16.04.2024, welt.de, Soldatinnen in der Bundeswehr: „Bevorzugt werden möchte keine Frau“
16.04.2024, welt.de, Soldatinnen in der Bundeswehr: „Bevorzugt werden möchte keine Frau“
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„Gerhard Kümmel, Militärsoziologe und wissenschaftlicher Direktor am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, führte im Rahmen eines Forschungsprojekts, das 2020 veröffentlicht wurde, 50 Einzelinterviews zu dem Thema und erhob Meinungsbilder zur Situation von Soldatinnen in der Bundeswehr. Seine Ergebnisse zeigen, dass Soldatinnen die Vereinbarkeit von Familie und Dienst wichtiger ist als ihren männlichen Kollegen. „Sie machen sich mehr Gedanken darüber, welche Auswirkungen eine bestimmte berufliche Entscheidung auf ihr Familien- und Privatleben hätte, als die meisten männlichen Soldaten“, sagt er WELT. So kämen das Gefälle bei der Besetzung der Führungspositionen und der geringere Anteil an Berufssoldatinnen zustande. Eine „strukturell-systematische genderspezifische Ungleichbehandlung“ zugunsten von Männern gebe es nur vereinzelt – im Gegenteil, viele Soldatinnen empfänden die Maßnahmen zur Bevorzugung von Frauen als „Belastung des Integrationsklimas“ und lehnten solche Vorstöße ab. Sie wollten gleich behandelt werden und sich beweisen. Gleichzeitig betont Kümmel aber, dass Bevorzugungen an bestimmten Stellen, wie im entsprechenden Gleichstellungsgesetz festgeschrieben, sinnvoll seien. „Die Bundeswehr muss Karrierewege aufzeigen und weibliche Vorbilder schaffen, damit sich mehr Frauen bewerben und die Motivation haben, höhere Dienstgrade anzustreben.“ Eine darüber hinausgehende positive Diskriminierung zugunsten von Frauen dürfe es aber nicht geben.“
„Dass die Anstrengungen der Regierung sich bei den weiblichen Bewerberzahlen und in Umfragen zur Attraktivität der Bundeswehr als Arbeitgeber nicht niederschlagen, stützt die These Kümmels. So bezeichneten 2023 in einer Bevölkerungsbefragung seines Forschungszentrums nur 36 Prozent der 16- bis 29-jährigen Frauen die Bundeswehr als einen attraktiven Arbeitgeber, 2018 waren es noch 67 Prozent. 19 Prozent der jungen Männer könnten sich demnach vorstellen, als Soldat zu arbeiten, hingegen nur neun Prozent der jungen Frauen. Kümmel meint dazu, dass die Konkurrenzsituation auf dem zivilen Arbeitsmarkt sich verschärft habe. „Und vor dem Hintergrund des Ukraine-Konflikts denken viele Leute, besonders Frauen, möglicherweise mehr darüber nach, ob sie wirklich zur Bundeswehr wollen.“
Soldatinnen in der Bundeswehr: „Bevorzugt werden möchte keine Frau“ - WELT