Call for Papers

Workshop: Krieg im Osten 1944/45

Workshop: Krieg im Osten 1944/45

Datum:
Ort:
Potsdam
Lesedauer:
4 MIN

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Der Krieg im Osten 1944/45 ist   je nach Perspektive mehr als die Geschichte von Zusammenbrüchen und Siegen. Die Kämpfe an der Ostfront in den Jahren 1944 und 1945 sind ein nicht zu überschätzendes Kapitel der Geschichte des Zweiten Weltkrieges. Der Workshop möchte die Komplexität der Ostfront entschlüsseln und den Krieg im Osten zeitlich und räumlich kontextualisieren.

Ein Brennendes Dorf in der UdSSR im Winter, Deutsche Soldaten auf dem Rückzug.

Brennende Dörfer sind ein Symbolbild der deutschen Kriegführung gegen die Sowjetunion seit 1941. Gerade in der letzten Kriegsphase sind diese Bilder jedoch weniger die Folge eines Gefechts als eher Ausdruck der Taktik der „Verbrannten Erde“.

Bundesarchiv, Bild 101I-279-0901-04

Der Krieg im Osten 1944/45

Was führte zum Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa? Die regelmäßigen Großveranstaltungen in Erinnerung an den sogenannten D-Day vom 6. Juni 1944 sollen verdeutlichen: Es war die Landung der Westalliierten in der Normandie, welche den Sieg über NSNationalsozialismus-Deutschland einleitete. Die (post)sowjetische Geschichtsschreibung hebt hingegen die erfolgreichen Großoffensiven der Roten Armee seit dem Sommer 1944 als entscheidend hervor. Auch westliche Historiker schlossen sich dieser Bewertung zwischenzeitlich an. Andrew Roberts beispielsweise behauptet in seinem Buch „Feuersturm“: „Der Krieg gegen Deutschland wurde an der Ostfront gewonnen“, und wendet sich damit gegen das westliche Narrativ.

Der Workshop befasst sich deshalb erstens in einer Gesamtperspektive mit der Bedeutung des Krieges im Osten 1944/45 für den weiteren Verlauf des Zweiten Weltkrieges – gerade auch im Bezug zur alliierten Landung in der Normandie. Abseits einer Entweder-oder-Diskussion sollen dabei auch die Wechselwirkungen zwischen beiden Kriegsschauplätzen in den Blick genommen werden. Der Krieg im Osten steht aber nicht nur in Verbindung wie auch im Kontrast zu den Kämpfen im Westen. Er hat selbst seit seinem Beginn 1941 einen Wandel vollzogen. Dies zeigt sich etwa in einer veränderten Kriegführung, in gewandelten Zuständen der Streitkräfte oder auch in deren Einsatzverfahren. Deshalb sollen zweitens in einer Binnenperspektive die Unterschiede und Besonderheiten des Krieges im Osten 1944/45 im Vergleich zu 1941 bis 1943 betrachtet werden.

Der Workshop will somit aus zwei Blickwinkeln – der räumlichen sowie der zeitlichen Kontextualisierung – den Stellenwert des Krieges im Osten 1944/45 innerhalb des Zweiten Weltkrieges sowie insbesondere in der Bedeutung für dessen Ende untersuchen.

Mögliche Fragen

Ein Vorschlag für einen Workshopbeitrag sollte eine der folgenden Fragen behandeln:

Kriegführung und Operationen: Was waren die bedeutenden Operationen 1944/45 im Osten? Wie wirkte sich die Rüstungswirtschaft in der Kriegsendphase auf die Operationsführung aus? Wie änderten sich die Kriegführung, die Art des Kämpfens sowie Einsatzverfahren und welche Bedeutung hatte das? Welchen Einfluss hatte der Partisanenkrieg auf die Kriegführung? Wie wirkte sich die Trennung der Kriegsschauplätze in der Führungsstruktur der Wehrmacht aus? Welche Ressourcenkonflikte entwickelten sich in Planung und Umsetzung der Operationen zwischen Ost- und Westheer? Welche Transfers ergaben sich durch wechselnde Einsatzgebiete zwischen West- und Ostfront von Großverbänden aber auch von kleineren Einheiten und einzelnen Soldaten?

Verbrechen: Wie wirkten sich die militärischen Ereignisse in Ost und West auf den Charakter des verbrecherischen Vernichtungskrieges aus, den das Deutsche Reich seit 1941 gegen die Sowjetunion führte? Zu welchen Verbrechensdimensionen führten Einsatzverfahren wie etwa das Prinzip der „Verbrannten Erde“? Was bedeuteten schnelle Rückzüge und die damit verbundene Aufgabe von (Vernichtungs-)Lagern und Ghettos für die Insassen? Welche Formen von Gewalt traten zutage, als Herrschafts- und Besatzungsverhältnisse wechselten?

Streitkräfte, Personal und Material: In welchem Zustand befanden sich Wehrmacht und Rote Armee und welche relevanten Entwicklungen sind in der Organisation, Zusammensetzung, Ausbildung, Ausrüstung, soldatischen Leitbildern etc. seit 1941 erkennbar? Welchen Einfluss auf die Kriegführung nahmen die hohen personellen und materiellen Verluste gerade im letzten Kriegsjahr? Zeigten sich unterschiedliche militärkulturelle Aspekte an den verschiedenen Fronten?

Politik und Verbündete: Welche Bedeutung muss dem zunehmenden Abfall der deutschen Verbündeten im letzten Kriegsjahr beigemessen werden? Wie wirkten sich außenpolitische Ereignisse auf die militärische Kriegführung und umgekehrt aus? Was bedeutete der Verlust von kriegswichtigen Rohstoffgebieten für das Deutsche Reich? Welche Rolle spielten Kollaboration, „Volksaufstände“ und Selbstbefreiungsversuche in den Gebieten, die sich noch unter deutscher Herrschaft befanden?

Nachkrieg: Welchen Stellenwert nimmt das letzte Kriegsjahr im Osten in der Erinnerungskultur sowie in der Geschichtspolitik der am Krieg beteiligt bzw. von diesem betroffen gewesenen Länder ein? Wie entwickelte sich jener während des „Kalten Krieges“? Wie danach?

Kriegsgefangene deutsche Soldaten werden in Moskau nach der Zerschlagung der Heeresgruppe Mitte zur Schau gestellt.

Die Zerschlagung der Heeresgruppe Mitte bedeutete für die Wehrmacht Verluste von etwa 400.000 Mann. Der sowjetische Diktator Josef Stalin ließ über 57.000 deutsche Kriegsgefangene am 17. Juli 1944 durch die Straßen von Moskau treiben.

SZ Photo/Süddeutsche Zeitung Photo

Organisatorische Hinweise

Der Workshop findet am 19./20. Juni 2024 in Potsdam am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr statt. Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch. Eine Simultanübersetzung findet nicht statt. Der Veranstalter übernimmt die Kosten für Fahrt und Unterkunft in Anlehnung an das Bundesreisekostengesetz.

Veranstalter für das ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr: Chris Helmecke

Kontakt für Medienvertretende

Major Michael Gutzeit

Leiter der Informationsarbeit

Telefon: 0331 9714 400

ZMSBwPressestelle@bundeswehr.org

von Chris Helmecke

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