Neue Reihe: Die "Gründergeneration" der Bundeswehr
Neue Reihe: Die "Gründergeneration" der Bundeswehr
- Datum:
- Ort:
- Potsdam
- Lesedauer:
- 1 MIN
Die neue „Angelesen“-Reihe widmet sich der „Gründergeneration“ der Bundeswehr: den Offizieren, die unsere Streitkräfte nach dem Zweiten Weltkrieg aufbauten und gestalteten. Wer waren die Generale und Admirale, die mit ihren Erfahrungen, Ideen und Taten das Fundament unserer Truppe legten? Wie gelang es ihnen, mit Biografien aus der kaiserlichen Armee, der Reichswehr oder der Wehrmacht die Streitkräfte der neuen Demokratie aufzubauen? Im Interview erklärt Oberst Dr. Hartmann warum wir uns intensiv mit dieser Generation auseinandersetzen sollten.
Im Audio-Buchjournal „Angelesen“ werden Publikationen zum Militär in Audio-Dateien von ca. 15 Minuten vorgestellt. Sie können auch in einer PDF-Datei gelesen werden. Planer und Kopf der Rubrik ist Oberst Dr. Hartmann, Leiter der Abteilung Bildung im ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr. Auf der eigenen Website oder den Audio-Apps Spotify und Apple Podcasts werden jeden Donnerstag neue Publikationen und deren wichtigste Inhalte präsentiert.
In der neuen Reihe zur „Gründergeneration“ der Bundeswehr werden Bücher vorgestellt, die sich mit den „Gründervätern“ unserer Truppe auseinandersetzen. Dazu gehören Bücher bspw. über die ersten Vier-Sterne-Generale Adolf Heusinger und Hans Speidel sowie über die Väter der Inneren Führung, Wolf Graf von Baudissin, Ulrich de Maizière und Johann Adolf Graf von Kielmansegg.
Historische Bildung für gegenwärtige Orientierung
Das ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr betreibt nicht nur militärgeschichtliche, militärsoziologische und sicherheitspolitische Grundlagenforschung, sondern auch historische Bildung für alle Angehörigen der Bundeswehr. Historische Bildung befähigt Soldatinnen und Soldaten zu einer kritischen Auseinandersetzung mit ihrer Geschichte: Der eigenen Vergangenheit. Aus der (Militär-)Geschichte der deutschen Streitkräfte speist sich die Tradition und das Selbstverständnis unserer Truppe. Historische Bildung ist von hoher Bedeutung, da sie die Identifikation mit der freiheitlich-demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland fördert.
6 Fragen an Oberst Dr. Uwe Hartmann
Weshalb sollten wir unser Ohr an die Bücher zur „Gründergeneration“ legen?
Wie vor rund 70 Jahren geht es heute darum, eine schlagkräftige, einsatzbereite Armee aufzubauen. In einer solchen Situation hilft es, auf Personen zu schauen, die vor ähnlichen Herausforderungen standen. Dies haben die Gründungsväter der Bundeswehr getan. Sie beschäftigten sich intensiv mit den preußischen Heeresreformen zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Von den ersten Generalen und Admiralen der Bundeswehr können wir lernen, worauf bei grundlegenden Reformen in einer bedrohten Demokratie zu achten ist.
Warum geht es bei aktuellen Herausforderungen nicht ohne unsere Vergangenheit?
Wir ermutigen Soldatinnen und Soldaten, sich mit der deutschen Geschichte intensiver auseinanderzusetzen. Dabei sollten sie auch die Frage beantworten, welche Personen sich für die Traditionspflege eignen. Unsere Buchbesprechungen sind ein Beleg dafür, dass uns das Denken und Handeln der „Gründergeneration“ uns als Orientierung dient.
Wie erinnern Sie sich persönlich an die Offiziere der "Gründergeneration"?
Einige Generale der Gründergeneration habe ich selbst kennengelernt. Am 5. Juni 1993 starb Generalleutnant a.D. Wolf Graf von Baudissin. Sein Denken hatte mich stark beeinflusst. Wenige Tage später war ich bei seiner Beerdigung in Hamburg. Hochrangige Offizier erwiesen ihm die letzte Ehre, darunter der damalige Generalinspekteur, General Klaus Naumann. 30 Jahre später ist die Beschäftigung mit der Gründergeneration für mich eine wichtige Selbstvergewisserung: in meinem Traditionsverständnis und damit auch in meinem Selbstverständnis als Soldat.
Generale wie Speidel oder Heusinger waren Soldaten der Wehrmacht in hohen Führungsfunktionen. Wie gehen Sie damit um?
Am Beispiel der Gründergeneration lässt sich das Traditionsverständnis der Bundeswehr darlegen. Tradition beruht auf einem Auswahlprozess. Um es plakativ zu sagen: Wir entscheiden, wer für uns “traditionswürdig“ ist. Die Wehrmacht bildet als Institution keine Tradition für die Bundeswehr, aber das führt nicht automatisch zum Ausschluss aller ihrer Angehörigen aus unserer Traditionspflege. Auswählen fordert ein sorgfältiges Abwägen. Unsere Leitfrage bei der Gründergeneration lautet: Wie ist das persönliche Handeln in der Zeit vor 1945 gegenüber seinen Leistungen beim Bundeswehr-Aufbau zu gewichten? Beim Abwägen legen wir die Kriterien an, die sich aus den für uns heute wichtigen Werten ergeben. Damit ist auch klar: Ein Offizier, der an Kriegsverbrechen aktiv beteiligt war oder sie befohlen hat, kommt genauso wenig für die Tradition der Bundeswehr in Frage wie diejenigen, die sich nach 1955 nicht aktiv im Sinne des „Staatsbürgers in Uniform“ bewährt haben.
Wie passen unsere Tradition und die neue „Gründergeneration“-Reihe zusammen?
In „Angelesen“ geht es nicht um Gutachten über einzelne Personen. Wir stellen vielmehr Bücher vor, in denen Autoren ihre Abwägung zur Diskussion stellen. Deren Bewertung muss man nicht teilen. Damit ist das Gespräch eröffnet. Wir wollen diesen Gedankenaustausch; denn die Tradition der Bundeswehr ist keine rein militärische Angelegenheit. Sie beruht auf einem breiten Diskussionsprozess, der Vertreter aus Politik und Gesellschaft einbezieht.
Wann erscheinen die neuen Folgen und wie geht es weiter?
Die Buchbesprechungen erscheinen immer donnerstags auf unserer Website sowie in den Apps von Spotify und Apple Podcasts. Wir haben mit den beiden ersten Vier-Sterne-Generalen der Bundeswehr, mit den Generalen Speidel und Heusinger, begonnen. Danach kommen die etwas jüngeren Generale von Baudissin, de Maiziére und von Kielmansegg. Sie haben sich in besonderer Weise um die Innere Führung und das strategische Denken verdient gemacht. Vorgestellt werden auch Bücher über die ersten Inspekteure von Heer, Luftwaffe und Marine, die Generale Röttiger, Kammhuber und Zenker, sowie über Kommandeure wie beispielsweise Oberst Hauschild.
"Angelesen." - Audio-Buchjournal
Publikationen zu Militär und dessen Geschichte.