Umkämpftes Land. Die Geschichte Afghanistans
Umkämpftes Land. Die Geschichte Afghanistans
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Afghanistan ist ein Land, das seit Jahrhunderten nicht zur Ruhe kommt. Die meisten verbinden mit Afghanistan nur die Herrschaft der Taliban, Terrorgruppen wie al-Qaida und den 20-jährigen Einsatz der NATO, der auf die Terroranschläge am 11. September 2001 folgte. Die Geschichte des Landes ist jedoch deutlich vielfältiger und komplexer.
„Afghanistan, umschwärmt von Rauch und Staub, umstellt von Bildern in Sandstein und Lapislazuli, von theatralischen Hochgebirgen und Steppen, von der Geographie der Gesichter, die Aposteln gehören könnten“.
In seinem Buch Afghanische Reise aus dem Jahre 2006 skizzierte Roger Willemsen mit wenigen Worten trefflich das ferne Land am Hindukusch. Heute steht Afghanistan vor allem dafür, dass die zahlreichen Einmischungen anderer Staaten dem Land keinen Frieden bringen konnten oder diesen sogar verhinderten. Früher wurden damit die Niederlage der Sowjetunion und noch viel früher die Misserfolge einiger Großmächte, sich dieses Land zu unterwerfen, verbunden. Die Geschichte Afghanistans, von Politikern, Strategen und Feldherrn wohl zu wenig beachtet, bietet Erklärungsansätze für das Scheitern fremder Mächte am Hindukusch.
Wie viele andere Länder auch war das Gebiet, das heute unter dem Namen Afghanistan bekannt ist, stets ein Durchzugsgebiet. Nach dem Konfliktforscher Conrad Schetter waren es bereits im zweiten Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung die sogenannten Indoarier, die aus Gebieten des heutigen Iran, Usbekistan sowie Turkmenistan über den Khaiber-Pass in die nordindische Tiefebene vorstießen. Das von ihnen eroberte Land nördlich des Hindukusch nannten sie Ariana. Später trafen hier iranische, indische und zentralasiatische Kulturen aufeinander, meist an bedeutenden Raststationen für Karawanen aus Mesopotamien nach Indien. Zahlreiche Fürstenherrschaften lösten sich in der Region ab, erwähnenswert sind das Griechisch-baktrische Reich (Mitte 3. bis 1. Jhdt. v.Chr.) sowie das Kuschan-Reich (45 n.Ch. bis 173 n.Chr.). Ersteres entstand im Norden Afghanistans nach dem Tod Alexanders des Großen. Über Münzfunde und Reste einer Stadt am Zusammenfluss von Koktscha und Amudarya – in der Antike Oxus genannt – konnte die Existenz griechischer Könige in dieser abgelegenen Region nachgewiesen werden.
Das Kuschan-Reich wiederum war eines der größten Herrschaftsgebiete der Spätantike und geht auf Nomaden zurück, die aus der heutigen chinesischen Provinz Gansu stammten. Die Kuschana setzten sich gegen vier andere Dynastien durch und erreichten unter Kaiser Kanischka I., der von 127 v.Chr. bis 140 v.Chr. regiert haben soll, ihren Höhepunkt. Erste Buddha-Darstellungen und andere Kunstwerke aus dieser Zeit werden als Grundlagen der klassischen indischen Kultur gesehen. Nach rund zweihundert Jahren lösten die persischen Sassaniden diese Herrschaft ab. Das Sassanidenreich gilt als zweites persisches Großreich des Altertums und erstreckte sich über Gebiete des heutigen Iran, Irak, Aserbeidschan, Turkmenistan, Pakistan sowie Afghanistan. Die in der Forschung auch als Neupersisches Reich bezeichnete Herrschaft der Sassaniden bestand von 224/26 bis 642/651 n.Chr. und stand in Konkurrenz zum Römischen, später oströmischen Reich. Dem arabischen Ansturm aus dem Süden waren die Sassaniden jedoch nicht gewachsen.
