Großprojekt Deutsch-deutsche Militärgeschichte

Ein Projekt zur Militärgeschichte beider deutscher Staaten

Ein Projekt zur Militärgeschichte beider deutscher Staaten

Lesedauer:
5 MIN

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

"Knitterfreie" aus Ost und West.

Stahlhelme der Bundeswehr (links) und der Nationalen Volksarmee (rechts) zeigen, dass zwei deutsche Staaten auch zwei vollkommen unterschiedliche Armeen besaßen.

MHMBw 2019

In diesem 2015 langfristig angelegten wissenschaftlichen Großprojekt wird erstmals die Militärgeschichte beider deutscher Staaten in der Nachkriegszeit gemeinsam betrachtet.

Wie lässt sich eine deutsch-deutsche Militärgeschichte schreiben, die West- und Ostdeutschland gleichermaßen berücksichtigt, ohne die fundamentalen Unterschiede zwischen Bundesrepublik und DDRDeutsche Demokratische Republik zu ignorieren? Ist eine Geschichte angesichts der beiden entgegengesetzten Staats- und Gesellschaftsordnungen sinnvoll und möglich? Welchen Beitrag kann eine deutsch-deutsche Militärgeschichte zu einer „integralen“ Zeitgeschichtsschreibung leisten? Das Projekt ist interdisziplinär angelegt und vor allem auf die Jahre von 1970 bis 1990 fokussiert. Auf einer breiten Quellenbasis beleuchten die Teilprojekte militärische Binnenstrukturen, das militärisch-zivile Verhältnis und rüstungswirtschaftliche Entwicklungen. Die Ergebnisse werden in einer neuen Reihe „Deutsch-deutsche Militärgeschichte 1970 bis 1990“ des Ch. Links Verlages in Berlin präsentiert. Den Auftakt dazu bildete 2019 ein Dokumentenband, der einschlägige Quellen aus der deutschen Militärgeschichte der Nachkriegszeit leicht zugänglich macht.

Leitung: Jörg Echternkamp
(bis 2021: Rüdiger Wenzke)

Im Nachfolgenden finden Sie eine Beschreibung der Teilprojekte

I. Dokumente zu Deutsch-deutschen Militärgeschichte 1970 bis 1990.
Bundesrepublik und DDRDeutsche Demokratische Republik im Ost-West-Konflikt

Die umfangreiche Edition erschließt in erster Linie unveröffentlichte Quellen zur Militärgeschichte zur Militärgeschichte der Bundesrepublik Deutschland und der DDRDeutsche Demokratische Republik. Dabei werden Themen wie die sicherheitspolitische Einbindung beider deutscher Staaten im internationalen Rahmen, Militär und Gesellschaft im geteilten Deutschland sowie verschiedene Aspekte der Streitkräfteentwicklung behandelt. Der Band ist im Herbst 2019 erschienen.
Autor: Christoph Nübel

II. Deutsche Generale 1945 bis 1990. Profession – Karriere – Herkunft

Der Band betrachtet mit der Generalität beider Armeen die militärische Elite. Im Fokus stehen vor allem die soziale Herkunft und der Karriereweg dieser Personengruppe, deren Analyse auf Grundlage statistischer Instrumentarien erfolgt. Historische Daten aus den Personalakten der Generale wurden in empirisch verwertbares Zahlenmaterial umgewandelt. Die so gewonnenen Befunde werden mit weiteren historischen Quellen abgeglichen und schließlich – auch unter Zuhilfenahme elitesoziologischer Fragestellungen – gedeutet. Der Band ist 2021 erschienen.
Autor: Thorsten Loch

III. Militär und Gesellschaft

Als Teil des Großprojekts versammelt der Band die fünf nachstehenden Einzelbeiträge, die den Wandel des zivil-militärischen Verhältnisses in den 1970er und 1980er Jahre in ausgewählten Bereichen untersuchen.
Dazu werden Ansätze und Leitfragen der Vergleichs- und Verflechtungsgeschichte genutzt. Der Band ist 2021 erschienen.
Herausgeber des Bandes: Jörg Echternkamp

Beitrag: Militär in Politik, Gesellschaft und Wissenschaft
Der erste Beitrag thematisiert die Rolle der Streitkräfte in Diktatur und Demokratie, das Verhältnis der politischen Parteien und Gewerkschaften zum Militär und den Umgang der Streitkräfte mit ihrer Geschichte. 
Autor: Jörg Echternkamp

Beitrag: Verteidigungsausschüsse in Bundestag und Volkskammer
Der Beitrag beschreibt und vergleicht Funktionen, Wirkungsweisen und Einflussmöglichkeiten der verteidigungspolitischen Akteure (Ausschüsse, Parteien, Einzelpersönlichkeiten) im parlamentarischen Raum zweier unterschiedlicher politischer Systeme.
Autorin: Dorothee Hochstetter

Beitrag: Friedensbewegung und Friedensbewegte in der Bundesrepublik und in der DDRDeutsche Demokratische Republik
Der Beitrag gibt einen Überblick über Organisationen, Strukturen und Akteure der west- und der ostdeutschen Friedensbewegung.
Autoren: Jörg Echternkamp/Rüdiger Wenzke

