Studie zur Homosexualität

Tabu und Toleranz

Tabu und Toleranz

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2 MIN

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Wie ging die Bundeswehr in den Jahren 1955 bis 2000 mit Homosexualität um? Dieser Frage widmet sich die Studie des Militärhistorikers Oberstleutnant Klaus Storkmann. Der Autor führte dazu zahlreiche Gespräche mit Zeitzeugen, sichtete Archivunterlagen und wertete Gerichtsakten aus. Die Ergebnisse seiner Forschung sind nun als Buch erschienen.

Das Buchcover der Studie zeigt den Feldanzug eines Soldaten mit Deutschlandfahne und Regenbogenflagge

Buchcover der Studie „Tabu und Toleranz“ von Klaus Storkmann

DeGruyter/ZMSBw 2021

Homosexuelle Männer wurden bis 1979 konsequent aus der Bundeswehr ausgemustert. Von da an begründete Homosexualität zwar allein keine Untauglichkeit mehr, doch für homosexuelle Soldaten galt: Wehrpflicht ja, Karriere nein. Die gleichgeschlechtliche Orientierung machte den Aufstieg zum Offizier zumeist unmöglich. Und sie wurde als Sicherheitsrisiko eingestuft, wie etwa auch die Kießling-Affäre 1984 bewies.

Das Strafgesetzbuch und seine Wirkungen

Erst im Jahr 2000 änderte das Bundesministerium der Verteidigung seinen Kurs. Dabei war das Strafrecht der Bundesrepublik in den Jahren 1969 bis 1973 erstmals erheblich liberalisiert worden. Fortan standen homosexuelle Handlungen unter über 18-jährigen infolge der Änderung des Volljährigkeitsalters (18 statt bisher 21 Jahre) nicht mehr unter Strafe. Erst 1994 wurde der Paragraph 175 des Strafgesetzbuches endgültig gestrichen.

Die Bundeswehr hatte diese Liberalisierung aber nicht im Disziplinarrecht und in den internen Regelungen zur Personalauswahl und -führung nachvollzogen. Im Übrigen wandte sich der § 175 wie auch seine Vorläufer seit dem Kaiserreich auch stets nur gegen homosexuelle Männer.

Grundlegende Forschungen

Klaus Storkmann untersucht anhand von Interviews, Gerichtsakten und Papieren des BMVgBundesministerium der Verteidigung erstmals den Umgang der Bundeswehr mit homosexuellen Soldaten. Der Vergleich zu anderen Streitkräften und mit dem öffentlichen Dienst in der Bundesrepublik Deutschland ordnet das Vorgehen der Bundeswehr in einen größeren Zusammenhang ein. Dass Homosexualität beim Militär seit alters her ein Thema war und vielerorts auch noch ist, belegt die Studie durch Rückblenden auf frühere deutsche Streitkräfte, insbesondere die Nationale Volksarmee der DDRDeutsche Demokratische Republik, und durch Seitenblicke auf Armeen anderer Staaten.

Der Autor

Oberstleutnant Dr. Klaus Storkmann ist Projektleiter im Forschungsbereich Militärgeschichte nach 1945 am ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr in Potsdam.

Blick ins Buch und bibliografische Angaben

Wir stellen Ihnen eine Leseprobe (PDF, 541,8 KB) und das Inhaltsverzeichnis (PDF, 61,8 KB) des Buches als PDF zur Verfügung.

Klaus Storkmann, Tabu und Toleranz. Der Umgang mit Homosexualität in der Bundeswehr 1955 bis 2000, Boston: De Gruyter 2021, XII+464 Seiten, 39,95 Euro, ISBN: 978-3-11073482-9

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