Vortrag zur Ernennung der Krahnenberg-Kaserne als "Ort der Demokratiegeschichte"
Vortrag zur Ernennung der Krahnenberg-Kaserne als "Ort der Demokratiegeschichte"
- Datum:
- Ort:
- Andernach
- Lesedauer:
- 2 MIN
Am 4. November wurde in der Andernacher Krahnenberg-Kaserne die Stiftungsplakette „Ort der Demokratiegeschichte“ enthüllt. Teil der Zeremonie und der akademischen Feierstunde an der „Wiege der Bundeswehr“ war ein Vortrag von Dr. Magnus Pahl aus dem Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaft der Bundeswehr.
Bundeskanzler Konrad Adenauer stellte am 20. Januar 1956 offiziell den ersten Standort der neu gegründeten Bundeswehr in Dienst. Am feierlichen Appell nahmen damals circa 1.500 Soldaten aller drei Teilstreitkräfte teil. Die Soldaten der erst im Jahr zuvor gegründeten Bundeswehr, am 12. November 1955 in der Bonner Ermekeil-Kaserne, wurden von über 200 internationalen Journalistinnen und Journalisten begleitet. Der Weltöffentlichkeit wurde eine junge, aber wehrhafte Bundesrepublik präsentiert, die mit ihrer nationalsozialistischen Vergangenheit gebrochen hatte. Seitdem wird die Andernacher Krahnenberg-Kaserne als die „Wiege der Bundeswehr“ bezeichnet.
Erhalt der Vergangenheit für Gegenwart und Zukunft
Der rheinland-pfälzische „Förderverein Wiege der Bundeswehr Andernach e.V.eingetragener Verein“ sorgt sich seit über zehn Jahren um die Erhaltung des Baudenkmals und die dort ansässige Sammlung. Mit Schreiben vom 25. März 2022 wurde die Erinnerungsstätte „Wiege der Bundeswehr“ in den Kreis der „Orte der Demokratiegeschichte“ offiziell aufgenommen. Sie ist damit der erste geschichtliche Ort der Bundeswehr, dem diese hohe Auszeichnung zuteilwurde. Der Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr, Generaloberstabsarzt Dr. Ulrich Baumgärtner, eröffnete die akademische Feierstunde. Der rheinland-pfälzische Innenminister Michael Ebling adressierte für den feierlichen Moment würdige Worte an das Publikum.
Eine Baracke, ein Ort der Bewahrung?
Dr. Magnus Pahl führte in seinem Vortrag aus, dass die Grundlage des „Bewahrens“ mit dem Erhalt der Kasernen-Baracke als schützenwertes Denkmal gelegt wurde - die Baracke Nr. 17, die auch den Beinamen „Traditionsbaracke“ führt. Heute zählt das unscheinbare Gebäude 16 Ausstellungsräume auf rund 500 Quadratmetern. Bemerkenswert sei, dass die Ausstellung gewissermaßen in einem „Exponat“ selbst untergebracht sei. Heute sei unter dessen Dach ein „Lernort“ installiert als Grundlage für das „Erinnern“, denn die Ausstellung gebe einen Überblick über das „schwierige sicherheitspolitische Umfeld der 1950er-Jahre. Die kontroversen Diskussionen um die Wiederbewaffnung sowie die konzeptionelle Entwicklung des Staatsbürgers in Uniform etwa werden als zeitgeschichtlicher Kontext auf Bannern“ vermittelt, so Dr. Pahl. Im Mittelpunkt der Ausstellung würde jedoch der Mensch stehen, vor allem die ersten Soldaten mit ihren persönlichen Bedenken und Ängsten ihrer Motivation, ihren Erwartungen und Zielen. Genau das würde, so Pahl, das Besondere, den vielbeschworenen „Geist von Andernach“ ausmachen.
Museums- und Sammlungswesen der Bundeswehr
Dr. Magnus Pahl unterstützte die Veranstaltung mit einem Vortrag als Beauftragter für das Museums- und Sammlungswesen der Bundeswehr. Für die politische und historische Bildung der Truppe, aber auch der Öffentlichkeit, sind die Museen und Sammlungen der Bundeswehr ein besonders wirksames Mittel. Daher ist die Fachaufsicht über den Museums- und Sammlungsverbund der Bundeswehr, zu dem derzeit über 100 Lehrsammlungen, Militärgeschichtliche Sammlungen und Regionale Ausstellungen gehören, im ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr angesiedelt.
Weitere Informationen
Zahlen:
- 1 Leitmuseum (MHM in Dresden, Berlin, Festg Königstein)
- 25 Lehrsammlungen
- 45 Militärgeschichtliche Sammlungen
- 24 Regionale Ausstellungen
- Weitere in Planung, Aufbau oder Überarbeitung
Aufgaben:
- Aus- und Weiterbildung der Bundeswehrangehörigen
- historisch-politischen Bildung der Bundeswehrangehörigen
- Traditionsbildung und –pflege
- historischen Bildung der breiten Öffentlichkeit/Bevölkerung
- Vermittlung des Auftrags der Bundeswehr
Ziel der Arbeitsgemeinschaft „Orte der Demokratiegeschichte“ ist es, die Wahrnehmung der deutschen Demokratie- und Freiheitsgeschichte lokal, regional und deutschlandweit zu fördern und darüber demokratische Teilhabe und Zivilcourage anzuregen.
Krahnenberg-Kaserne
Am 20. Januar 1956 eröffnete Bundeskanzler Konrad Adenauer in Andernach den ersten Standort der neu gegründeten Bundeswehr. Die junge Bundesrepublik musste der Weltöffentlichkeit sowohl ihre Wehrfähigkeit als auch ihren Bruch mit der nationalsozialistischen Vergangenheit demonstrieren.