11.04.2025, Handelsblatt, Die Mär vom fehlenden Verteidigungswillen

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„Wozu Hunderte von Milliarden Euro in die Rüstung stecken, wenn nur eine kleine Minderheit kämpfen will? Doch es gibt auch völlig andere Aussagen. Zum Beispiel die einer jährlichen Befragung, die das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehrorganisiert. Der jüngsten Ausgabe von 2024 zufolge „geben 42 Prozent (+3 Prozentpunkte im Vergleich zu 2023) der Befragten an, Deutschland im Falle eines militärischen Angriffs mit der Waffe verteidigen zu wollen“. Timo Graf, der die Befragung betreut, erklärt die sehr unterschiedlichen Ergebnisse mit Differenzen in der Fragetechnik. Die ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr-Befragung geht ausführlich auf die aktuelle Bedrohungslage und die russische Aufrüstung ein und kommt am Ende zur Frage nach der Verteidigungsbereitschaft. Die Teilnehmer seien ganz anders sensibilisiert als etwa bei Forsa, wo nur die eine Frage nach der Bereitschaft gestellt wird, zur Waffe zu greifen. Zudem ändern sich die Werte im Zeitablauf. 1981, noch während der Ost-West-Konfrontation, wollten nach ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr-Zahlen 61 Prozent der Deutschen kämpfen. 1990 war die Zahl auf 34 Prozent gesunken. Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine stieg sie wieder. Von den Feinheiten der Demoskopie abgesehen: Was bedeuten die Prozentwerte, wenn man sie in absolute Zahlen umrechnet? „In der Altersgruppe der 20– bis 40-jährigen Männer sind es 60 Prozent, in absoluten Zahlen wären allein das sechs Millionen“ Soldaten, rechnet Graf vom Bundeswehr-Zentrum vor. Bei den Frauen liegt der Prozentsatz nach ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr „mit 20 Prozent deutlich niedriger, aber auch hier wären es absolut betrachtet rund zwei Millionen potenzielle Verteidigerinnen“, sagt Graf. Eine Truppe mit mehr als acht Millionen Soldaten wäre ein Riesenheer, mehr als 40-mal größer als die heutige Bundeswehr. Interessant: Selbst wenn man die Forsa-Zahlen nimmt, die bei den 18– bis 30-Jährigen 45 Prozent „Verteidigungsbereite“ ausweisen, kommt man auf mehrere Millionen Deutsche, die für ihr Land zur Waffe greifen würden. An einem Mangel an Soldatinnen und Soldaten würde die Verteidigung der Bundesrepublik bestimmt nicht scheitern. „Das in der aktuellen Debatte oftmals aufkommende Rumgejammer, Deutschland müsse sich mit einem kleinen letzten Aufgebot verteidigen, ist absurd“, ärgert sich Graf. Tatsächlich kann die verzerrte Darstellung unangenehme Folgen haben: Was sollen Franzosen oder Amerikaner von einer Bundesrepublik halten, die nicht kämpfen will, aber von ihren Partnern eine Sicherheitsgarantie erwartet? Zum Glück ist es in der Realität nicht so. Mehrere Millionen Deutsche für die kämpfende Truppe sind ausreichend.“

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