsserver abrufbar.

Ortsunabhängiges Arbeiten im Bundesministerium der Verteidigung

Gregor Richter, Ortsunabhängiges Arbeiten im Bundesministerium der Verteidigung. Ergebnisse der Umfrage 2022

Ortsunabhängiges Arbeiten im Bundesministerium der Verteidigung Ortsunabhängiges Arbeiten im Bundesministerium der Verteidigung PDF, nicht barrierefrei, 496 KB
Illustrative Umschlagabbildung mit Titel der Studie und der Villa Ingenheim, Dienstsitz des ZMSBw, im Hintergrund
von ZMSBw 

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