Afghanistan: Land vieler Dynastien
Im Zuge dieser arabischen Eroberungen Persiens und Zentralasiens folgten verschiedene islamische Dynastien, die das Gebiet des heutigen Afghanistans bis ins 16. Jahrhundert hinein beherrschten. Gegen Ende des 10. Jahrhunderts erblühte unter dem Ghaznaviden-Herrscher Mahmud dem Großen beispielsweise eine islamische Kultur, die noch in Ghazni und den Ruinenstädten Laschkar-i-Bazar und Qala-i-Bost erkennbar ist. Unter den nachfolgenden Ghoriden entstanden das Minarett von Dscham und die ersten Bauabschnitte der Freitagsmoschee in Herat. Die Mongolenzüge unter der Führung von Dschingis Khan und Timur Leng oder auch Tamerlan im 13. und 14. Jahrhundert brachten dann jedoch Tod und Verwüstung. Lediglich Herat profitierte als Machtbasis der Timuriden und entwickelte sich im 15. Jahrhundert zu einer wohlhabenden und kultivierten Stadt. Hier ist das Mausoleum der Königin Gauhar Shad als Beispiel timuridischer Kunst zu nennen.
Seit dem 16. Jahrhundert war das heutige Afghanistan für über 200 Jahre Grenzgebiet dreier Reiche, das der nordindischen Mogulen, der Safiwiden in Persien und der zentralasiatischen Schaibaniden. Dabei gehörten wesentliche Teile des heutigen Afghanistans zum Mogul-Reich. Mit Statthaltern und wenigen Besatzungstruppen wurden lediglich die Handelswege kontrolliert, was zu einem Machtgewinn verschiedener Stämme, vor allem der Paschtunen, führte. Zwei paschtunische Stämme, die Ghilsai und die Abdali in den Regionen um Kandahar und Herat, gewannen so an Einfluss und Macht. 1709 gelang es Mir Wais Hotak, einem Stammesführer der Paschtunen (Ghilsai), ein kleines Königreich mit Kandahar als Zentrum zu gründen. Vorausgegangen war der Versuch der persischen Safawiden, den schiitischen Islam als Staatsreligion durchzusetzen und die sunnitischen Paschtunen gewaltsam zu bekehren. Diese grundlegende religiöse Auseinandersetzung zwischen Schiiten und Sunniten ist bis heute eine Wurzel des Unfriedens.
Zwanzig Jahre später wurden die Paschtunen jedoch vom Safawiden-General Nadir Sha vertrieben. Ihm gelang es, ein persisches Reich vom Kaspischen Meer bis nach Nordindien aufzubauen, ehe er 1747 ermordet wurde. Ihm folgte Achmad Sha, ein Angehöriger der Abdali, der sich ein Herrschaftsgebiet von Khorasan (Das Land der aufgehenden Sonne, heute Teile Irans, Afghanistans und Pakistans) bis nach Kaschmir und vom Amudarya (Fluß zwischen dem heutigen Turkmenistan und Uzbekistan) bis zum Indischen Ozean erkämpfte. Kandahar wurde Hauptstadt und der Stamm der Abdali, nach dem Titel durr-i durran (Perle unter Perlen) Ahmad Shas, in Durrani umbenannt. Obwohl die Herrschaft der Durrani eher ein lockerer Verbund verschiedener Stämme war, gilt diese als der Ursprung des heutigen Staates Afghanistan.
Ein Zentralstaat war zu dieser Zeit jedoch noch in weiter Ferne, der Thron in der neuen Residenz Kabul blieb stets zwischen den Durrani und den Ghilsai und deren zahlreichen Clans umkämpft. Kurzlebige Allianzen und gewaltsame Konflikte führten zur Bildung regionaler Machtzentren, die in Konkurrenz zu Kabul standen, sowie zum Verlust wichtiger Provinzen an das Reich der Sikhs.
