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Odessa 1941 und 2022/23. Das Werden und Verteidigen einer „Heldenstadt“ der Ukraine.

Odessa 1941 und 2022/23. Das Werden und Verteidigen einer „Heldenstadt“ der Ukraine.

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Odessa besaß schon im Zweiten Weltkrieg eine bedeutende militärische Rolle. Im aktuellen Russisch-Ukrainischen Krieg ist die Besetzung der gesamten Küstenregionen ein strategisches Ziel der russischen Kriegführung. Die Abriegelung der Ukraine vom Schwarzen Meer und die Einnahme Odessas würden dazu führen, dass die Seewege und wichtige Straßen- und Bahnverbindungen nicht mehr nutzbar wären.

Die schwarz-weisse Karte zeigt die Lageentwicklung zwischen dem 17. September und 16. Oktober 1941 beim Kampf um Odessa.

Odessa: Lageentwicklung zwischen 17. September und 16. Oktober 1941

Bundeswehr

Odessa 1941

Militärisch besaß Odessa schon im Zweiten Weltkrieg eine bedeutende Rolle. Obwohl die Stadt nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion bereits Mitte August 1941 von der rumänischen 4. und Teilen der deutschen 11. Armee eingeschlossen worden war, gelang es deren Verbänden zunächst nicht, die Stadt einzunehmen. Auch die am 20. August 1941 gestartete Offensive mit 17 Divisionen und sieben Brigaden kam nach vierwöchigen, harten Kämpfen mit ihren vordersten Spitzen nur bis auf zehn Kilometer an Odessa heran. 
Ende September warfen sowjetische Gegenangriffe sie sogar noch einmal bis zu acht Kilometern zurück. Trotz zehnfacher Überlegenheit der Invasoren hielten die Verteidiger stand, die von der sowjetischen Schwarzmeerflotte logistisch, artilleristisch und mittels Verstärkungen unterstützt wurden. Etwa 100.000 in der Stadt verbliebene Einwohnerinnen und Einwohner errichteten zudem Gräben, Barrikaden und andere Verteidigungsanlagen. Erst der deutsche Durchbruch in Richtung der Halbinsel Krim Ende September 1941 machte das weitere Aushalten militärisch bedeutungslos. Bis zum 16. Oktober evakuierte die sowjetische Schwarzmeerflotte etwa 86.000 Soldaten und 15.000 Zivilistinnen und Zivilisten auf die Krim, dann wurde Odessa von Deutschen und Rumänen besetzt. In der Schlacht um die Stadt hatten seit dem 5. August etwa 150.000 deutsche, rumänische und sowjetische Soldaten Leben oder Gesundheit verloren. 

Odessa 2022/23

Auch 2022 bestand ein strategisches Ziel der russischen Kriegführung in der Besetzung der gesamten Küstenregionen und damit der Abriegelung der Ukraine vom Schwarzen Meer. Erst mit der Einnahme Odessas hätten die russischen Invasionsstreitkräfte nicht nur die ukrainische Südwestküste, sondern auch die Straßen- und Bahnverbindungen ins Landesinnere beherrscht. Anfang März 2022 vermochten sie zwar noch Cherson einzunehmen, wurden aber bei Mykolajiw aufgehalten, etwa 100 Kilometer nordostwärts von Odessa. 
Eine zwischenzeitlich befürchtete russische amphibische Landung zur Eroberung der Stadt ist seit der Versenkung des russischen Flaggschiffs im Schwarzen Meer, des Lenkwaffenkreuzers Moskwa, durch ukrainische Seezielflugkörper vom Typ Neptun am 13./14. April 2022 etwa 145 Kilometer südlich von Odessa eher unwahrscheinlich. Aktuell haben russische Angriffe auf die Nahrungsmittelinfrastruktur des Hafens von Odessa etwa 60.000 Tonnen Getreide vernichtet. Dabei ist dieses Getreide weniger für die Ukraine, sondern vielmehr für die Versorgung anderer Staaten mit Lebensmitteln wichtig. So bleibt Odessa heute für die Ukraine die Luftröhre ins Schwarze Meer und damit zur See in die Welt, wenn auch eher symbolisch denn tatsächlich. Apropos symbolisch: Jüngst wurde die Altstadt im Eilverfahren auf die Liste gefährdeter UNESCO-Welterbestätten gesetzt, um sie vor der Zerstörung zu bewahren. Den fortgesetzten russischen Raketenbeschuss hat das freilich nicht verhindert. Aber es machte einmal mehr klar, was in der Ukraine verteidigt wird, nämlich das Existenzrecht eines demokratisch legitimierten Staatswesens und das Recht der Bevölkerung, frei und selbstbestimmt zu leben. 

Das anhängende PDF-Dokument erhält weitere Informationen über Odessa.

Die schwarz-weisse Karte zeigt die Lageentwicklung zwischen dem 17. September und 16. Oktober 1941 beim Kampf um Odessa.

DOI: https://doi.org/10.48727/opus4-678

von Dr. John Zimmermann

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