Bücher zum Hören: Literatur zur Inneren Führung
Bücher zum Hören: Literatur zur Inneren Führung
- Datum:
- Ort:
- Potsdam
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- 1 MIN
Anlässlich des Geburtstages des preußischen Heeresreformers Gerhard von Scharnhorst erhielten die ersten Soldaten der Bundeswehr am 12. November 1955 ihre Ernennungsurkunden. Auf den Tag genau 68 Jahre später werden die Soldatinnen und Soldaten von heute ein neues Handbuch zur Inneren Führung erhalten.
Um das neue Handbuch und die Geschichte der Inneren Führung besser einordnen zu können, wird das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr) in den nächsten Wochen mehrere Veröffentlichungen zur Inneren Führung in seinem Audio-Buchjournal „Angelesen“ vorstellen. Kopf und Herz der neuen Reihe ist Oberst Dr. Hartmann, Leiter der Abteilung Bildung im ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, erläutert im Interview, warum man sich intensiv mit der Literatur zur Inneren Führung befassen sollte.
5 Fragen an Oberst Dr. Uwe Hartmann
Herr Oberst, welche Bücher haben Sie ausgewählt?
Wir haben mit dem alten Handbuch Innere Führung, das 1957 erstmalig vom BMVgBundesministerium der Verteidigung veröffentlicht wurde und bis 1972 in fünf unveränderten Auflagen erschien, begonnen. Viele Hörerinnen und Hörer werden überrascht sein, wie aktuell das alte Handbuch Innere Führung noch heute ist. Im Kern ging es schon damals darum zu erklären, was es bedeutet, Soldat in einer wehrhaften Demokratie zu sein. Danach werden wir ein Buch zum Streit über die Innere Führung in der Aufbauphase der Bundeswehr von 1956 bis 1964/65 vorstellen.
Darin geht es dann um den Konflikt zwischen den Reformern um Wolf Graf von Baudissin und den Traditionalisten, deren Vordenker der spätere Brigadegeneral Heinz Karst war?
Ja, der Militärhistoriker Frank Nägler stellt in seinem Buch „Der gewollte Soldat und sein Wandel“ vor, wie seit Anfang der 1950er Jahre gewissermaßen auf einem Reißbrett unterschiedliche Soldatenbilder entworfen wurden. Der Streit darüber gewann auch deshalb an Schärfe, weil früh erkennbar war, dass das damalige oftmals kriegsgediente Führungspersonal der Bundeswehr mit den neuen Führungsgrundsätzen überfordert war oder weiterhin tradierten Vorstellungen anhing. Letztlich war es die ab 1956 aufgestellte Truppe, die Widerstand leistete.
Wie steht es um die Akzeptanz der Inneren Führung in der Truppe von heute?
Dazu stellen wir das Buch „Innere Führung in Zahlen“ vor. Die Autoren Angelika Dörfler-Dierken und Robert Kramer werteten die Daten der Streitkräftebefragung 2013 nach Bekanntheit und Akzeptanz der Inneren Führung aus. Rund die Hälfte der Befragten gab an, sich mit der Inneren Führung beschäftigt zu haben oder wenigstens einige Zusammenhänge zu kennen. Bei den Mannschaften und Unteroffizieren lag die Prozentzahl deutlich niedriger. Die Autoren werteten die Daten als Beleg für den Erfolg der Inneren Führung. Ich wäre mit diesen Ergebnissen nicht zufrieden gewesen.
Aber ist Innere Führung nicht eher etwas für Vorgesetzte?
Das ist ein verbreitetes Vorurteil. Schon im Handbuch Innere Führung von 1957 wurde klargestellt, dass Innere Führung jeden Angehörigen der Bundeswehr angeht. So steht es auch in der aktuellen Regelung. Bei der Inneren Führung geht es nicht nur um Menschenführung, sondern auch um das Selbstverständnis als Soldat und unsere Rolle in Politik und Gesellschaft. Zudem bietet sie enorme Chancen, auch für die Berufszufriedenheit des Einzelnen. Darauf weist der Theologe Christian Göbel in seinem Buch „Innere Führung als Glücksgarant?“ hin. Denn zur Inneren Führung gehört ein positives Menschenbild. Sie traut dem Einzelnen zu, dass er sich in seiner Persönlichkeit durch den Dienst weiterentwickelt und in seinem Beruf aufgeht, wenn er sinnvolle Aufgaben ausübt. Man muss sich allerdings darauf einlassen und sich gedanklich mit ihr auseinandersetzen.
Welche Bücher werden noch vorgestellt?
Auf der Liste stehen auch Bücher, die sich mit der Konzeption der Inneren Führung beschäftigen. Thomas Wanninger bemängelt in seinem Buch „Kritik der Inneren Führung“, dass wie bei einer bad bank unangenehme Themen an die Innere Führung ausgelagert werden, weshalb sie nicht wie aus einem Guss erscheint und ihr Kern auch nicht so richtig sichtbar ist. Hinzu kommen Bücher, die sich mit dem Erziehungsauftrag oder der Erinnerungskultur beschäftigen. Am Ende wird deutlich, dass es sich lohnt, über Innere Führung nachzudenken und zu streiten. Für mich ist die Innere Führung eine Plattform, die Debatten über unser Selbstverständnis fordert und fördert – und dabei die Spielregeln vorgibt, nach denen wir diese Gespräche führen. Letztlich kommt es darauf an, was der Einzelne für sich und wir alle für die Bundeswehr aus der Inneren Führung machen.
"Angelesen." - Audio-Buchjournal
Publikationen zu Militär und dessen Geschichte.