Der wachsende Einfluss Russlands und Großbritanniens in dieser Region ab den 1830er Jahren führte zu erneuten Kämpfen und Unruhen. Die afghanischen Gebiete wurden von beiden Großmächten als „Pufferzone“ genutzt, die afghanischen Herrscher wiederum nutzten diese geostrategische Lage für ihre eigenen Interessen. Der Historiker Jörg Baberowski sieht im russländischen Reich und dem britischen Empire die Geburtshelfer der afghanischen Staatlichkeit. Dieses „Great Game“, wie es der britische Literaturnobelpreisträger Rudyard Kipling in seinem Roman „Kim“ aus dem Jahre 1901 nannte, führte zu drei Anglo-afghanischen Kriegen. Die Absicht Londons war, Afghanistan unter britische Herrschaft zu bringen, ehe russische Truppen aus dem Gebiet des heutigen Turkmenistans in das Land einmarschieren konnten.
Spielball der Großmächte
Der erste Krieg (1838–1842) endete für die Briten in einer Katastrophe, nachdem rund 17000 Soldaten und Zivilisten trotz eines vereinbarten freien Abzuges massakriert worden waren. Eine britische Strafexpedition führte zu keiner Beruhigung der Lage. Vielmehr zogen sich die Briten schließlich nach Britisch-Indien zurück.
1878 sah sich London aufgrund der Annäherung des mittlerweile herrschenden Emirs Scher’ Ali an Russland erneut dazu veranlasst, militärisch einzugreifen. Dieser zweite Versuch führte dazu, dass Afghanistan unter der Herrschaft des „eisernen Emirs“ Abdur Rahman, der als der Schöpfer des modernen afghanischen Staates gilt, ein halbautonomes Protektorat Britisch-Indiens wurde. In seiner Regierungszeit schlug er mehr als 40 Aufstände nieder. 1893 erfolgte mit der Durand-Linie die bis heute zwischen Afghanistan und Pakistan umstrittene Grenzziehung durch paschtunisches Stammesgebiet. Emir Habibullah I., der Sohn von Abdur Rahman, erzielte 1907 ein Abkommen mit Russland, das die Unverletzlichkeit des afghanischen Staatsgebietes garantierte. Großbritannien wiederum sicherte nun St. Petersburg zu, sich nicht mehr in die inneren Angelegenheiten Afghanistans einzumischen. Emir Amanullah setzte die Politik seines Vaters Habibullah fort. Nach einem kurzen Krieg gegen die Briten konnte 1919 die Unabhängigkeit Afghanistans im Vertrag von Rawalpindi festgeschrieben werden. Dies gelang, weil die äußere Bedrohung zu einer zeitlich befristeten Einheit der verfeindeten Stämme geführt hatte. Britische Subsidienzahlungen und Militärhilfe stützten die Herrschaft des Emirs, der dadurch eine mehr oder weniger anerkannte Zentralregierung etablieren konnte. Um diese allerdings gegen die Stämme zu sichern, schottete er sich gegen das Ausland ab und verhinderte so die Modernisierung des Landes. Seine politischen Auffassungen orientierten sich an Kemal Atatürk, was seine konstitutionelle Verfassung von 1923 zeigte. Auch er wollte die Trennung von Religion und Staat und nannte sich daher statt Emir seit 1926 Padschah (König). Diese Neuerungen trafen jedoch in der afghanischen Gesellschaft auf wenig Verständnis und führten zu seinem Sturz. Sein Sohn Inayatulla konnte sich nur drei Tage auf dem Thron halten, ehe der anhaltende Volksaufstand zu neuen Herrschaftsstrukturen führte. An die Macht kam ein Tadschike, der das religiöse Emirat wieder einführte und sich Emir Habibullah II. nannte. Die Herrschaft eines Nicht-Paschtunen war jedoch mindestens genauso umstritten und währte daher ebenfalls nur kurz.
