Zur Geschichte der Villa Ingenheim

Zur Geschichte der Villa Ingenheim

Ort:
Potsdam

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Panorama Haus 1

Die Villa Ingenheim - der Dienstsitz des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr in Potsdam.

Auf dem Areal des heutigen Dienstsitzes des ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr befanden sich laut urkundlicher Erwähnung 1304 eine Ziegelei und eine Kalkbrennerei, die dem Rat der Stadt Potsdam gehörten. Während des Dreißigjährigen Krieges, der Potsdam zwischen 1618 und 1648 zwei Drittel seiner Bevölkerung kostete, ruhte der Ziegeleibetrieb.

Eine Manöverskizze des Jahres 1763 zeigt die Lage des Wohnhauses mit Stall und Garten vor „dem Horn“ am Wasser, dahinter sechs Scheunen (zum Trocknen der Rohziegel). Ab 1745 pachteten der Bürger George Isaak Leßling aus Werder und ab 1763 der Bauinspektor Hildebrandt und später dessen Ehefrau Anna Sophie die Ziegelei. 1787 verkaufte Anna Sophie Hildebrandt das Erbpachtrecht an den Lehnschulzen August Kaehne aus Petzow. Trotz der Verpachtung blieb die Stadt Obereigentümerin der Ziegelei.

1822 erwarb Obermedizinalrat Friedrich August Walter aus Berlin für 15.000 Taler das Erbpachtgut „Kalkscheune an der Kunststraße nach Brandenburg“ von Kanonikus Friedrich August Kaehne. Der neue Besitzer baute die ehemalige Ziegelei zu einem Herrensitz um und erweiterte dessen Park beträchtlich durch Landkäufe in Richtung Stadt. Nach dem Tod des Obermedizinalrates Walter im Jahr 1826 heiratete seine Tochter den Baron Julius Karl Benno von Saldern. Das Paar bewohnte den Kernbau der heutigen Villa und erweiterte den Park.

Die Witwe Walter und ihre Tochter, Frau von Saldern, verkauften 1849 das Besitztum für 18.000 Taler an den Wirklichen Geheimen Rat Gustav Adolf Wilhelm Graf von Ingenheim (1789–1855, Sohn Friedrich Wilhelms II. von Preußen und der Gräfin Voß). Dieser nutzte die Liegenschaft mit seiner Familie bis 1862. Sein Sohn Julius von Ingenheim übernahm 1862 die Liegenschaft und nutzte mit seiner Familie Villa und Park und baute sie weiter aus.

Im Besitz der Hohenzollern

1894 wechselten Villa und Park erneut den Besitzer: das kaiserliche Haus Hohenzollern kaufte die Villa Ingenheim als Wohnsitz für die Söhne des Prinzen Albrecht. Zwischen 1900 und 1903 nahmen die Herzogin von Albany und ihr Sohn, Herzog Carl Eduard von Sachsen-Coburg und Gotha (1884–1954), samt Hofstaat und militärischer Begleitung Quartier in der Villa. 1906 bis 1907 folgten umfangreiche An- und Erweiterungsbauten der Villa sowie die Errichtung eines Stallgebäudes und einer Wagenhalle zur Nutzung für den zweiten Sohn Kaiser Wilhelms II., Prinz Eitel Friedrich, und dessen Ehefrau, Sophie Charlotte von Oldenburg.

Nach dem sogenannten Fürstenausgleich 1926 verblieb die Liegenschaft der Villa Ingenheim im Besitz der ehemaligen Herrscherfamilie. Als 1942 Prinz Eitel Friedrich starb, übernahm das Deutsche Reich die Immobilie und brachte in den letzten beiden Kriegsjahren neben den früheren Bewohnern auch Ausgebombte in den Gebäuden der Liegenschaft unter. Zum Kriegsende im April 1945 wurden dort eine Wehrmachts- und Volkssturmeinheit zur Verteidigung der Stadt stationiert. Am 26. Mai 1945 mussten alle Bewohner innerhalb von zwei Stunden unter Zurücklassung ihrer persönlichen Habe das Gelände verlassen.

Wechselvolle Nachkriegsnutzung

In den folgenden Jahren bis 1953 nutzte das sowjetische Innenministerium (NKWD) die Liegenschaft auch für Verhöre. Hier Inhaftierte wurden danach vielfach in Internierungslager verschleppt. Zwischenzeitlich erfolgte 1946 die Verstaatlichung der gesamten Liegenschaft. Am 2. Juni 1950 teilte das Ministerium des Innern der Landesregierung Brandenburg dem Chef des Hauses Hohenzollern, Prinz Wilhelm von Preußen, die erfolgte Enteignung gemäß Beschluss der Deutschen Wirtschaftskommission vom 21. September 1948 mit.

1953 bis 1956 nutzte der Stab der 1. mechanisierten Bereitschaft der Kasernierten Volkspolizei die Liegenschaft als Stabsquartier und zwischen 1956 und 1958 – nach Aufstellung der Nationalen Volksarmee – schließlich der Stab der 1. motorisierten Schützen-Division der NVANationale Volksarmee.

1958 bis 1990 war das Militärgeschichtliche Institut der DDRDeutsche Demokratische Republik (MGI, zuvor: Institut für Deutsche Militärgeschichte bzw. Deutsches Institut für Militärgeschichte) als Dienststelle der Nationalen Volksarmee Nutzer der Villa Ingenheim. Gleichzeitig befand sich in dieser Liegenschaft das Militärarchiv der DDRDeutsche Demokratische Republik.

Dienstsitz der Bundeswehr

Am 3. Oktober 1990 erfolgte die Übernahme des MGI durch die Bundeswehr. 1993 bis 1994 diente die Liegenschaft als Außenstelle Potsdam des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes (MGFAMilitärgeschichtliches Forschungsamt), Freiburg i.Br., das ab 1994 am Standort Potsdam zusammengeführt wurde. Aufwändige Restaurierungen der Villa, des Marstalls sowie der Beamtenhäuser konnten bis 1999 abgeschlossen werden. Ein moderner Bibliotheksbau im ehemaligen Reitstall schloss die Modernisierung 2007 ab.

Literatur

Die Villa Ingenheim in Potsdam. Vom Hohenzollernpalais zum Militärgeschichtlichen Forschungsamt. Herausgegeben von Jörg Duppler, Hans Ehlert und Arnim Lang. Unter Mitarbeit von Martin Groh, Berlin 2009

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