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Rettung aus der "Gefahrenzone": Buchbergung in Strausberg

Rettung aus der "Gefahrenzone": Buchbergung in Strausberg

Datum:
Ort:
Strausberg
Lesedauer:
2 MIN

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Das Bibliotheksteam des ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr rettete Anfang diesen Monats rund 4000 Bücher und Zeitschriften aus der Bibliothek des Zentrums Informationsarbeit in Strausberg. Dabei wurden die Bibliothekarinnen tatkräftig von Soldaten der eigenen Dienststelle unterstützt. Was zunächst harmlos und gewöhnlich erscheint, entpuppte sich bei genauerer Betrachtung als eine wahre Rettungsaktion.

Mitarbeiter im Schutzanzug beim Abarbeiten der Bücherlisten

Transport, Kontrolle und Listenführung: Mitarbeitende bei der Buchrettung im Strausberger Außenmagazin.

Bundeswehr/Gabriele Bosch

Kein Platz in Potsdam, aber in Strausberg 

Als das Militärgeschichtliche Forschungsamt (MGFAMilitärgeschichtliches Forschungsamt) 1994 von Freiburg im Breisgau nach Potsdam umzog und seinen Buchbestand von 90000 Bänden mitbrachte, reichte dort der Platz für die neu hinzugekommenen Bücher und Zeitschriften nicht mehr aus. Denn auch zu DDRDeutsche Demokratische Republik-Zeiten hatte die Bibliothek des Militärgeschichtlichen Instituts der DDRDeutsche Demokratische Republik (MGI) - bis 1990 im heutigen Sitz des ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr beheimatet - einen nahezu gleich großen Buchbestand aufgebaut. Als Zwischenlösung wurden beide Bibliotheksbestände in der alten Reithalle in Rollregalanlagen aufgestellt. Eine Lösung zeichnete sich ab, als 1998 im 80 Kilometer nordöstlich von Potsdam gelegenen Strausberg eine große, moderne Bibliothek in Betrieb genommen wurde. Dort war genug Platz, um Bücher des MGI und den historischen Altbestand des MGFAMilitärgeschichtliches Forschungsamt in einem Sondermagazin unterzubringen.

Mitarbeiter in Schutzanzügen zwischen vor Rollregalen beim Heraussuchen der Bücher

Augen nach vorn und Hände ans Lenkrad: Die Arbeit an den verfahrbare Magazinregalen

Bundeswehr/Gabriele Bosch

Wasserschaden - Magazinsperrung

Im Jahr 2022 entdeckten Bibliothekskolleginnen nach einem Wasserschaden in der Strausberger Bibliothek im Kellermagazin von Schimmel befallene Bücher. Diese Bücher gehörten nicht zum Bestand des ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr. Ein hinzugezogener Bausachverständiger empfahl die Sperrung des gesamten Bereichs und bezog sich auch auf die dort befindlichen Medien des ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr. Fortan war der Zugang zum Magazin nur noch mit Schutzausrüstung für eine halbe Stunde am Tag möglich. Im Laufe des Jahres 2023 wurde deutlich, dass das komplette Magazin zwecks anstehender Sanierung zügig geräumt werden muss. Doch wie sollten 40000 Bücher in einem Raum verpackt werden, den man nur für dreißig Minuten am Tag mit Schutzausrüstung betreten durfte? Das Bibliotheksteam bereitete sich darauf vor, wenigstens eine Auswahl zu bergen. Erschwerend kam hinzu, dass weniger als die Hälfte der Medien bislang im elektronischen Katalog erfasst sind. So mussten zudem noch Karteikarten aus der DDRDeutsche Demokratische Republik-Zeit zu Rate gezogen werden.

Herausgezogener Zettelkasten mit Karteikarten des MGI-Bestandes

Kärtchen und Kästchen: Zettelkatalog des MGI-Bestandes.

Bundeswehr/Gabriele Bosch

Bücherrettung unter erschwerten Bedingungen

Ein weiteres, arbeitsmedizinisches Gutachten gab die Empfehlung, mit Schutzausrüstung bestehend aus Schutzanzug, Handschuhen und FFP2-Maske, für 75 Minuten am Stück in der „Gefahrenzone“ arbeiten zu können. Nach einer halbstündigen Pause waren wieder 75 Minuten Aufenthalt im Bereich möglich. Auf diese Weise wurden in zweieinhalb Tagen 47 Kartons gepackt. Ein Zehntel des MGI-Bestandes konnte auf diese Weise gerettet werden. Der große Rest wurde an die Bibliothek des ZInfoABwZentrum Informationsarbeit Bundeswehr (Zentrum Informationsarbeit Bundeswehr) übergeben.

Eingeschweißte Bücherkartons für den Transport fertig vorbereitet

Das Endergebnis der Arbeiten: dicht verpackt, sauber palettiert - für die Zukunft konserviert

Bundeswehr/Gabriele Bosch

Diese Aktion ist ein sehr gutes Beispiel für eine gelungene „zivil-militärische Kooperation“. Bibliothekarinnen und Soldaten des ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr arbeiteten Hand in Hand. Für die Unterstützung durch Soldaten des ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr ist das Bibliotheksteam sehr dankbar. 

Am Ende wurden Bücher und Zeitschriften vom 18. Jahrhundert bis 1990 zusammengetragen, die derzeit verpackt in Kartons auf Paletten stehen und nach einer professionellen Reinigung in Potsdam verbleiben werden. So stehen zukünftig auch diese ausgewählten Medien der Militärgeschichte von der Frühen Neuzeit bis zur Geschichte des Kalten Krieges aus Sicht der DDRDeutsche Demokratische Republik der Forschung und der Öffentlichkeit zur Verfügung.

von Gabriele Bosch  E-Mail schreiben

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