Sicherheits- und verteidigungspolitische Meinungstrends 2010–2020
Sicherheits- und verteidigungspolitische Meinungstrends 2010–2020
Die jährliche ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr-Bevölkerungsbefragung - im Forschungsbericht Nr. 129 - erfasst die Sicht der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland auf die Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Auf Basis dieser repräsentativen Umfragedaten präsentiert der vorliegende Forschungsbericht die Entwicklung der öffentlichen Meinung von 2010 bis 2020 zu ausgewählten sicherheits- und verteidigungspolitischen Fragen und zur Bundeswehr. Aus der Auswertung ergeben sich folgende wesentliche Erkenntnisse:
Hohe Zustimmung zur Bundeswehr
Eine große Mehrheit der Bundesbürgerinnen und Bundesbürger hat eine positive Einstellung zur Bundeswehr, hält sie für wichtig und schenkt ihr Vertrauen. Die Leistungen der Bundeswehr bei ihren Einsätzen im In- und Ausland wie auch das Verhältnis zwischen Bundeswehr und Gesellschaft werden ebenfalls mehrheitlich positiv bewertet. Die Bundeswehr wird von einer Bevölkerungsmehrheit als legitimes Mittel der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik akzeptiert, obgleich Vorbehalte gegen den Einsatz militärischer Gewalt bestehen. Diese grundlegenden Einstellungen zur Bundeswehr erweisen sich im gesamten Betrachtungszeitraum als stabil.
Reaktionen auf Herausforderungen
Ein weiterer wesentlicher Befund ist die augenscheinliche Reaktion der deutschen Bevölkerung auf die sich seit 2014 ergebenden sicherheitspolitischen Herausforderungen: In den Jahren 2014 und 2015 stieg die Zustimmung zu einer aktiven deutschen Außenpolitik, zur Erhöhung der Verteidigungsausgaben und zum Aufwuchs des militärischen Personalkörpers der Bundeswehr geradezu sprunghaft. Bemerkenswert ist zudem, dass dieser Einstellungswandel nachhaltig ist, das heißt, die Zustimmungswerte zu allen drei Aspekten sind bis heute auf einem Niveau, das deutlich über dem der Jahre vor 2014 liegt.
Sinkendes Informationsniveau zu Auslandseinsätzen
Ein ebenso wichtiger Befund ist das rückläufige Informationsniveau in der Bevölkerung über die Auslandseinsätze der Bundeswehr. Während die Zahl der Auslandseinsätze in den letzten zehn Jahren ständig gestiegen ist, sank der Kenntnisstand zu den jeweiligen Einsätzen. In den letzten fünf Jahren hat sich der Anteil der Bundesbürger, die sich über die Auslandseinsätze der Bundeswehr gut informiert fühlen, mehr als halbiert, während sich parallel dazu der Anteil derjenigen, die sich schlecht informiert fühlen, nahezu verdoppelt hat.
Bevölkerungsbefragung als Gradmesser
Die Ergebnisse verdeutlichen einmal mehr den Wert der ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr-Bevölkerungsbefragung als Gradmesser für die Entwicklung gesellschaftlicher Einstellungen und Präferenzen zu sicherheits- und verteidigungspolitischen Themen. Mit der Fortführung seiner jährlichen Bevölkerungsbefragungen leistet das ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr einen Beitrag zur wissenschaftlichen Politikberatung des Bundesministeriums der Verteidigung, zur sicherheits- und verteidigungspolitischen Forschung und zur öffentlichen Diskussion über Sicherheits- und Verteidigungspolitik.
Zu dem Autor
Dr. Timo Graf ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsbereich Militärsoziologie am ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr.
Download
Timo Graf, Trendradar 2021. Die öffentliche Meinung zur Sicherheits- und Verteidigungspolitik in der Bundesrepublik Deutschland im Zeitverlauf. Forschungsbericht 129. (PDF, 645,1 KB)Potsdam: ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr 2021.