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Deutsche Truppen im Irak 1941. Eine Episode zwischen Euphrat und Tigris

Deutsche Truppen im Irak 1941. Eine Episode zwischen Euphrat und Tigris

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Der Einsatz deutscher Soldaten im Königreich Irak im Mai 1941 ist eine wenig beachtete Episode des Zweiten Weltkrieges. Ziel des deutschen Eingreifens im Mittleren Osten war das Binden personeller und materieller Kräfte des Kriegsgegners, die den Briten an anderer Stelle - etwa in Nordafrika - fehlten.

farbliche Darstellung der Truppenbewegungen im Irak 1941

Truppenbewegungen im britisch-irakischen Krieg 1941

nicht zu ermitteln

Dass deutsche Soldaten 1941 im Irak zum Einsatz kamen, ist kaum bekannt. Es war ein militärisches und wohl auch politisches Abenteuer im britisch-irakischen Krieg. Mit seiner Weisung Nr. 30 vom 23. Mai 1941 betonte der deutsche Diktator, Adolf Hitler, die Bedeutung dieses Kriegsschauplatzes:

„Die arabische Freiheitsbewegung ist im Mittleren Orient unser natürlicher Bundesgenosse gegen England. In diesem Zusammenhang kommt der Erhebung des Irak besondere Bedeutung zu. Sie stärkt über die irakischen Grenzen hinaus die England-feindlichen Kräfte im Mittleren Orient, stört die englischen Verbindungen und bindet englische Truppen sowie englischen Schiffsraum auf Kosten anderer Kriegsschauplätze.“

Im Februar 1941 wurde Generalleutnant Erwin Rommel nach Libyen entsandt. Mit seinen Panzerverbänden sollte er den britischen Vormarsch in Nordafrika stoppen. Tatsächlich sollte ihm später der Gegenangriff bis vor die Tore von Alexandria gelingen. Rommels Erfolge waren für den arabischen Nationalismus ein Hoffnungsschimmer. Die Rolle des Iraks in dieser Zeit war zunächst nicht eindeutig. Der Irak war bereits seit 1932 offiziell unabhängig. Man erwartete, dass der Irak als Mitglied des Völkerbundes, aus dem das Deutsche Reich 1933 ausgetreten war, und langjähriger Verbündeter Großbritanniens sich auf lange Sicht irgendwann in die Reihen der Kriegsgegner Deutschlands einfinden würde. So war es zumindest die offizielle Position des Königs Faisal II. und der irakischen Regierung.

Der Putsch im Irak 1941

Im April 1941 änderte sich plötzlich alles. Ein Putsch islamistisch-nationalistischer Offiziere führte zu einem Regierungswechsel. Die neue Regierung wurde von Raschid Ali al-Gailani geführt, der für seine Position zugunsten einer Annäherung an Italien bekannt war. Großbritannien reagierte schnell. Britische Truppen nutzten den Hafen von Basra, um Truppen anzulanden. Offiziell geschah dies, um von dort nach Ägypten gegen Rommel zu marschieren. Tatsächlich ging es darum, die Regierung der Putschisten einzuschüchtern oder abzusetzen. Die Iraker zeigten sich aber umso entschlossener. Nun wurde gegenüber Italien und dem Großdeutschen Reich ein konkreter Wunsch geäußert, nämlich die Unterstützung gegen die britischen Truppen im Land. Als Großbritannien diese Gefahr realisierte, gingen die Truppen von Basra zum präemptiven Luftangriff auf Bagdad über. Dabei wurde die irakische Luftwaffe mit ihren etwa 60 Flugzeugen fast völlig zerschlagen. Nur sechs Jagdflugzeuge verblieben.

Die im Kampf gegen britische Truppen stehende Putschregierung hatte ein ernstes innen- und außenpolitisches Legitimationsproblem, denn das irakische Parlament hatte vor dem Putsch seine Sitzungsperiode beendet und war noch nicht wieder zusammengetreten. Zudem hatte der britische Botschafter sein Akkreditierungsschreiben nicht abgegeben, was auch als Zeichen der internationalen Nichtanerkennung der Putschregierung im Irak gewertet werden konnte. Die Deutschen wollten eigentlich nicht aktiv eingreifen. Man sah darin ein eher unnötiges Einmischen in die Belange Italiens und Vichy-Frankreichs. Und außerdem war zu diesem Zeitpunkt bereits die geheime Vorbereitung des eigenen Angriffs auf die Sowjetunion in einer entscheidenden Phase. Aber der britische Angriff vom 1. April 1941 hatte diese Politik der regionalen Zurückhaltung beendet. Eine Mission des Auswärtigen Amtes in den Irak unter Leitung des Gesandten Fritz Grobba wurde ein deutliches Zeichen der Anerkennung und Unterstützung.

Deutsche Waffenlieferungen und militärische Intervention

Hitler gab „grünes Licht“ für die angefragte Militärhilfe. Ungewöhnlich großzügig war das Angebot, denn immerhin stand Deutschland damals unmittelbar vor dem Überfall auf die Sowjetunion. 9 Jagdflugzeuge vom Typ Messerschmidt Bf 110 (4./Zerstörergeschwader 76) und 12 Bomber vom Typ Heinkel He 111 (4./Kampfgeschwader 4) waren Waffensysteme, mit denen dem Irak zunächst wieder ein Potential an Luftstreitkräften verschafft werden sollte. Um dieses „Hilfspaket“ abzuliefern, wurde ein „Fliegerführer Irak“ und ab Anfang Mai 1941 ein „Sonderstab F“ geplant. Dieser wurde nach seinem Führer, Oberst Werner Junck, auch „Deutsches Sonderkommando Junck“ genannt. Ein Verbindungsstab lag im syrischen Aleppo und die Nachschubeinheit wurde auf der griechischen Insel Rhodos stationiert.

