Das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr hat eine interaktive Online-Landkarte erstellt, um einen umfassenden Einblick in das breite Angebot der historischen Bildung in der Bundeswehr zu ermöglichen. Sie bietet Informationen zu Standorten, Inhalten, Öffnungszeiten und Kontaktdaten aller Ausstellungen.
Historische Bildung auf einer Karte
Oberstleutnant der Reserve Christian Deckart spricht mit Dr. Christopher Oestereich, kommissarischer Beauftragter für das Museums- und Sammlungswesen der Bundeswehr und stellvertretender Referatsleiter im ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr. Das Team um Dr. Christopher Oestereich erstellte auch die Sammlungslandkarte.
Das ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr hat unter anderem die Aufgabe, das Museums- und Sammlungswesen der Bundeswehr zu führen. Dazu gehören neben dem Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden, Berlin-Gatow und der Außenstelle auf der Festung Königstein noch mehr als 110 Lehrsammlungen, Militärgeschichtliche Sammlungen und regionale Ausstellungen in den Dienststellen der Bundeswehr. Um sich bei diesem Angebot für die historische Bildung in der Bundeswehr einen Überblick zu verschaffen, ist eine interaktive Online-Landkarte geschaffen worden. Hiermit können zu allen Ausstellungen Informationen über Inhalte, Öffnungszeiten, Anfahrtswege und Kontaktdaten abgerufen werden.
10 Fragen an Dr. Christopher Oestereich
Kommissarischer Beauftragter für das Museums- und Sammlungswesen der Bundeswehr
Die Online-Landkarte des Museums- und Sammlungswesens der Bundeswehr ist jetzt auf der Website des ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr verfügbar. Man sieht eine Unmenge von Punkten, die auf einer Karte der Bundesrepublik weitflächig verteilt sind. Was zeigt diese Karte?
Einfach gesagt: Es ist die Museums- und Ausstellungslandschaft der Bundeswehr. Die Karte zeigt die Verteilung aller Museumsstandorte und aller Dienststellen im Land, die eine Sammlung mit Ausstellung betreiben. Insgesamt handelt es sich um ein Museum mit drei Standorten sowie um etwa 110 Sammlungen, die sich mit ihren Ausstellungen in erster Linie an Bundeswehr-Angehörige wenden, aber in vielen Fällen auch die zivile Öffentlichkeit ansprechen.
Sammlungen? Was bedeutet das? Was wird da gesammelt?
Der Begriff „Sammlung“ muss tatsächlich erklärt werden – denn für Besucherinnen und Besucher handelt es sich ja eigentlich um Ausstellungen. Diese fußen aber eben auf Sammlungen von Objekten, also alten Dingen mit historischer Bedeutung: Bilder, Uniformen, Orden und Abzeichen, Ausrüstungsgegenstände und Gerät, teils persönliche Dinge, die bestimmten historischen Persönlichkeiten gehört haben, teils einzigartige Dinge, teils auch Dinge, die massenweise vorhanden waren und heute eher fremdartig wirken. Diese werden teilweise schon seit Jahrzehnten gesammelt – von interessierten Kameradinnen oder Kameraden so nebenher oder in der Freizeit. Und diese Sammlungen sind dann mit der Zeit zu Ausstellungen genutzt worden, mit denen historisches Wissen vermittelt werden kann.
Ein großes Museum – es handelt sich ja um das Militärhistorische Museum (MHM) in Dresden mit seiner Abteilung für die Geschichte der Luftstreitkräfte in Berlin-Gatow und einer Außenstelle auf der Festung Königstein in Sachsen – und dazu noch mehr als 110 Sammlungen! Wozu betreibt die Bundeswehr ein so umfangreiches Museums- und Sammlungswesen? Genügt da nicht das MHM, das ja national und international einen sehr guten Ruf genießt?
Es wird in einer Sammlung die Geschichte des hier stationierten Truppenteils oder der Einrichtung in den Vordergrund gestellt – immer im Zusammenhang mit der allgemeinen Geschichte, mit der Entwicklung der Bundeswehr vor allem, mit dem Zeitgeschehen, mit der technischen Entwicklung, aber auch mit der Geschichte des Standorts usw. Das ist die Aufgabe der Militärgeschichtlichen Sammlungen. Die Lehrsammlungen wiederum werden von Ausbildungseinrichtungen betrieben. Sie unterstützen den Ausbildungsauftrag ihrer Dienststelle, etwa an einer der Schulen oder Ausbildungszentren der Bundeswehr. Und dann gibt es da noch die Regionalen Ausstellungen, die weniger historische Objekte zeigen oder Geschichtliches thematisieren, sondern die in erster Linie Auftrag und Arbeit, die Leistungen des Truppenteils oder der Einrichtung zeigen, die diese Ausstellung betreiben.
Da hake ich mal ein: An wen wendet sich denn das Museums- und Ausstellungswesen?
