Langeoog – Biographie einer Insel, Band 3
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Militärgeschichte als Teil der umfassenden Geschichte einer deutschen Insel: Das ist die Idee des Publikationsprojektes, das sich auch als Beitrag zu einer „globalen Mikrogeschichte“ versteht. Nun ist Band 3 erschienen. Im Mittelpunkt steht der Zweite Weltkrieg.
Wie die Wehrmacht die Nordseeinsel Langeoog für den Krieg vorbereitete und der Nationalsozialismus die Urlauberinsel durchdrang, konnte man im letzten Band der Buchreihe lesen. Im jetzt erschienenen dritten Band schildert Echternkamp eindringlich die zerstörerische Dynamik der Gewalt während des Zweiten Weltkriegs, die Langeoog ihrerseits mit dem Geschehen im besetzten Europa verband. Der insulare Raum geriet zu einem „Gewaltraum“. Zwangsarbeit von französischen Kriegsgefangenen und polnischen Zivilarbeiterinnen sowie das Massensterben sowjetischer Soldaten prägten ihn ebenso wie antisemitische Verfolgung und lebensgefährliche Denunziation wegen „Wehrkraftzersetzung“. Erstmals wird detailliert beschrieben, wie das Kriegsgeschehen und die Präsenz der Wehrmacht Spuren im Leben der Einheimischen hinterließen – bis heute.
Erneut hat Echternkamp vielfältige Text- und Bildquellen genutzt. Er recherchierte im Archiv der Kirchengemeinde, des Heimatvereins, der Landesarchive in Aurich und Oldenburg und im Bundesarchiv mit seinen Außenstellen. Zudem hat er mit Zeitzeugen gesprochen und Artefakte im Inselraum unter die Lupe genommen. So begegnen dem Lesenden auf 400 Seiten nicht nur die bekannten Insulaner, NSNationalsozialismus-Funktionäre und ein nebenamtlicher Marinepfarrer, sondern auch umgesiedelte Baltendeutsche aus dem Reichsgau Danzig-Westpreußen und die Sängerin des Welthits „Lili Marleen“ Lale Andersen, die nach Langeoog flüchteten. Aus Militärgeschichte wird hier Gesellschaftsgeschichte.
Die reich bebilderte Buchreihe – „spannend wie ein Roman“ (gwlb Hannover); „deutsche Mentalitätsgeschichte in beeindruckender Weise verdichtet“ (Zimmermann, ZfG, 3, 2025) – ist wissenschaftlich konzipiert, richtet sich jedoch gezielt auch an ein historisch interessiertes Publikum. Mit Erfolg: Die Bände 1-2 schafften es auf die Shortlist des Buchpreises der Niedersächsischen Landesbibliothek (Instagram gwlb). Zuletzt berichtete Deutschlandfunk Kultur über das Projekt, das Geschichten zu Geschichte verdichtet und Betroffene beteiligt.
Wenn Sie Interesse an einem Rezensionsexemplar haben, wenden Sie sich bitte direkt an den Verlag De Gruyter Brill.
Prof. Dr. Jörg Echternkamp, geboren 1963 in Herford, Studium der Geschichtswissenschaft und Romanistik an der Universität Bielefeld, der Université de Poitiers (Frankreich) und der Johns Hopkins University (Baltimore, USAUnited States of America); Promotion 1995/96, Habilitation 2012; seit 1997 Mitarbeiter des MGFAMilitärgeschichtliches Forschungsamt/ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr; Gastprofessor in Calgary (2004), Paris (2012/13) und Warschau (2025), Gastwissenschaftler in Jerusalem (2019); seit 2024 Leiter des Forschungsbereichs Militärgeschichte nach 1945 am ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr.