Leben nach Afghanistan- Transkript

Leben nach Afghanistan- Transkript

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Lesedauer:
12 MIN

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Herzlich willkommen zu „Angelesen“, dem Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr. Heute stellen wir Ihnen das Buch: Leben nach Afghanistan - Die Soldaten und Veteranen der Generation Einsatz der Bundeswehr„ von Anja Seiffert und Julius Heß vor. Rund 30 Jahre lang prägten in erster Linie UNUnited Nations-mandatierte Auslandseinsätze die Bundeswehr, bevor der russische Überfall auf die Ukraine 2022 den Schwerpunkt wieder in Richtung Landes- und Bündnisverteidigung verschob. Der mit Abstand aufwendigste, größte und verlustreichste Einsatz war der in Afghanistan. Lange bevor Rufe nach seiner politischen Aufarbeitung laut wurden, hatte das BMVgBundesministerium der Verteidigung bereits seine sozialwissenschaftliche Aufarbeitung in Auftrag gegeben. Der Auftrag ging noch an das Sozialwissenschaftliche Institut der Bundeswehr, das 2013 mit dem Militärgeschichtlichen Forschungsamt zum Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr verschmolzen wurde. Gegenstand der wissenschaftlichen Untersuchung war das 22 Kontingent, das die Bundeswehr in den ISAFInternational Security Assistance Force-Einsatz schickte. Die Soldaten und Soldatinnen versahen von März bis Oktober 2010 ihren Dienst in Afghanistan. Sie wurden per Fragebogen insgesamt dreimal befragt: während des Einsatzes, unmittelbar nach Einsatzende und drei Jahre nach dem Einsatzende. Hinzu kamen persönliche Interviews und Gruppendiskussionen mit Soldaten. Darüber hinaus hielten sich an der Untersuchung beteiligte Sozialwissenschaftler zeitweilig als teilnehmende Beobachter in den Bundeswehr-Feldlagern vor Ort auf. Es war das erste und blieb im gesamten Afghanistaneinsatz das einzige Mal, dass ein Bundeswehr-Kontingent einer so umfassenden, langfristigen Studie unterzogen wurde. Der Auftraggeber versprach sich von der Studie „Erkenntnisse über längerfristige Folgen und Wirkungen eines Einsatzes für Soldaten und Veteranen und ihre Familien“, aus denen sich „Maßnahmen zur Reduzierung von Belastungsfolgen“ ableiten lassen würden. Demgemäß konzentrierte sich die Befragung auf Themen wie Wahrnehmung von Belastungen, Nutzung von Hilfsangeboten, Zufriedenheit mit dem Dienst bzw. dem Zivilberuf im Fall derer, die drei Jahre nach Einsatzende der Bundeswehr nicht mehr angehörten. In der Tat unterscheidet die Studie durchgehend zwischen diesen sog. Einsatzveteranen und den sog. Einsatzsoldaten, die drei Jahre nach dem Einsatzende nach wie vor in der Bundeswehr dienten. Selbstverständlich war niemand zur Teilnahme an der Studie verpflichtet. Rund 5 200 Personen wurden um Teilnahme gebeten. Etwa 1100 beteiligten sich, was einer Rücklaufquote von 21 Prozent entspricht. Dem Laien mag diese Quote eher niedrig erscheinen. Nach den Standards der Sozialwissenschaften ist sie jedoch völlig ausreichend um repräsentative Untersuchungsergebnisse zu ermöglichen. Das untersuchte 22 Kontingent bestand ganz überwiegend aus männlichen Soldaten, der Anteil der Soldatinnen lag bei acht Prozent. In der Mehrzahl handelte es sich um relativ junge Leute: „61 Prozent der Soldaten und sogar 76 Prozent der Veteranen waren zum Befragungszeitpunkt unter 35 Jahre alt“. Etwa drei Viertel der Soldaten und der Veteranen waren