Zuallererst an die Angehörigen der Bundeswehr, militärisch genauso wie zivil. Es dient der historischen und der politischen Bildung. Das ist sein hauptsächlicher Auftrag. Dann gibt es wie gesagt die Lehrsammlungen, die sich an das zu schulende Personal wenden. Darüber hinaus kann auch die zivile Öffentlichkeit angesprochen werden. Bei den Regionalen Ausstellungen ist das einer der Hauptzwecke. Insofern ergibt sich ein weiterer Zweck des Sammlungswesens: den Austausch mit der allgemeinen Öffentlichkeit, mit der Gesellschaft zu ermöglichen – zu zeigen, was die Bundeswehr da macht und gemacht hat, wie sie sich vor Ort entwickelt hat, welche Verbindungen es gibt zwischen Truppe und Gesellschaft; und auch ein Forum zu bieten für Diskussionen und den Austausch.
Traditionspflege spielt hierbei keine Rolle?
Doch, durchaus. Mit den Sammlungen soll das auch betrieben werden. Aber in Abgrenzung zur Vermittlung historischen Wissens. Das ist natürlich die Basis. Aber Traditionsarbeit und Vermittlung von historischem Wissen sind grundlegend verschiedene Dinge. Andererseits kann mit diesem Wissen das Verständnis von und für Tradition auch erleichtert werden.
Zurück zur Karte: Die Punkte auf der Karte sind ja anklickbar. Was verbirgt sich dahinter? Oder vielmehr: Was öffnet sich, wenn ich auf einen der Punkte klicke?
Hinter jedem der Punkte steckt ein Standort mit einer oder mehreren Sammlungen. Man wird weitergeleitet zu einer Info-Seite mit Kurzvorstellung der Sammlung und Angaben zu Kontaktmöglichkeiten, Öffnungszeiten, Anfahrtsbeschreibung. Es ist wie ein Katalog, jedoch geografisch geordnet.
Wem kann das nutzen?
Da ist die Bandbreite recht groß. In allererster Linie aber dient es der Bundeswehr selber. Zunächst den Sammlungen: Wo ist die nächste Sammlung, wer ist da mein Ansprechpartner, was sammelt der, wen kann ich fragen, wenn ich nach etwas Bestimmtem für meine eigene Sammlung suche? Dann, und vor allem dient die Karte denjenigen, die eine Maßnahme für ihre historisch-politische Bildung planen. Auch hier wieder: Wo ist die nächste Sammlung, wen spreche ich für einen Termin mit Vortrag vor Ort und für die Themenabsprache an? Das wären die Hauptzwecke der Karte. Für die zivile Öffentlichkeit ist die Karte auch interessant. Schulklassen oder Vereine können sich hier Anregungen holen für ihren nächsten Ausflug mit Wissens-Mehrwert.
Wer konzipiert und betreibt denn die Ausstellungen in den Bataillonen, Geschwadern, Schulen oder Verwaltungseinrichtungen der Bundeswehr? Gibt es so etwas wie ein Ausstellungs-Bataillon, das für diesen Zweck über entsprechende Fachleute verfügt?
Nein, das gibt es nicht! Die einzige Einrichtung, die mit fachlich professionellem Personal, das also im Museums- und Ausstellungswesen ausgebildet und erfahren ist, arbeitet, ist das MHM. Deswegen ist es auch das Leitmuseum des Museums- und Sammlungswesens. In den Sammlungen arbeiten dann fast durchweg Soldatinnen und Soldaten oder ziviles Personal in Nebenverwendung. Damit diese aber die Ausstellungen angemessen konzipieren und aufbauen und fachgerecht betreiben können, werden sie vom MHM als Leitmuseum und auch vom ZMS unterstützt. Das MHM bildet im Übrigen das Personal für die Sammlungen auch weiter.
Und das Ganze wird zentral vom ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr gesteuert?
Grundsätzlich ja. Alle Einrichtungen sind ja miteinander verbunden im Museums- und Sammlungsverbund der Bundeswehr. Hier wiederum sind die Sammlungen nach ihren Bereichen organisiert. Heer, Luftwaffe, Marine, SKBStreitkräftebasis, Zentrale Sanitätsdienste, CIRCyber- und Informationsraum, IUDInfrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen, AINAusrüstung, Informationstechnik und Nutzung und das Territoriale Führungskommando, daneben noch Sammlungen in dem BMVgBundesministerium der Verteidigung unmittelbar nachgeordneten Bereichen haben jeweils zuständige Beauftragte. Wir alle sind in diesem Verbund und haben untereinander engen Kontakt. Einmal im Jahr treffen sich viele von uns auf einer Arbeitstagung. Die nächste wird im Übrigen im Juni in Hammelburg stattfinden.
Vermutlich bei der Infanterieschule!?
Ja, auch – die hat tatsächlich eine Lehrsammlung, die wir auch besuchen werden. Hauptgastgeber wird aber das dortige Dienstleitungszentrum sein. Das betreibt eine Regionale Ausstellung, die ich bislang nur von Bildern kenne. Das macht aber bereits einen so interessanten Eindruck, dass ich mich sehr darauf freue, diese dann direkt kennenzulernen.
vonChristian Deckart
Interaktive Sammlungslandkarte
Die Museen und historischen Sammlungen der Bundeswehr auf einer Karte.
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