Geschichte des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes 1957 - 2012
Geschichte des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes 1957 - 2012
- Datum:
- Ort:
- Freiburg
Mit dem Aufstellungsbefehl für die Militärgeschichtliche Forschungsstelle zum 1. Januar 1957 begann die Geschichte des MGFAMilitärgeschichtliches Forschungsamt.
Die Forschungsstelle richtete sich 1957 in Langenau bei Ulm ein und Oberst i.G.im Generalstabsdienst Dr. Hans Meier-Welcker, bislang Leiter des Referats „Militärwissenschaft“ im Bundesministerium für Verteidigung, übernahm in Personalunion ihre Leitung.
Bereits 1958 erfolgte die Umbenennung der Forschungsstelle in Militärgeschichtliches Forschungsamt, dessen erster Amtschef Oberst i.G.im Generalstabsdienst Dr. Hans Meier-Welcker wurde. Im gleichen Jahr erfolgte der Umzug des Amtes an den neuen Standort Freiburg im Breisgau. Die ersten Jahre und die Arbeiten des Amtes galten vor allem operativen und organisationsgeschichtlichen Studien sowie Untersuchungen zur inneren Struktur deutscher Streitkräfte bis in die Zeit des Zweiten Weltkrieges. Zu diesem Zweck übernahm das MGFAMilitärgeschichtliches Forschungsamt an die Bundesrepublik Deutschland zurückgegebene militärische Beuteakten der westlichen Alliierten (Frankreich, Großbritannien, USAUnited States of America) und richtete dazu eine Dokumentenzentrale ein.
Wissenschaftliche Wegmarken
1967 erschien die erste Ausgabe der „Militärgeschichtlichen Mitteilungen (MGM)“, der bis heute unter dem Titel „Militärgeschichtliche Zeitschrift“ (MGZ) maßgeblichen wissenschaftlichen Zeitschrift für Militärgeschichte im deutschsprachigen Raum. Seit 1975 und bis 2002 erschien die internationale Bibliographie „War and Society Newsletter“ als Beilage zu den „Militärgeschichtlichen Mitteilungen“.
1968 gab das MGFAMilitärgeschichtliches Forschungsamt seine Aktenbestände der Dokumentenzentrale an die in Freiburg neu aufgebaute Abteilung Militärarchiv des Bundesarchives ab. Das Bundesarchiv-Militärarchiv übernimmt in der Folgezeit anstelle des MGFAMilitärgeschichtliches Forschungsamt auch Akten des BMVgBundesministerium der Verteidigung und der Bundeswehr. Das MGFAMilitärgeschichtliches Forschungsamt, und heute das ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, verfügt seitdem über einen privilegierten Aktenzugang im Militärarchiv.
Mit der Berufung von Professor Dr. Andreas Hillgruber zum ersten Leitenden Historiker erhielt das MGFAMilitärgeschichtliches Forschungsamt 1968 eine „Doppelspitze“, die in dieser Form bis 1994 bestand. Der Leitende Historiker wurde als „Direktor und Professor“ im MGFAMilitärgeschichtliches Forschungsamt vom Bundesminister der Verteidigung selbst berufen und war diesem gegenüber für die Forschungstätigkeit verantwortlich, während dem jeweiligen Amtschef in erster Linie die truppendienstliche und administrative Führung oblag.
1969 übernahm die Bundeswehr das Historische Museum Rastatt, das fortan als Wehrgeschichtliches Museum der Bundeswehr dem MGFAMilitärgeschichtliches Forschungsamt bis 1994 unterstellt war.
Zwischen 1975 und 2002 erschien die internationale Bibliographie „War and Society Newsletter“ als Beilage zu den „Militärgeschichtlichen Mitteilungen“.
