Aktuelle Karte

Lageplan der „Wolfsschanze“

Lageplan der „Wolfsschanze“

Datum:
Ort:
Polen
Lesedauer:
4 MIN

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Betonbunker, kilometerlange Stacheldrahtzäune, Panzergräben, zehntausende Minen, MG-Stände, Wachposten und Streifen: Hitlers Machtzentrale in Ostpreußen, das „Führerhauptquartier Wolfsschanze“, war eine der am besten gesicherten militärischen Anlagen im Deutschen Reich während des Zweiten Weltkrieges.

Teaserbild für die Aktuelle Karte Lagebild der Wolfsschanze
Bundeswehr/Andrea Nimpsch

Das „Führerhauptquartier Wolfsschanze“ befand sich im Görlitzer Wald in der Nähe der ostpreußischen Stadt Rastenburg (heute: Kętrzyn, Polen). Die Anlage erstreckte sich im Kernbereich auf etwa 250 Hektar, bei Hinzuzählung aller Sperreinrichtungen insgesamt auf 800 Hektar. Sie war in drei Bereiche, die sogenannten Sperrkreise, unterteilt und durch Stacheldrahtzäune, Panzergräben, Wachtürme sowie Streifen geschützt. Zudem umgab sie ein bis zu 150 Meter breiter Minengürtel.

Sperrkreis III

Der äußerste Bereich der „Wolfsschanze“, der Sperrkreis III, verfügte über drei Zugänge: die Wache West in Richtung Rastenburg, die Wache Süd in Richtung Flugplatz Wilhelmsdorf und die Wache Ost in Richtung Angerburg. Durch den gesamten Bereich zog sich in West-Ost-Richtung eine Eisenbahnlinie. Der öffentliche Personenverkehr war hier ausgesetzt, dennoch existierte zur Tarnung unverändert ein Fahrplan. Außerhalb des „Führerhauptquartiers“ lagen zwei Flugplätze, einer für größere Transportmaschinen etwa fünf Kilometer südwestlich beim Gut Wilhelmsdorf sowie ein Hilfslandeplatz für kleinere Maschinen, vornehmlich für Melde- und Kurierzwecke, vor der Wache Ost.

Im Sperrkreis III befanden sich verschiedene Verteidigungseinrichtungen, wie Flak-, Pak- und MG-Stellungen, mehrere Luftschutzbunker für den Schutz des Personals sowie zur Unterbringung von sensibler Technik, eine Feuerwehrstation, Dienst- und Unterkunftsgebäude sowie die Verbindungsstäbe der Oberkommandos der Luftwaffe und der Kriegsmarine (Nr. 30 und 31).

Nach dem Krieg erfolgte die Räumung des Minengürtels um den Sperrkreis III. Da keine Unterlagen dazu erbeutet worden waren, musste das Verlegemuster zunächst rekonstruiert werden. Zehn Jahre lang haben polnische Soldaten und Spezialisten mehr als 50 000 Minen entschärft. Mehrere von ihnen wurden dabei verwundet oder kamen ums Leben.

Äußere und innere Sicherheit

Das sogenannte Führerbegleitbataillon (FBB) war für die äußere Sicherheit des „Führerhauptquartiers“ zuständig. Bis Juli 1944 wuchs es auf Regimentsstärke mit sieben Kompanien an. Es war vollständig motorisiert und mit schweren Waffen ausgestattet. Im näheren Umfeld der „Wolfsschanze“ waren weitere militärische Einheiten stationiert, sodass dadurch eine systematische äußere Bewachung gewährleistet war. Ferner wurden die umliegenden Ortschaften durch Gestapo-Beamte überwacht. Für die innere Sicherheit war ebenfalls das FBB sowie der Reichssicherheitsdienst (RSD) zuständig. Drei Wachkompanien des FBB versahen ihren Dienst an den Sperrkreisen. Für die persönliche Sicherheit Hitlers vor Ort waren das Kriminalbegleitkommando des RSD sowie das SSSchutzstaffel-Begleitkommando verantwortlich.

