Flugschauen
Flugschauen
- Datum:
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- Bundesweit
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Während des Kalten Krieges war es in der Bundesrepublik wie in anderen westlichen Staaten üblich, der Öffentlichkeit regelmäßig das fliegerische Können der Luftstreitkräfte im Rahmen von Flugschauen zu demonstrieren.
Fliegerisches Können und Kunstflugstaffeln
Bei diesen Veranstaltungen wurden Ausschnitte aus dem täglichen Ausbildungsprogramm gezeigt. Oft führten auch dafür speziell ausgebildete Kunstflugstaffeln außergewöhnliche Flugfiguren vor.
Die Luftwaffe unterhielt zwar nie eine Kunstflugstaffel, da bei einem Flugunfall 1962 alle vier Angehörigen der geplanten Kunstflugstaffel kurz vor deren Indienststellungstermin ums Leben gekommen waren. Das BMVgBundesministerium der Verteidigung hielt aber an der Auffassung fest, dass Flugschauen ein unverzichtbarer Bestandteil der sicherheitspolitischen Öffentlichkeitsarbeit seien. Diese Auffassung entsprach der Position der NATO-Partner.
Baustein der sicherheitspolitischen Öffentlichkeitsarbeit
Eine Reihe von NATO-Partnern unterhielt fliegende Verbände auf dem Gebiet der Bundesrepublik. Es waren die Bündnispartner, die die Flugschauen durchführten. Meist waren die Spektakel eingebettet in „Tage der offenen Tür“, wie sie etwa die in der Bundesrepublik zahlreich stationierten USUnited States-Streitkräfte regelmäßig für die deutsche Bevölkerung veranstalteten. Das Interesse an Flugschauen war durchgehend groß, sechsstellige Besucherzahlen waren die Regel.
Unfälle mit Todesfolge waren dabei nicht auszuschließen. Zu einem solchen Unfall kam es am 22. Mai 1983, als auf dem militärischen Teil des Flughafens Frankfurt am Main eine Flugschau im Rahmen des Tages der offenen Tür der USUnited States-Streitkräfte stattfand, die laut BMVgBundesministerium der Verteidigung etwa 400.000 Besucher angezogen hatte. Ein kanadischer Pilot verlor die Kontrolle über seine Maschine vom Typ F-104 Starfighter. Bei dem Absturz kamen sechs Menschen ums Leben.
Unsere Quelle ist ein internes Schreiben aus dem BMVgBundesministerium der Verteidigung. Etwa eine Woche vor der Flugschau wandte sich Generalleutnant Eberhard Eimler, als Inspekteur der Luftwaffe seinerzeit wie seine Kollegen der beiden anderen Teilstreitkräfte Abteilungsleiter im BMVgBundesministerium der Verteidigung, an die politische Leitung des Hauses. Zuvor hatte das Bundesverkehrsministerium den Inspekteur darum gebeten, auf eine Absage der Flugschau hinzuwirken – freilich nicht aus Sorge vor etwaigen Un- und Todesfällen, sondern weil man eine zu starke Beeinträchtigung des zivilen Luftverkehrs befürchtete. Auch das Land Hessen, das die Veranstaltung für Wasser auf die Mühlen der Gegner des aktuell umstrittenen Flughafenausbaus hielt, hatte sich für eine Absage ausgesprochen.
Bündnistreue geht vor Bedenken
Generalleutnant Eberhard Eimler verwies für den Fall einer Absage auf die „zu erwartende schwere Verstimmung“ der USAUnited States of America und deren „Reaktion … auf politischer Ebene“. Er empfahl der Leitung des BMVgBundesministerium der Verteidigung, die Klärung unmittelbar mit der Leitung des Verkehrsministeriums herbeizuführen. Die Veranstaltung fand wie vorgesehen statt. Wegen ausgefallener oder umgeleiteter Zivilflüge konnte man die USAUnited States of America nicht brüskieren. Das amerikanische Engagement in der Bundesrepublik war für deren Sicherheitsinteressen von überragender Bedeutung.
Nach dem Flugunfall brandete eine Welle der Kritik an Flugschauen auf. Das BMVgBundesministerium der Verteidigung blieb bei seiner Position. Kritikern, die das Erfordernis sicherheitspolitischer Öffentlichkeitsarbeit grundsätzlich in Frage stellten, antwortete der parlamentarische Staatssekretär Peter Würzbach ebenso grundsätzlich in einem Brief vom Juli 1983: Die Verteidigungsanstrengungen seien der einzige Weg zur Vermeidung eines Kriegs. Dies durch geeignete Öffentlichkeitsarbeit „dem Bürger durchschaubar zu machen, … gebietet uns unser demokratisches Selbstverständnis“. Keine der fünf weiteren für 1983 in der Bundesrepublik vorgesehenen Flugschauen wurde wegen des Unglücks abgesagt.
Zu einer Änderung der offiziellen Linie kam es 1988 nach der Flugschau im pfälzischen Ramstein. Hier verursachte ein Pilot einen Unfall, der 70 Menschen das Leben kostete. Mit dieser Katastrophe endete die große Zeit der militärischen Flugschauen in Deutschland.
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Historisches Dokument - Originale aus dem Archiv
Die abgebildeten historischen Dokumente sind Kopien von Originalen aus dem Bundesarchiv-Militärarchiv.