Ein „Goldenes Zeitalter“
Nach einem weiteren Machtwechsel folgte 1933 Zaher Shah seinem ermordeten Vater Mohammad Nadir Schah, der nur vier Jahre herrschte, auf den Thron. Zaher Shahs Herrschaft dauerte hingegen vier Jahrzehnte, wobei die Jahre zwischen 1963 und 1978 als „Goldenes Zeitalter“ in die Geschichte des Landes eingingen. Er brachte dem Land Stabilität und ließ ausländische Entwicklungshilfe in großem Umfang zu. In den Beginn seiner Regierungszeit fällt auch die enge Zusammenarbeit mit dem Deutschen Reich. Fabrikanlagen, Kraftwerke und Straßenbeziehungsweise deren Reste zeugen noch heute davon. Im afghanischen Bewusstsein war das deutsche Interesse an einer Zusammenarbeit das erste ohne imperiale Hintergedanken zu Lasten Afghanistans. Zudem wurden die Deutschen als „Arier“ und somit als blutsverwandt (Indoarier) angesehen. Bereits vor und während des Ersten Weltkrieges war das Deutsche Kaiserreich an einer engen Kooperation interessiert gewesen, um die Briten durch Kämpfe in dieser Region zu binden und zu schwächen. Noch heute gelten die Geheimmissionen von Oskar Ritter von Niedermayer in Afghanistan als Beginn der deutsch-afghanischen Freundschaft.
Die Aufbaujahre zwischen 1933 und 1973 hatten allerdings einen hohen Preis, war doch das Land am Hindukusch durchgängig von ausländischen Geldgebern abhängig. Bis zu 40 Prozent der öffentlichen Ausgaben waren seit 1957 fremdfinanziert. Ende der 1960er Jahre arbeiteten über 800 deutsche Spezialisten in Afghanistan, dem Aushängeschild deutscher Entwicklungshilfe. Von 1968 bis 1978 war Kabul zudem ein beliebtes Reiseziel für Hippies auf dem Weg nach Indien, wobei das qualitativ hochwertige afghanische Haschisch eine wichtige Rolle spielte.
Im Sommer 1973 stürzte Mohammed Daoud Khan seinen Vetter und Schwager und wurde der erste Staatspräsident der neuen Republik. König Mohammed Zahir Shah ging ins Exil nach Rom und sollte erst 2002 wieder zurückkehren. Daouds Macht stützte sich auf das Militär, wohingegen die traditionellen Eliten unter seiner autoritären Führung litten. Fünf Jahre später putschten in der sogenannten April- oder auch Saur-Revolution Anhänger der leninistisch-marxistischen Volkspartei gegen Daoud und töteten ihn und seine Familie. Die neuen Machthaber setzten auf Reformen, die sich gegen die traditionellen Eliten im und vor allem auf dem Land richteten. Dort wurden die Reformen wiederum als Versuch einer städtischen Elite angesehen, die traditionell islamisch geprägten Wirtschafts- und Sozialstrukturen zu zerstören. Zwischen 50000 bis 100000 Menschen sollen diesem Regime zum Opfer gefallen sein, was zu lokalen Aufständen führte. Moskau unterstützte das Regime, da es Afghanistan zum sowjetischen Interessensbereich zählte. Der neue Präsident Hafisullah Amin wollte sich jedoch von Moskau ab- und den USAUnited States of America zuwenden. Dies war für Moskau der Auslöser, 1979 militärisch einzugreifen. Eine sowjetische Spezialeinheit tötete Amin, sowjetische Truppen besetzten das Land und kämpften gegen die von den USAUnited States of America unterstützten Mudschaheddin und die einheimische Bevölkerung. Es entwickelte sich ein Stellvertreterkrieg der Supermächte. Bis 1989 waren über 120000 sowjetische Soldaten in Afghanistan eingesetzt. Der irreguläre Krieg mit Überfällen und Hinterhalten sowie der brutale und unmenschliche Kampf Mann gegen Mann kosteten rund 15000 Sowjetsoldaten und über 1,3 Millionen Afghanen das Leben.
Über sieben Millionen Menschen waren auf der Flucht ins nahe Ausland. Bis heute prägen die enormen Verschiebungen der ethnischen Gruppen zu Lasten der Paschtunen die afghanische Gesellschaft. Ebenso nehmen bis heute die zahlreichen Parteien des damaligen Widerstandes, die grob in islamistische und traditionalistische Gruppen eingeteilt werden können, auf die Entwicklung des Landes Einfluss.