verheiratet oder in einer festen Paarbeziehung. Die Hälfte der Soldaten bzw. 42 Prozent der Veteranen hatten Kinder. Bei Betrachtung nach Dienstgradgruppen zeigt sich, dass Unteroffiziere mit Portepee mit Abstand am stärksten vertreten waren. Sie machten 43 Prozent des Kontingents aus. Über die Hälfte der Befragten, genau 53 Prozent, gaben an, feindlichen Beschuss erlebt zu haben. Dieser Anteil ist im Vergleich sehr hoch. Viele Soldaten sind mehr als einmal in Afghanistan im Einsatz gewesen. Lediglich 35 Prozent der Soldaten, die auch mit anderen Kontingenten in Afghanistan waren, gaben an, auch in mindestens einem anderen Einsatz feindlichen Beschuss erlebt zu haben. Dieser hohe Wert lässt sich mit einem Strategiewechsel im ISAFInternational Security Assistance Force-Einsatz erklären, der sich während des Einsatzzeitraums des  22 Kontingents auszuwirken begann. Nach einer Verschärfung der Sicherheitslage 2009 wurde 2010 die Counterinsurgency-Strategie beschlossen und umgesetzt. Sie sah unter anderem eine deutliche Erhöhung der Truppenstärke, mehr Präsenz in der Fläche und die Rückgewinnung von Gebieten vor, in denen sich die Taliban eingenistet hatten. Diese Gebiete lagen auch in Nordafghanistan, das in den ersten Jahren des Einsatzes relativ friedlich gewesen war und den Stationierungsschwerpunkt der Bundeswehr darstellte. Die neue Strategie führte zu einer deutlich erhöhten Zahl von Feindkontakten. In der Tat hatte das  22 Kontingent die höchsten Verluste aller deutschen Kontingente in den fast 20 Jahren des Einsatzes in Afghanistan: sieben Soldaten fielen, 28 wurden verwundet. Freilich hatte nicht jeder Soldat Feindkontakt. Viele versahen ihren Dienst in den schwer gesicherten Feldlagern und verließen diese kaum oder überhaupt nicht. Bei der Frage nach der größten Bedrohung rangierten dennoch bei sämtlichen Befragten feindliche Angriffe an erster Stelle. Treffend folgern die Autoren, dass die „gemeinsam geteilte Bedrohungswahrnehmung…eine Klammer für die unterschiedlichen Erfahrungswelten [bildete], in denen sich die Angehörigen des Kontingents…bewegten“. Die neue Einsatzstrategie trug insgesamt durchaus Früchte. Die erzielten Verbesserungen der Sicherheitslage gingen nach Übertragung der Verantwortung an die einheimischen Sicherheitskräfte aber rasch wieder verloren. Generalleutnant a.D. Glatz, seinerzeit Befehlshaber des Einsatzführungskommandos, räumt in seinem Vorwort zur vorliegenden Studie ein, man habe wissen können, dass die afghanischen Sicherheitskräfte „noch nicht durchhaltefähig genug waren, um die Lage selbst nachhaltig unter Kontrolle halten zu können“. Dies entging auch den Soldaten des  22 Kontingents nicht. 2013 sprach sich nur weniger als die Hälfte der befragten Angehörigen des Kontingents dafür aus, die Bundeswehr solle sich auch künftig an mit ISAFInternational Security Assistance Force vergleichbaren Einsätzen beteiligen. Im selben Jahr wurde die Beteiligung der Bundeswehr am Einsatz in Mali beschlossen. Für die Frage nach belastenden Folgen des ISAFInternational Security Assistance Force-Einsatzes machte der konkrete Einsatzort innerhalb Afghanistans einen erheblichen Unterschied. Drei Jahre nach Einsatzende berichteten von denen, die überwiegend außerhalb der Feldlager Dienst getan hatten, sechs Prozent von bleibenden körperlichen oder seelischen Belastungen. Das war ein doppelt so hoher Anteil wie unter