Schaubild mit Nummerierung der Gebäude auf dem Gelände des Führerhauptquartiers

Lageplan der "Wolfsschanze" am 20. Juli 1944

Bundeswehr/Harald Wolf, Bernd Nogli

Sperrkreis II

Der Sperrkreis II lag südlich der Hauptstraße gegenüber dem Bahnhof und war noch einmal durch einen etwa zwei Meter hohen Zaun sowie einen Wachposten gesichert. Hier befanden sich vor allem die Dienstgebäude und Bunker des Wehrmachtführungsstabes (WFSt) sowie des FBB. Auch das ehemalige Kurhaus, das zuvor der umliegenden Bevölkerung als Erholungsort gedient hatte, stand hier. Es wurde zum Kasino für die Offiziere des WFSt und FBB umgebaut (Nr. 40). Dort frühstückte Oberst i.G.im Generalstabsdienst Claus Schenk Graf von Stauffenberg am 20. Juli 1944.

Sperrkreis I

Der innerste Bereich, der Sperrkreis I, war den führenden Persönlichkeiten des NSNationalsozialismus-Regimes und ihren Besuchern sowie dem engsten Funktionspersonal vorbehalten. Er war etwa 30 Hektar groß und ebenfalls durch einen Zaun zusätzlich gesichert. Die Wache wurde hier durch Personal der SSSchutzstaffel gestellt. Ein- und Ausfahrten wurden streng kontrolliert.

In mehreren Bauphasen entstanden Dienst- und Unterkunftsgebäude sowie massive Bunker. Die Gebäude waren zunächst meist aus Holz oder Backstein und wurden sukzessive mit Betondecken verstärkt sowie um einen Splitterschutz erweitert. Auch die Bunker wurden in mehreren Schichten vergrößert. So sahen sie durch die immer stärkeren Wände und Decken von außen bald gewaltig aus, doch die Anzahl und Größe der Räume war gering. Mehr Platz wurde durch nur schwach geschützte Anbauten geschaffen.

Der massivste Bunker auf dem Gelände war Hitlers Bunker, der sogenannte Führerbunker (Nr. 14). Nur wenige NSNationalsozialismus-Führer sowie hochrangige Militärs verfügten über eigene Diensträume und Schutzbunker im Sperrkreis I, etwa Reichsmarschall Hermann Göring (Nr. 17) oder der Leiter der Parteikanzlei, Martin Bormann (Nr. 10). Auch für Gäste gab es einen Bunker (Nr. 6). Diesen nutzte Hitler während der Umbauphase des „Führerbunkers“, so auch noch im Sommer 1944.

Im Herbst 1943 befahl Hitler eine Verschärfung der Sicherheitsmaßnahmen in der „Wolfsschanze“. Daraufhin wurde innerhalb des Sperrkreises I ein weiterer Sperrkreis A, der sogenannte Führersperrkreis, eingerichtet. Der zutrittsberechtigte Personenkreis war stark eingeschränkt. Darin befanden sich nur ein Gebäude des RSD (Nr. 2), der von Hitler genutzte Gästebunker sowie die Lagebaracke (Nr. 3), in der Stauffenbergs Anschlag erfolgte.

Das Areal heute

Seit Ende der 1950er Jahre ist die Anlage für Besucher zugänglich, wobei lange Zeit der touristische Zweck im Vordergrund stand. Erst in den letzten Jahren begann die historische Aufarbeitung des Ortes. Neben Informationstafeln und gekennzeichneten Rundgängen werden auch ausgewählte Gebäude, insbesondere im ehemaligen Sperrkreis I, für dokumentarische Zwecke genutzt. So befindet sich im ehemaligen Dienstgebäude des Chefs des Wehrmachtführungsstabes, Generaloberst Alfred Jodl (Nr. 19), ein Nachbau der Lagebarracke, in der das Attentat vom 20. Juli 1944 erfolgte. In dem ehemaligen Garagengebäude (Nr. 25) befindet sich eine Ausstellung zum Warschauer Aufstand von 1944.

Text und Karte zum Herunterladen:

DOI: https://doi.org/10.48727/opus4-780

URN: https://nbn-resolving.org/html/urn:nbn:de:kobv:po79-opus4-7808

von Chris Helmecke

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Aktuelle Karte - Grafiken und Karten

Karten oder Grafiken zur Militärgeschichte mit erklärenden Texten zum Download.

Mehr zum Thema