Nach dem Genfer Friedensabkommen vom April 1988, das ohne Vertreter der Widerstandsgruppen abgeschlossen wurde, folgten Jahre des Bürgerkrieges, die vor allem von der Rivalität zwischen Achmad Schah Massud und dem vom pakistanischen Geheimdienst Inter-Services Intelligence (ISIIslamischer Staat im Irak) geförderten Gulbuddin Hekmatyar geprägt waren. Viele Nachbarstaaten nahmen Einfluss auf die Bürgerkriegsparteien und erschwerten eine politische Lösung. Das Land zerfiel in zahlreiche Machtbereiche einzelner Kommandeure und Warlords wie Abdul Ali Masari, Abdul Raschid Dostum oder Ismail Khan.
Wie so oft in der Geschichte des Landes scheiterte die Etablierung einer Zentralmacht. 1996 marschierten die Taliban in Kabul ein und töteten den früheren Präsidenten Mohammed Nadschibullah. Pakistan und Saudi-Arabien erkannten die neuen Machthaber an, die sich allerdings erst noch gegen die Nordallianz durchsetzen mussten. Ihr stärkster Gegner Achmad Schah Massud kam bei einem Attentat im September 2001 ums Leben. Bei großen Teilen der Bevölkerung bürgten die Taliban mit ihren strengen, religiös motivierten Regeln für Stabilität und Ruhe. Ihr Islamisches Emirat Afghanistan sollte ein Gottesstaat werden, in dem die Gesetze der Scharia sowie der paschtunische Verhaltenskodex (Paschtunwali) herrschten. Der einäugige Talibanführer Mullah Omar aus dem Hotak-Ghilsai-Clan sah sich selbst in direkter Nachfolge des Gründers des ersten Paschtunenreiches im Jahre 1709 und nannte sich Herrscher der Gläubigen. Nach den Anschlägen auf das World Trade Center am 11. September 2001 führten die USAUnited States of America mit der Operation „Enduring Freedom“ Krieg gegen den internationalen Terrorismus, zu dessen Rückzugsorten auch Afghanistan gehörte. Die Weigerung der Taliban, den Drahtzieher der Terroranschläge, den in Afghanistan lebenden Al-Quaida-Anführer Osama bin Laden, auszuliefern, löste Militäroperationen der USAUnited States of America und der Nordallianz aus. Ende November war der Widerstand der Taliban gebrochen, die letzten Kämpfer flohen in ihre paschtunischen Stammesgebiete in der Grenzregion zu Pakistan.
Die folgenden 20 Jahre waren durch das politische, finanzielle und militärische Engagement des Westens, den Versuch, einen funktionierenden Staat aufzubauen und den Kampf gegen die Taliban und andere Gruppierungen, die an keinem Frieden in Afghanistan interessiert waren, geprägt. Die Komplexität der afghanischen Gesellschaft mit ihrer ethnischen Vielfalt und dem damit verbundenen Kampf der Stämme und Clans untereinander, das Fehlen einer anerkannten Zentralregierung, die Einflussnahme von Großmächten und Nachbarstaaten wie Pakistan und nicht zuletzt die religiös motivierten Auseinandersetzungen vor allem zwischen Sunniten und Schiiten waren und sind Faktoren, die Afghanistan auch heute nicht zur Ruhe kommen lassen. Das Drehen an einer der zahlreichen Stellschrauben, noch dazu durch fremde Akteure, bewirkt meist Unvorhersehbares an anderer Stelle. Der Abzug der westlichen Truppen im Sommer 2021 und die rasche Machtübernahme durch die Taliban verdeutlichten daher erneut, dass externe Mächte in Afghanistan nur bedingt Einfluss auf die Geschicke des Landes nehmen können eigene Zielsetzungen erreichen können.
Lesetipps
Conrad Schetter, Kleine Geschichte Afghanistans, München 2022 (5. Auflage)
Rainer Hermann, Afghanistan verstehen. Geografie, Geschichte, Glaube, Gesellschaft, Stuttgart 2022
Habibo Brechna, Die Geschichte Afghanistans. Historische Ereignisse, Erzählungen und Erinnerungen, Zürich 2012 (2., revidierte Auflage)
Roger Willemsen, Afghanische Reise, Frankfurt am Main 2006