denen, die das Feldlager selten und ein sechsmal so hoher wie unter denen, die es nie verlassen hatten. Aus der Gruppe derer, die im Einsatz Gefechtshandlungen erlebt hatten, gaben drei Jahre nach Einsatzende 16 Prozent an, sie müssten noch oft an die Erlebnisse des Einsatzes denken. Von den Soldaten ohne Gefechtserfahrung gaben das deutlich weniger, nämlich nur sieben Prozent zu Protokoll – ein Befund, den die Autoren naheliegenderweise als „wenig überraschend“ bewerten. Ebenso wenig überrascht, dass sich mit 19 Prozent wesentlich mehr Gefechtserfahrene noch drei Jahre nach dem Einsatz gesundheitlich eingeschränkt fühlten. Für die Soldaten, die keine Gefechte zu bestehen hatten, lag der Anteil bei nur neun Prozent. Zudem nahmen 15 Prozent der Gefechtserfahrenen noch drei Jahre nach Einsatzende regelmäßig die Dienste von Ärzten oder Psychologen in Anspruch, was nur zehn Prozent der Gefechtsunerfahrenen taten. Diese Zahlen sind signifikant niedriger als die Zahlen unmittelbar nach Einsatzende, als 20 Prozent der Angehörigen des Kontingents ärztliche oder psychologische Hilfsangebote genutzt haben. Plausibel folgern die Autoren, dass diese Hilfsangebote „durchaus als wirksam interpretiert werden“ können. Mit Blick auf die psychologische Unterstützung für Einsatzrückkehrer warnen die Autoren zurecht vor einer „Psychologisierung“ der Debatte über Auslandseinsätze. Eine solche berge das Risiko einer „Entpolitisierung der öffentlichen Debatte“ , weil die Einsätze dann nicht mehr als Angelegenheit von allgemeinem außen- und sicherheitspolitischem Interesse, sondern lediglich als persönliches Problem der eingesetzten Soldaten angesehen werden würden. Neben dem Gespräch mit Ärzten oder Psychologen hat insb. für die gefechtserfahrenen Soldaten der Kontakt zu den Kameraden aus dem Einsatz überragende Bedeutung. Da fast die Hälfte von ihnen auch drei Jahre nach dem Einsatz angab, noch nicht mit Partnerin oder Partner über die Gefechtserfahrung gesprochen zu haben, war der Austausch im Kameradenkreis enorm wichtig „für die kommunikative Aufarbeitung von Einsatzerlebnissen“. Fast 70 Prozent der gefechtserfahrenen Soldaten gaben an, mindestens alle 14 Tage Kontakt mit Kameraden aus dem  22 Kontingent zu haben. Als Quintessenz ergibt sich aus der Studie jedoch die folgende Erkenntnis: „Für die allermeisten Soldaten und Veteranen haben die Einsatzerfahrungen in der Selbsteinschätzung keine langfristig negativen Spuren im Alltagserleben hinterlassen“, wobei einschränkend hinzugefügt werden muss, dass „viele Einsatzverwundete auch noch lange nach dem Einsatz mit den Spätfolgen kämpfen“. Die mentale Umstellung auf den friedensmäßigen Betrieb am Heimatstandort unmittelbar nach Rückkehr aus dem Einsatz wurde von vielen Soldaten als schwierig beschrieben. Einer brachte es auf den Punkt mit den Worten, eben sei es noch um Leben und Tod gegangen, „auf einmal ging es wieder um die Parkplatzordnung“. Knapp 40 Prozent der Soldaten stimmten unmittelbar nach Einsatzende der Aussage zu, der Einsatz habe ihr Leben verändert – und das ganz überwiegend in positivem Sinne. Fast 80 Prozent von ihnen sagten, sie hätten durch den Einsatz an Selbstbewusstsein gewonnen. Der generelle Befund stellt sich so dar, dass sowohl Soldaten als auch Veteranen sich drei Jahre nach dem Einsatz deutlich weniger belastet fühlten als unmittelbar nach Einsatzende. Der Anteil derer, die sich noch von