Beitrag: Die Friedensbewegung in Ost- und Westdeutschland unter besonderer Berücksichtigung des Beitrags evangelischer Christen und Kirchen
Anhand verschiedener Handlungsfelder der protestantischen Friedensbewegung zielt der Beitrag auf die Analyse der Haltung der evangelischen Christen und Kirchen in beiden deutschen Staaten zu Militär, Wehrdienst und Friedensfragen.
Autorin: Angelika Dörfler-Dierken

Beitrag: Die katholische Friedensbewegung in beiden deutschen Staaten
Der Beitrag arbeitet die konfessionsspezifischen Besonderheiten der katholischen Friedensbewegungen heraus und berücksichtigt insbesondere die friedensethischen Positionen.
Autor: Markus Thurau

IV. Deutsche Militärgeschichte in Europa 1945-1990

Die Streitkräfte spielten im Kalten Krieg eine Schlüsselrolle. Doch selbst neuere Veröffentlichungen zur deutschen Geschichte zwischen 1945 und 1990 blenden sie weitgehend aus. Auf einer internationalen Konferenz haben renommierte Fachleute aus Europa und den USAUnited States of America dazu erstmals die DDRDeutsche Demokratische Republik und die Bundesrepublik gemeinsam in den Blick genommen. Wie waren Nationale Volksarmee und Bundeswehr organisiert? Auf welche Weise nutzten sie die „geteilte“ Vergangenheit zur Traditionsstiftung? Wie stellten sich die beiden Seiten dar, und wie wurden sie wahrgenommen? Um „Repräsentation, Organisation und Tradition von Streitkräften in Demokratie und Diktatur“ ging es auf der 60. Internationalen Tagung für Militärgeschichte im September 2019 in Potsdam. Der Tagungsband wurde 2022 veröffentlicht.
Herausgeber: Jörg Echternkamp und Christoph Nübel

V. Fremdwahrnehmungen von Bundeswehr und NVANationale Volksarmee im Vergleich 1955/56 bis 1990

Im Kalten Krieg mussten die Angehörigen von Bundeswehr und NVANationale Volksarmee davon überzeugt werden, im Kriegsfall auf Soldaten zu schießen, mit denen sie eine nationale, historische, kulturelle und möglicherweise familiäre Vergangenheit teilten. Die Studie geht unter anderen der Frage nach, aus welchen Bestandteilen und Argumentationsmustern sich die jeweiligen Fremdwahrnehmungen zusammensetzten und ob sich diese als Feindbilder katalogisieren lassen. Der Band ist im Dezember 2022 erschienen
Autor: Klaus Schroeder, Deutsches Marinemuseum, Wilhelmshaven

VI. Gerüstet für den „Verteidigungsfall“? Wie die beiden deutschen Staaten ihre Streitkräfte während des Kalten Krieges aufrüsteten

Der Band  beschäftigt sich vorrangig mit der Rüstungsgüterbeschaffung für die Streitkräfte in beiden deutschen Staaten.
Autor: Dieter H. Kollmer

VII. Strukturen, Ausrüstung und Bewaffnung beider deutschen Streitkräfte 1970-1989/90 im Vergleich

Der Beitrag stellt strukturelle und organisatorische Entwicklungen in den Mittelpunkt. Dazu werden Strukturveränderungen in den beiden Ministerien und in der Truppe anhand ausgewählter Beispiele untersucht. Strukturen, Organisationen sowie Probleme der Beschaffung und Ausrüstung werden auf der Basis der Mehrebenanalyse über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren vergleichend dargestellt.
Autor: Klaus Storkmann

VIII: Feindliche Brüder. Bundeswehr und NVANationale Volksarmee als moderne Streitkräfte

Beitrag: Inneres Gefüge, Soldatsein und soldatische Lebenswelten in beiden deutschen Streitkräften
Der Beitrag thematisiert die Entwicklung der inneren Verhältnisse in der Bundeswehr und der NVANationale Volksarmee, Fragen des Wehrdienstes und der Nachwuchsgewinnung sowie den Soldatenalltag in West und Ost.
Autor: Rüdiger Wenzke

Beitrag: Militärmedizin in beiden deutschen Armeen
Im Mittelpunkt steht eine vergleichend-kontrastive Untersuchung der Entwicklung des Sanitätsdienstes der Bundeswehr und des Medizinischen Dienstes der Nationalen Volksarmee. Dies betrifft Organisation und Gliederung, Nachwuchssituation und Ausbildung sowie die medizinische Tätigkeit.
Autor: Ralf Vollmuth

IX. Operatives Denken in Bundeswehr und Nationaler Volksarmee in den 1980er-Jahren im Vergleich

Im Mittelpunkt der Studie steht die vergleichende Darstellung des Operativen Denkens in den Bündnissen Nordatlantikpakt (NATO) und Warschauer Vertragsorganisation (WVO) unter besonderer Berücksichtigung des I. DEU Korps der Bundeswehr und der 5. Armee der NVANationale Volksarmee in den 1980er Jahren.

Autoren: Friedrich Karl Jeschonnek und Siegfried Lautsch (Projekt.operativesdenken@t-online.de).

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.