Der damalige Generalinspekteur der Bundeswehr, General Harald Wust, ordnete 1976 die Aufstellung einer neuen Abteilung „Ausbildung, Information, Fachstudien“ (Abteilung AIF, heute Abteilung Bildung) an. Sie leistete Hilfen für die Historische Bildung der Streitkräfte und erweiterte dazu in den ersten Jahren vor allem mit kriegs- und operationsgeschichtlichen Beispielen und Ausstellungen das Portfolio des MGFAMilitärgeschichtliches Forschungsamt.
Grundlagenforschung und Bildungsarbeit
In der Reihe „Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg“ erschien 1979 der erste Band mit dem Titel „Ursachen und Voraussetzungen der deutschen Kriegspolitik“. Mit diesem Buch überschritt das Amt nicht nur die Zahl von 150 Publikationen. Vielmehr ist dieses Reihenwerk mit mehr als 15.000 Seiten historischer Grundlagenforschung ein international anerkanntes Standardwerk zum Zweiten Weltkrieg.
Zum 40. Jahrestag des Attentats auf Hitler durch Oberst i.G.im Generalstabsdienst Claus Graf Schenk von Stauffenberg eröffnete das MGFAMilitärgeschichtliches Forschungsamt 1984 seine bis 2004 Wanderausstellung „Aufstand des Gewissens“ im Deutschen Bundestag.
1987 übernahm die Bundeswehr, und damit das MGFAMilitärgeschichtliches Forschungsamt, das aus einer privaten Sammlung entstandene Luftwaffenmuseum in Appen. 1994/95 wurde es auf den ehemaligen Flugplatz der Royal Air Force in Berlin-Gatow verlegt. Seit 2010 ist der Flugplatz Gatow Teil des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr.
Seit 1987 erschienen erstmals die „Militärgeschichtlichen Beihefte“ als Beilage der „Europäischen Wehrkunde/Wehrwissenschaftlichen Rundschau“. 1998 erhielten sie den griffigeren Titel „Militärgeschichte„. Seit 1999 erscheint die Zeitschrift als „Militärgeschichte. Zeitschrift für historische Bildung“.
Im Zuge der Erlangung der deutschen Einheit wurde dem MGFAMilitärgeschichtliches Forschungsamt 1990 das ehemalige Militärgeschichtliche Institut (MGI) der DDRDeutsche Demokratische Republik in Potsdam unterstellt. Gleiches geschah mit dem ehemaligen Armeemuseum der DDRDeutsche Demokratische Republik in Dresden, das seitdem Militärhistorisches Museum der Bundeswehr heißt. Das ehemalige MGI wurde übergangsweise als „Außenstelle Potsdam“ in das MGFAMilitärgeschichtliches Forschungsamt eingegliedert.
Im selben Jahr besuchte erstmals eine Delegation des MGFAMilitärgeschichtliches Forschungsamt das Militärgeschichtliche Institut der polnischen Streitkräfte in Warschau.
Von Südbaden nach Brandenburg
1992 kündigte der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Klaus Naumann, bei einem Besuch im MGFAMilitärgeschichtliches Forschungsamt dessen Verlegung nach Potsdam an. Proteste aus Politik und Belegschaft des Amts waren die Folge.
1994 folgte der Umzug des MGFAMilitärgeschichtliches Forschungsamt von Südbaden in die Mark Brandenburg. Als Dienstgebäude bezog das Amt die Liegenschaft Villa Ingenheim an der Zeppelinstraße, in der zuvor das MGI und das Militärarchiv der DDRDeutsche Demokratische Republik untergebracht waren. Bereits 1995 konnte die Bibliothek des MGFAMilitärgeschichtliches Forschungsamt der öffentlichen Nutzung in Potsdam zugänglich gemacht werden.
1996 errichteten der Bundesminister der Verteidigung, Dr. Volker Rühe, und die Prorektorin der Universität Potsdam, Prof. Dr. Bärbel Kirsch, den ersten Lehrstuhl für Militärgeschichte in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Erster Lehrstuhlinhaber an der Universität Potsdam wurde mit Prof. Dr. Bernhard R. Kroener ein langjähriger Mitarbeiter des MGFAMilitärgeschichtliches Forschungsamt.