physischen oder psychischen Einsatzfolgen belastet fühlten, hatte sich bei den Soldaten nach drei Jahren von zehn auf fünf Prozent halbiert. Bei den Veteranen war er von neun auf zwei Prozent zurückgegangen. Dabei zeigte sich, dass auch der Familienstand ein wichtiger Faktor für die Belastungswahrnehmung war: „Partnerschaftlich Gebundene berichte[te]n drei Jahre nach dem Einsatz signifikant seltener von bleiben-den…Beeinträchtigungen als die Gruppe der Alleinstehenden (7% im Vergleich zu 3%)“. Auffällig ist eine deutliche Abweichung zwischen den Geschlechtern bei der Wahrnehmung des persönlichen Wohlbefindens: Drei Jahre nach dem Einsatz bescheinigten sich fast 80 Prozent der Männer ein gutes Wohlbefinden, jedoch nur 55 Prozent der Frauen. Hier stoßen die Sozialwissenschaftler an die Grenzen ihrer Erklärungsansätze und teilen lediglich mit, dieser Befund lasse sich „schwer einordnen“. Andere Studien hätten gezeigt, dass „die Wirkung der Variable Geschlecht auf das persönliche Wohlbefinden…empirisch nicht eindeutig“ sei. Bei der Frage nach den Auswirkungen des Einsatzes auf das Familienleben ergibt sich kein einheitliches Bild. Während ein Viertel der Soldaten angab, der Einsatz habe sich auf ihre Paarbeziehung negativ ausgewirkt, sagten fast 40 Prozent, ihre Partnerschaft sei aus der Einsatzzeit gestärkt hervorgegangen. Der Anteil der Alleinstehenden ist infolge des Einsatzes nicht gestiegen, weil sich über den relativ langen Studienzeitraum die Zahl der Trennungen und der neu eingegangenen Partnerschaften ausgeglichen hat. Aufschlussreich ist der Vergleich zwischen Soldaten und Veteranen im Hinblick auf die Belastungswahrnehmung drei Jahre nach Einsatzende: die mittlerweile in Zivilberufen tätigen Veteranen fühlten sich am Arbeitsplatz erheblich weniger belastet als die Soldaten. Nur 16 Prozent gaben an, Bürokratie am Arbeitsplatz oder berufsbedingte Abwesenheit von zu Hause als belastend zu empfinden. Bei den Soldaten war der Anteil mit 31 Prozent fast doppelt so hoch. Zur Erinnerung: Die Daten stammen aus dem Zeitraum 2010 bis 2013. Die Abwesenheit von zu Hause mag als Belastungsfaktor heute insgesamt keine ganz so große Rolle mehr spielen, weil sich auch in der Bundeswehr – zumindest im Bereich des Stabsdienstes – zwischenzeitlich die Erkenntnis verbreitet hat, dass viele Aufgaben auch in Telearbeit im heimischen Arbeitszimmer erledigt werden können. Beim Faktor Bürokratie spricht hingegen viel für die Vermutung, dass eine entsprechende Befragung auch heute noch zu ähnlichen Ergebnissen kommen würde. Auf diesem Feld lassen sich zweifellos noch Verbesserungspotentiale heben. Was die Zufriedenheit mit den in Anspruch genommenen Unterstützungsangeboten betrifft, zeigt der Befund ein eher durchwachsenes Bild. Spitzenreiter waren hier Verwandte und Freunde. Mit ihrer Unterstützung zeigten sich gut 60 Prozent der Befragten zufrieden. Von den dienstlichen Unterstützungsangeboten kam nur die Militärseelsorge in die Nähe dieses Werts. Die Zufriedenheit der Einsatzrückkehrer mit der Unterstützung durch Truppenpsychologen oder durch die Vorgesetzten fiel demgegenüber mit Werten von 39 bzw. 36 Prozent stark ab. In der Gesamtbetrachtung des Führungsverhaltens ist „dennoch…eine Mehrzahl sowohl der Soldaten (57 %) als auch der Veteranen (60 %) mit ihrem unmittelbaren Vorgesetzten (bei Veteranen: dem letzten unmittelbaren Vorgesetzten) zufrieden“. 
