Heeresübungen im Kalten Krieg
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Ein Dissertationsprojekt von Andreas Eichner
„Panthersprung hat im Morgengrauen begonnen“, titelte die in Kassel erscheinende Hessische Allgemeine am ersten Übungstag der multinationalen Korpsgefechtsübung der Bundeswehr, am 16. Januar 1967. Fünf Tage lang übten rund 50 000 Soldaten, unter anderem der USUnited States Armee sowie der belgischen und der französischen Armee verschiedene Kampfszenarien. Der Kommandierende General des III. Korps und spätere Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Albert Schnez, bilanzierte: „Das deutsche Heer ist zehn Jahre nach seinem Wiedererstehen in der Lage, einen Abwehrkampf taktisch und operativ zu führen.“
Kampfpanzer M 48 und Transporthubschrauber vom Typ Sikorsky H-34 G beim Großmanöver „Panthersprung“ in Nordhessen am 18.1.1967.
1967 Bundeswehr/Thomas HöpkerDass der Kalte Krieg nie heiß wurde, lag auch in der glaubhaften Abschreckung auf dem Territorium der Bundesrepublik Deutschland begründet – an deren Grenze sich die Streitkräfte der NATONorth Atlantic Treaty Organization und der Warschauer Vertragsorganisation (WVO) jahrzehntelang hochgerüstet gegenüberstanden.
Einen wesentlichen Faktor nahmen dabei mit kernigen Namen versehene, öffentlichkeitswirksame und später als Heeresübung bezeichnete Korpsgefechtsübungen wie „Panthersprung“ ein. Sie wurden jährlich wechselnd von den drei westdeutschen Korps unter Teilnahme der laut GDP (General Defense Plan) im jeweiligen Korpsbereich vorgesehenen NATONorth Atlantic Treaty Organization-Verbündeten organisiert – vor allem der USUnited States Army Europe (USAREUR), aber auch den Forces Françaises en Allemagne (FFA) sowie der British Army of the Rhine (BAOR) –, um die interoperable Koalitionskriegführung zu trainieren.
Die Aufstellung einer zum konventionellen Kampf befähigten Bundeswehr und die Einbindung ihrer Soldaten in die integrierten NATONorth Atlantic Treaty Organization-Strukturen im Bereich Allied Forces Central Europe (AFCENT) sowie im nachgeordneten Kommando Land Forces Central (LANDCENT) hatte dazu geführt, der Bundesrepublik Mitsprache hinsichtlich der operativen Planungen bei der Bündnisverteidigung in Mitteleuropa zu sichern – vor allem bezüglich der Vorneverteidigung.
Das bedeutet, dass die bündnisintegrierte Wiederbewaffnung die junge Bundesrepublik zuerst zum militärischen Subjekt hatte werden lassen und der Bundesrepublik dadurch dazu verholfen hatte, zu einem bedeutenden politischen Machtfaktor innerhalb des NATONorth Atlantic Treaty Organization-Militärbündnisses und folglich der westlichen Welt zu werden. Auch Manöver erfüllten keinen Selbstzweck, sondern konnten über die operativ-taktische Komponente hinaus militärpolitische Intentionen aufweisen.
Bundeskanzler Helmut Schmidt und der Bundesminister der Verteidigung, Hans Apel, stellen sich den Fragen der Journalisten während der Korpsgefechtsübung „Sankt Georg“ im Großraum Fulda in der Zeit vom 15.-19.9.1980.
1980 Bundeswehr/Matthias ZinsAn dieser Metaebene – das Politische im Militärischen – orientiert sich die Studie, die dazu beitragen soll, das Forschungs-Desiderat in Bezug auf die Heeresübungen der Bundeswehr zu schließen.
Das Ziel der Studie ist die Klärung der den Heeresübungen übergeordneten politischen Fragen:
Die Studie untersucht den Kontext der Heeresübungen mittels einer umfassenden Quellenrecherche in deutschen wie auch ausländischen Archiven und greift zudem auf Zeitzeugenbefragungen zurück.