Vortragsbericht

Militärbischof: „Wir brauchen Menschen, die in der Lage sind auf andere zuzugehen.“

Militärbischof: „Wir brauchen Menschen, die in der Lage sind auf andere zuzugehen.“

Datum:
Ort:
Potsdam
Lesedauer:
3 MIN

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Am 20. September 2023 hielt der evangelische Militärbischof Dr. Bernhard Felmberg im Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr) den Quartalsvortrag zum Thema: „Militärseelsorge als Kirche auf Zeit und die religiösen Bedürfnisse von Soldatinnen und Soldaten in der Bundeswehr.“ 

Militärbischof Dr. Felmberg redet zum Publikum am Pult

Vortrag am ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr: Militärbischof Dr. Bernhard Felmberg spricht über seine Erfahrungen in der Evangelischen Militärseelsorge für die er seit Oktober 2020 verantwortlich ist.

Bundeswehr/ Leo Döring

Nach einer kurzen Begrüßung betonte Oberst Dr. Sven Lange, Kommandeur des ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, die Notwendigkeit einer Truppenseelsorge und verdeutlichte, dass die Militärseelsorge sich auf ein wandelndes Klientel und auf wandelnde Bedürfnisse einstellen müsse. Im Anschluss stellte Dr. Bernhard Felmberg gleich zu Beginn seines Vortrages heraus: „Die Militärseelsorge geht dorthin wo das Wasser tief ist.“ 

Treue Begleitung in herausfordernden Zeiten

Dr. Bernhard Felmberg, welcher seit Oktober 2020 Militärbischof der Evangelischen Kirche ist, habe dies hautnah miterleben können: „Die Militärseelsorge begleitet Soldatinnen und Soldaten auf dem Dienst, unabhängig davon wo sie herkommen und wohin sie gehen“, so der 58- jährige Geistliche. Die vergangenen Jahre wären nach seinen Beobachtungen für die Soldatinnen und Soldaten eine durchweg belastend gewesen. Dazu zählten die Einschränkungen privater Kontakte - vor allem in der Einsatzsvorbereitung - durch die Corona-Pandemie, aber auch die belastende Zeit des Ahrtal-Hochwassers im Juli 2021, wo die Bundeswehr rettete und räumte. 

Dazu käme das Ende des Afghanistan-Einsatzes mit dem ein überstürzter Abzug einherging. Soldatinnen und Soldaten hätte dies hautnah vor Ort, oder aus der Ferne miterleben müssen und wurden teilweise „retraumatisiert“. Zusätzlich müsse der Krieg in der Ukraine und die damit verbundene Gefahr einer möglichen Ausweitung der russischen Aggression Beachtung finden. Die Soldatinnen und Soldaten wurden aber nach Felmberg durch diese herausfordernden Zeiten mittels Militärseelsorge begleitet und bei der Verarbeitung solcher Erfahrungen unterstützt. Der Militärbischof griff an dieser Stelle auf Zahlen aus der gemeinsamen Studie des ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr und des Sozialwissenschaftlichen Instituts (SI) der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) zurück. Diese belege, dass das Angebot der Militärseelsorge von den Soldaten sehr gern genutzt und fast ausschließlich begrüßt wird.

Empirisches Wissen für herausfordernde Aufgaben

Der Bischof stellte weiterhin ausführlich dar, dass die Militärseelsorge immer wieder auf neue Herausforderungen stoße. Über allem stünde die Frage: „Was gibt Soldaten und Soldatinnen Halt und Haltung in dieser Zeit?“ Um dort zu sein, wo das „Wasser tief“ sei, bräuchte die Militärseelsorge empirisches Wissen. An dieser Stelle sprach er einen Dank an das ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, sowie an das SI der EKD und dessen beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus. Er appellierte aber auch an beide Institute Nachforschungen zu den Ergebnissen zu betreiben. Besonders interessant für ihn sei die Frage nach religiösen Bedürfnissen von Teilgruppen der Bundeswehr. 

Joker und Insider

Der Militärbischof betonte weiterhin die positive Resonanz der Truppe zur Militärseelsorge. So trage die Seelsorge auch zum Teambuilding und einer besseren Kameradschaft bei. Sie helfe bei Fragen der privaten Beziehungsgestaltung oder aber auch bei ethischen Zwickmühlen der dienstlichen Gewaltanwendung, beispielsweise bei Auslandseinsätzen. Die Seelsorge sein ein „outstanding Insider“ und so der „Joker der Bundeswehr“, fasste es Dr. Felmberg zusammen. Denn die Menschen, die für die Militärseelsorge der Bundeswehr arbeiten „stehen an der Seite der Soldatinnen und Soldaten – gerade dann, wenn die Lage unübersichtlich wird“, dazu würden sie „professionelle Nähe bei struktureller Distanz“ wahren. Er verdeutlichte auch wie wichtig Seelsorge für Soldatinnen und Soldaten sei, die bereits aus dem aktiven Dienst ausgeschieden sind, denn „Afghanistan ist noch lange nicht abgeschlossen – zumindest für die, die da waren.“ 

Ein Zuschauer stellt eine Frage an Dr. Felmberg und Oberst Dr. Lange auf dem Podium

Frage und Antwort: Auf den Vortrag von Militärbischof Dr. Felmberg folgte eine Podiumsdiskussion mit Oberst Dr. Sven Lange, Kommandeur des ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr

Bundeswehr/ Leo Döring

Militärbischof Dr. Felmberg beendete seinen Vortrag mit einem kurzen Ausblick auf die Zukunft und Oberst Dr. Lange leitete in die Diskussion auf dem Podium über. Die anschließende Diskussionsrunde wurde vom Publikum genutzt, um weitere Fragen zu stellen, wobei der Militärbischof verdeutlichte welche Anforderungen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Militärseelsorge erfüllen müssten: „Wir brauchen Menschen, die in der Lage sind auf andere zuzugehen“.

von Prannavan Surendran

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