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Aufbauhilfe und Kampfeinsatz am Hindukusch: Die Bundeswehr in Afghanistan

Aufbauhilfe und Kampfeinsatz am Hindukusch: Die Bundeswehr in Afghanistan

Datum:
Ort:
Afghanistan
Lesedauer:
3 MIN

Die Präsenz der Bundeswehr in Afghanistan von 2001 bis 2021 prägte wie kein anderer Auslandseinsatz das Bild der deutschen Streitkräfte in der Öffentlichkeit. Afghanistan ist – nach KFORKosovo Force – der bislang längste, gefährlichste und verlustreichste Einsatz gewesen. Seit dem Jahr 2021 haben die Taliban wieder die Macht in Afghanistan übernommen. Dessen ungeachtet sind sich die meisten deutschen Afghanistanveteranen einig, dass ihre Mission dennoch nicht umsonst gewesen ist. Denn 20 Jahre lang hat das westliche Engagement auf eine ganze Generation der afghanischen Gesellschaft Einfluss genommen. 

Teaser für Aktuelle Karte Afghanistan, ISAF November 2010
Bundeswehr/ZMSBw

Überblick

Im Dezember 2001 stimmte der Bundestag dem Antrag der Bundesregierung zur Teilnahme von bis zu 1200 Bundeswehrsoldaten an der UNUnited Nations-mandatierten International Security Assistance Force (ISAFInternational Security Assistance Force) zu. Die vorläufige Regierung Afghanistans sollte bei der Aufrechterhaltung der Sicherheit in Kabul und Umgebung so unterstützt werden, dass ISAFInternational Security Assistance Force selbst und das Personal der Vereinten Nationen in einem sicheren Umfeld arbeiten konnten. Es sollte sich um einen begrenzten Unterstützungsaufenthalt der Bundeswehr handeln. Allerdings ging die Bundesregierung davon aus, dass die Dauer der Mission zeitlich überschaubar bleiben würde. Landeskundige betrachteten diese Erwartung jedoch von Anfang an mit Skepsis. Der ISAFInternational Security Assistance Force-Einsatz endete in der Tat erst nach dreizehn Jahren. Zudem handelte es sich um den bis dahin kompliziertesten, teuersten und opferreichsten Auslandseinsatz der Bundeswehr, an den sich noch der Ausbildungseinsatz Resolute Support anschloss. Im Jahr 2021 folgte schließlich auch das jähe Ende dieser ursprünglich auf nur zwei Jahre terminierten Folgemission.

bunte Übersichtskarte ISAF-Einsatz im November 2010
Bundeswehr/Daniela Heinicke

Anfängliche Rahmenbedingungen

Der ISAFInternational Security Assistance Force-Einsatz stellte die Bundeswehr vor enorme Herausforderungen. Wie ein Expeditionskorps musste die Truppe 5000 km entfernt von der Heimat unter extremen geografischen und klimatischen Bedingungen agieren. Zudem war die afghanische Gesellschaft eine fremde, kriegszerrüttete Kultur mit hohem Konflikt- und Gewaltpotenzial. Vor allem einsatzerfahrenen Bundeswehrsoldaten war schnell bewusst, dass internationales Militär unter solchen Bedingungen nur Zeit für eine politische Konfliktlösung würde erkaufen können.

Der ISAFInternational Security Assistance Force-Einsatz von rund 5000 Soldaten aus 21 Nationen beschränkte sich ab Januar 2002 zunächst auf den Raum um die Hauptstadt Kabul. Die ausländischen Soldaten sollten so vor allem das Vertrauen der einheimischen Bevölkerung gewinnen. Diese begegnete den ausländischen Soldaten zunächst ausgesprochen freundlich. Gemeinsam patrouillierten ISAFInternational Security Assistance Force-Soldaten und afghanische Sicherheitskräfte mit leichter Bewaffnung und ungeschützten Fahrzeugen durch die Millionenstadt. Dieser Ansatz des »light footprint« erschien angesichts der verheerenden britischen und sowjetischen Interventionserfahrungen im 19. und 20. Jahrhundert erfolgversprechend. Nach einem Jahr erhöhte der Bundestag die Obergrenze des deutschen Kontingents auf 2500 Mann. Im August 2003 übernahm die NATO die Führung von ISAFInternational Security Assistance Force

Anfängliche Befürchtungen in Deutschland, mit ISAFInternational Security Assistance Force in einen Kampfeinsatz zu geraten, bestätigten sich zunächst nicht. In den ersten vier Jahren wurde nur ein einziger Schusswechsel gemeldet. Sieben Angriffe mit Sprengfallen führten jedoch bereits zu acht deutschen Gefallenen und über 40 Verwundeten. Mit Aufgaben wie Präsenzpatrouillen, Maßnahmen der zivil-militärischen Kooperation (CIMICCivil Military Co-Operation), Key-Leader-Engagement und Konfliktmanagement wirkten die geringen, aber klug eingesetzten ISAFInternational Security Assistance Force-Kräfte in dieser Phase dennoch erfolgreich als Pufferkraft. Fortschritte schienen sich in diesem Zeitraum trotz aller Herausforderungen abzuzeichnen.

Text und Karte zum downloaden: 

DOI: https://doi.org/10.48727/opus4-734

von Dr. Stefan Maximilian Brenner

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