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Vandervort Prize für Alaric Searle: Britische Panzerdoktrin in der Zwischenkriegszeit

Vandervort Prize für Alaric Searle: Britische Panzerdoktrin in der Zwischenkriegszeit

Datum:
Ort:
Potsdam
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2 MIN

Prof. Dr. Dr. Alaric Searle, Leitender Wissenschaftler am ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, ist dieses Jahr einer der Preisträger des Vandervort Preises der amerikanischen Society for Military History. Für seinen Aufsatz, „The Great Doctrine Disaster: Reform, Reaction and Mechanization in the British Army, 1919-1939” wurde er mit dem Vandervort Prize 2024 ausgezeichnet.

Bild mit Mann vor Büschen vor dem Hintergrundbild einer weißen Villa

Große Ehre für das ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr - der Leitende Wissenschaftler, Prof. Dr. Dr. Searle erhält Vandervort Prize

Bundeswehr/Andrea Nimpsch

Von der Unterstützungswaffe zum Hauptwaffensystem

In seinem, mit dem Vandervort Preis ausgezeichneten, Aufsatz behandelt Professor Searle die Entwicklung der britischen Panzerdoktrin in der Zwischenkriegszeit. Bei seinen Recherchen hatte er entdeckt, dass eine Panzervorschrift, die im Jahre 1935 von Colonel George Lindsay geschrieben worden war, im Wesentlichen die Prinzipien des Panzerkrieges skizzierte. Damit gab es in Großbritannien den ersten modernen Ansatz für das Gefecht der mechanisierten Kräfte: Der Panzer wurde von der Unterstützungswaffe zum Hauptwaffensystem im Kampf. Die Vorschrift wurde jedoch zurückgehalten und nie veröffentlicht. Dies war eine herbe Niederlage für die Fürsprecher des Panzers in der britischen Armee. In Deutschland sind vergleichbare Leitlinien erstmals 1938 in einer Vorschrift erschienen. Hierdurch wurde die Grundlage gelegt, auf der später die Planungen der deutschen Panzeroffensiven in Polen und Frankreich erfolgten.

Parallel dazu gab es in der britischen Armee eine weitere negative Entwicklung aus der Sicht der Panzerbefürworter: Das System der Felddienstvorschriften und Waffengattungsvorschriften, das eine Gesamtkonzeption für den Ernstfall darstellte, wurde abgeschafft. An dessen Stelle traten nun kurze zusammenfassende Beschreibungen von Feldübungen sowie kleinere Schriften, die unregelmäßig erschienen. Von da an existierte keine Zentralvorschrift (Field Service Regulations) mehr, die versucht hätte, die verschiedenen Akteure auf dem Schlachtfeld entsprechend ihrer Rollen und Fähigkeiten zu berücksichtigen. Dies war ein entscheidender konzeptioneller Rückschritt.

Society for Military History und Vandervort Prize

Die Society for Military History ist mit über 2600 Mitgliedern die weltgrößte wissenschaftliche Gesellschaft für Militärgeschichte. Sie verleiht jährlich an vier Wissenschaftler einen Preis für deren Beitrag zur Militärgeschichte. Der Vandervort Prize wird seit 2020 vergeben und ist nach dem langjährigen Herausgeber des Journal of Military History, Dr. Bruce Vandervort, benannt. Der Preis wird u.a. an die beiden besten Aufsätzen, die dieser Zeitschrift im vergangenen Jahr veröffentlicht wurden, verliehen. Der Preis prämiert „outstanding journal articles that contribute to the field of military history”. Bis 2019 wurde diese Auszeichnung Moncado Prize genannt; sie wurde erstmals 1951 verliehen.

Der Aufsatz von Prof. Searle ist in Band 87 des Journal of Military History (Juli 2023), S. 599-632, erschienen.

 

Vandervort Preis 2024 wird an Alaric Searle verliehen für seinen Aufsatz “The Great Doctrine Desaster”

Die Urkunde des Vandenvort Prize 2024 der Society for Military History ist in Potsdam angekommen

Bundeswehr/Andrea Nimpsch

von Christian  Deckart

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