Einsätze werden Geschichte
2005 trug das MGFAMilitärgeschichtliches Forschungsamt der Einsatzrealität der Bundeswehr mit der Aufstellung des „Moduls Einsatzunterstützung“ in der Abteilung „Ausbildung, Informationen, Fachstudien“ Rechnung. Fortan stellte es mit den „Wegweisern zur Geschichte“ wichtige Grundlageninformationen für diejenigen Soldatinnen und Soldaten bereit, die für die Bundeswehr in Auslandseinsätze gingen und gehen. Ebenfalls 2005 wurde das Amt erstmals durch den Wissenschaftsrat evaluiert.
Seit dem Wintersemester 2007/2008 boten das MGFAMilitärgeschichtliches Forschungsamt, die Universität Potsdam und das Sozialwissenschaftliche Institut der Bundeswehr (SOWISozialwissenschaftliches Institut der Bundeswehr) den Studiengang „Military Studies. Militärgeschichte – Militärsoziologie“ an. Dieser Studiengang wurde seit 2013 in Kooperation mit der Universität Potsdam durch das neue Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr weitergeführt und schließlich 2016 durch den Studiengang „War and Conflict Studies“ abgelöst.
Neubeginn mit anderem Namen
Zum Jahreswechsel 2012/2013 wurde das MGFAMilitärgeschichtliches Forschungsamt mit dem Sozialwissenschaftlichen Institut der Bundeswehr zum Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr“ (ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr) fusioniert. Dienstsitz des Zentrums ist die Villa Ingenheim Mit der offiziellen Einnahme der Zielstruktur des ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr wird das MGFAMilitärgeschichtliches Forschungsamt am 30. Juni 2014 außer Dienst gestellt.
Einen kurzen Abriss der Geschichte des MGFAMilitärgeschichtliches Forschungsamt wie auch seiner Bedeutung für die militärgeschichtliche Forschung in Deutschland finden Sie hier.
Amtschefs seit Gründung des MGFAMilitärgeschichtliches Forschungsamt
1957-1964 Oberst i.G.im Generalstabsdienst Dr. Hans Meier-Welcker
1964-1969 Oberst i.G.im Generalstabsdienst Dr. Wolfgang von Groote
1969-1972 Oberst i.G.im Generalstabsdienst Herbert Schottelius
1972-1976 Kapitän zur See Dr. Friedrich Forstmeier
1976-1985 Oberst i.G.im Generalstabsdienst Dr. Othmar Hackl
1985-1995 Brigadegeneral Dr. Günther Roth
1995-1998 Kapitän zur See Dr. Werner Rahn
1998-2001 Oberst i.G.im Generalstabsdienst Friedhelm Klein M.A.Master of Arts
2001-2004 Kapitän zur See Dr. Jörg Duppler
2004-2010 Oberst Dr. Hans Ehlert
2010-2013 Oberst Dr. Hans-Hubertus Mack
Leitende Historiker/Leiter Abteilung Forschung
1968 Prof. Dr. Andreas Hillgruber
1968-1970 Prof. Dr. Rainer Wohlfeil
1970-1988 Prof. Dr. Manfred Messerschmidt
1988-1994 Prof. Dr. Wilhelm Deist
1994-2003 Prof. Dr. Hans-Erich Volkmann
2003-2006 Prof. Dr. Beatrice Heuser
2006-2009 Dr. Bruno Thoß (kommissarischer Leiter Abteilung Forschung)
2009-2013 Prof. Dr. Michael Epkenhans
Literatur
50 Jahre Militärgeschichtliches Forschungsamt. Eine Chronik. Herausgegeben vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt. Bearbeitet von Martin Rink, Potsdam 2007.