Die Frage, ob sich die Einsatzrückkehrer für ihren Dienst in Afghanistan ausreichend anerkannt fühlten, erbrachte ein deutlich geteiltes Ergebnis. Einerseits fühlten sich die meisten Befragten drei Jahre nach Einsatzende von ihren Familien, Freunden, Bekannten sowie ihren unmittelbaren Vorgesetzten – also dem, was wissenschaftlich als das „soziale Nahumfeld“ bezeichnet wird – angemessen anerkannt. Völlig anders fiel die Bewertung bezüglich der Anerkennung durch die Politik und die Bevölkerung aus. Hier waren gut 60 Prozent der Befragten der Auffassung, dass von ausreichender Wertschätzung für ihren Einsatz keine Rede sein könne. Nicht zu Unrecht nennen die Autoren dies einen „für eine Parlamentsarmee besorgniserregenden Befund“. Natürlich wollten die Forscher auch wissen, welche zusätzliche Unterstützung sich die Einsatzrückkehrer am meisten wünschten. Anders als bei den übrigen Fragen gab es bei dieser Frage keine vorgegebenen Antwortmöglichkeiten. Es zeigte sich, dass eine Mehrheit keine zusätzliche Unterstützung verlangte. Rund 40 Prozent der Soldaten wie der Veteranen äußerten den Wunsch nach mehr Unterstützung. Auf Platz Eins lag bei den Soldaten mit Abstand der Wunsch nach einer gemeinsamen Auszeit mit der Familie direkt nach Einsatzende. Am zweithäufigsten wurde der Wunsch nach „mehr Beratung und Information von Familienangehörigen in den verschiedenen Einsatzphasen“ inklusive Einsatzvor- und Nachbereitung artikuliert. Unter den Veteranen stand mehr Austausch mit Kameraden aus dem Einsatz ganz oben auf der Wunschliste. Außerdem wünschten sich viele bessere Unterstützung durch den Dienstherrn beim Übergang ins zivile Berufsleben und größere Anerkennung durch die Bundeswehr. Mit diesem letzteren Punkt betreten wir das Feld der Veteranenpolitik. Hierzu wissen die Autoren mitzuteilen, dass nicht nur Veteranen und Soldaten, sondern auch die bundesdeutsche Bevölkerung im Allgemeinen mit breiter Mehrheit eine größere Anerkennung für Veteranen befürworten. Die Abfrage einzelner Aspekte dieses Themenfeldes ergab, dass „medizinische und soziale ebenso wie finanzielle Unterstützungsleistungen in sämtlichen Gruppen höhere Zustimmungswerte [erzielen] als symbolische Anerkennungsmaßnahmen“.  Eine spürbare Verbesserung der Versorgung von Veteranen, die im Einsatz bleibende Schäden an Leib und/oder Seele davongetragen haben, befürworteten fast 100 Prozent der befragten Soldaten und Veteranen und immerhin 93 Prozent der Bevölkerung. Auf die relativ geringste Zustimmung stieß mit Werten um die 50 Prozent die Forderung nach Einführung eines Veteranentags, die mittlerweile beschlossene Sache ist. Hohe Zustimmungswerte können somit die Entscheidungsträger nicht zu dieser Entscheidung bewogen haben. Ob und inwieweit entscheidungsleitend gewesen sein könnte, dass ein solcher symbolischer Akt keine hohen Kosten verursacht, muss hier offen bleiben. Abschließend sei noch auf eine Zahl aufmerksam gemacht, die auch unabhängig von der Frage nach Auslandseinsätzen und ihren Folgen interessant ist: Fast 60 Prozent der befragten Veteranen gaben an, sie hätten gern weiter den Beruf des Soldaten ausgeübt. Die Zurruhesetzung war nur bei sieben Prozent der Grund, die Bundeswehr zu verlassen. Das führt unausweichlich zu der Frage, warum die Bundeswehr die große Zahl derer, die weiterhin dienen wollten und nicht aus Altersgründen verabschiedet werden mussten, nicht halten konnte oder wollte. Darauf Antworten zu finden ist den Schweiß der Edlen wert. Sich von erfahrenen Kameraden und Kameradinnen zu trennen, die gern weiter dienen wollen, kann nicht der personalpolitischen Weisheit letzter Schluss sein, wenn die Bundeswehr die angestrebte Personalstärke von 203 000 Soldaten und Soldatinnen jemals erreichen möchte. Das war „Angelesen“ das Buchjournal des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr. Heute zum Buch: „Leben nach Afghanistan - Die Soldaten und Veteranen der Generation Einsatz der Bundeswehr„.
Text: Christoph Kuhl
Gelesen von: Christoph Jan Longen

von Dr. Christoph Kuhl

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