Das „Was?“ war relativ schnell geklärt, aber das „Wie?“ der Unterstützung bereitete den Planern in Berlin Probleme. Wie sollte die Überführung gelingen, wenn die Türkei oder Persien doch neutrale Staaten waren? Daher richtete man die Aufmerksamkeit wieder auf die Frage des „Was?“. Anstatt aus Deutschland Waffen zu schicken, sollten bereits eingelagerte Waffensysteme in Syrien zum Einsatz kommen. Diese Systeme könnte man ja aus Deutschland „verstärken“. Die ehemaligen französischen Bestände in Syrien befanden sich nach der Niederlage von 1940 unter italienischer Verwaltung. Offiziell unterstand Syrien aber immer noch der Führung des kollaborierenden Vichy-Frankreichs.

Italien und Vichy-Frankreich stimmten indes den deutschen Plänen zu. Die neutrale Türkei öffnete die Bahnstrecke für Transporte nach Syrien. Zwei Bahntransporte erreichten in der Folgezeit über Aleppo ihr Ziel im Irak: Mossul. Auf den Zügen waren auch 15 500 Gewehre, 200 Maschinengewehre und 354 Maschinenpistolen, vier 75-mm-Geschütze, acht 155-mm-Geschütze, 5 Millionen Schuss Munition und etwa 7000 Granaten, 30 000 Handgranaten, 32 Lastkraftwagen, technische Kommunikationsmittel und anderes. Nur ein kleiner Teil wurde jedoch über Mossul hinaus verteilt.

Einsatz und schnelles Ende bei Bagdad

Die logistische Basis und Wartungseinrichtungen verblieben auch während des Einsatzes im Irak in Syrien. Der maßgebliche Flughafen im Irak wurde dann zunächst Mossul im Nord-Irak, später auch Kirkuk und Bagdad. Ein erster Überflug des Vorauskommandos über Bagdad sollte ein Symbol sein. Man wollte damit der irakischen Bevölkerung die wiedergewonnene Stärke präsentieren. Beim Landeanflug der He 111 am 12. Mai 1941 fielen Schüsse, vermutlich „friendly fire“. Wie vorgeschrieben, hatten die Deutschen vor der Landung vier Mal ein Erkennungssignal geschossen, was offenbar missverstanden worden war. Der Pilot und Technische Offizier, Oberleutnant Siegfried Knemeyer, konnte noch landen. Der Sohn des ehemaligen Reichskriegsministers, Major Axel von Blomberg, wurde allerdings durch einen Schuss in den Hals tödlich verletzt.

Die Deutschen versuchten in der Folgezeit mit ihren etwa 24 Zerstörer- und Kampflugzeugen die Luftherrschaft im Irak zu erringen und bombardierten den seit 1936 genutzten britischen Flughafen von al-Habbaniyya, etwa 90 km von Bagdad entfernt. Diese Angriffe und weitere Einsätze gegen Bodentruppen sowie Aufklärungsflüge hatten ihren Preis. Ein britischer Luftangriff auf den Flugplatz Mossul kam hinzu. Ende Mai 1941 waren schließlich nur noch drei deutsche Kampfflugzeuge im Einsatz. Allerdings gab es keine deutschen Gefallenen in den Kämpfen mit den Briten. Den Widerstandswillen der durchaus englandfeindlichen Bevölkerung hatte man jedoch überschätzt.

Am 30. Mai 1941 eroberten die Briten Vororte von Bagdad. Zwei deutsche Heinkel-Bomber waren noch vorhanden, sie blieben einfach beim Abzug zurück. Das Gros des Sonderverbands im Irak verlegte mit Transportmaschinen über Aleppo und Rhodos zurück. Die letzten Deutschen verlegten mit Autos von Bagdad nach Mossul und erreichten vor dort Aleppo Anfang Juni. Der „Sonderstab F“ wurde kurz darauf offiziell in Athen aufgelöst. Im Juni 1941 war der britisch-irakische Krieg beendet und eine neue englandfreundliche Regierung eingesetzt worden. Am 16. Januar 1943 erklärte der Irak schließlich dem Großdeutschen Reich den Krieg. Ein Kollateralschaden hatte sich für die deutschen Absichten in Zentralasien und Indien schon viel früher gezeigt. Der afghanische Minister für Nationale Wirtschaft, Abdul Majid Khan, hielt sich von März bis Juni 1941 aus gesundheitlichen Gründen zur Behandlung durch den bekannten Arzt, Professor Ferdinand Sauerbruch, in Berlin auf und führte auch politische Gespräche mit dem Auswärtigen Amt. Je schlechter sich die Lage im Irak entwickelt hatte, desto mehr war bei ihm der Wille zur Unterstützung deutscher Interessen gegen die Briten gewichen. Das deutsche Abenteuer im Irak war 1941 auf ganzer Linie gescheitert.

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DOI: https://doi.org/10.48727/opus4-627

von Heiner Bröckermann

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