Mit seinem zweiten Reichswehr-Workshop am 24./25. Mai 2023 stellt das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr) das Thema „Reichswehr und Technik“ in den Mittelpunkt. Untersucht wird das Spannungsfeld zwischen Enttechnisierung und der Notwendigkeit des Zugriffs auf moderne Militärtechnik.

Panzerattrappe

Eine Panzerattrappe der Reichswehr aus Blech und Holz wird von einem Pferd geschleppt

Scherl/Süddeutsche Zeitung Photo

Technik und Krieg in der Moderne

Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts drückte die fortschreitende Technisierung der Streitkräfte, neben der zahlenmäßigen Vergrößerung,  einer neuen militärgeschichtlichen Epoche ihren Stempel auf. Im Ersten Weltkrieg erreichte diese Technisierung einen vorläufigen Höhepunkt. In den Materialschlachten - vor allem an der Westfront kamen Maschinengewehre, Artilleriegeschütze, Flugzeuge und Panzer, im Krieg zur See Großkampfschiffe und Unterseeboote zum Einsatz. Eisenbahnen und Kraftfahrzeuge, Telegrafie, Funk und Telefonie eröffneten neue Dimensionen der Kriegführung und der öffentlichen Rede darüber. Nach dem Ende des Weltkrieges waren sich alle Militärexperten schnell einig: ein möglicher Krieg in der Zukunft würde ein hochgradig technisierter Konflikt sein.

Enttechnisierung

Doch gerade in dem zentralen Bereich der Militärtechnik legte der Versailler Friedensvertrag Deutschland strenge rüstungstechnische Beschränkungen auf. Das Reichsheer durfte weder über gepanzerte Kampffahrzeuge noch über schwerer Artillerie verfügen. Moderne Nachrichtenmittel und Messverfahren bei der Artillerie unterlagen ebenfalls Restriktionen. Der Reichsmarine war der Besitz von Großkampfschiffen und U-Booten untersagt. Der Besitz eigener Luftstreitkräfte war Deutschland gänzlich verboten.

Militärische Notwendigkeiten

Aufgrund der großen Bedeutung, die der Technik in einem zukünftigen Krieg beigemessen wurde, war die Reichswehrführung von Anfang an bemüht, den Anschluss an die militärtechnische Innovation nicht zu verlieren. Sie beobachtete die internationalen Entwicklungen intensiv,  organisierte die Technikspionage im Ausland und betrieb darüber hinaus eigene, geheime Forschung- und Entwicklungsprojekte in Kooperation mit zivilen Einrichtungen. Innerhalb der militärischen Verbände und Einheiten trieb die Reichswehr die Motorisierung und Mechanisierung der Landstreitkräfte verdeckt voran. Als der Versailler Vertrag 1933 formal aufgekündigt wurde, stand Deutschland in militärtechnischer Hinsicht den anderen europäischer Staaten kaum nach. Ohne die in der Zeit der Republik geleisteten Vorarbeiten ist materielle Hochrüstung ist der Wehrmacht zwischen 1935 und 1939 nicht vorstellbar.

Programm

Mittwoch

24. Mai 2023

13:00 Uhr

Begrüßung

Oberst Dr. Sven Lange, Kommandeur

13:10 Uhr

Einführung: 

Reichswehr, Technik und militärische Modernisierung
Markus Pöhlmann, Potsdam

13:30 Uhr

Sektion I:

Wissen - Vergleichen - Versuchen

Sektionsleitung:
Christian Stachelbeck, Potsdam

Die Frage nach der Formel.
Die Rüstungskontrollverhandlungen des
Völkerbunds, das Deutsche Reich und die
Messbarkeit militärischer Macht
Kerrin Langer, Potsdam

Technikspionage für das Heereswaffenamt.
Die Reise des Artilleristen Generalleutnant
a.D. Schirmer in die USAUnited States of America 1926
Michael Wala, Bochum

Die Versuchsbrigade Döberitz zwischen
taktischem Wollen und technischem
Können
Agilolf Keßelring, Helsinki

15:30 Uhr

Sektion II:

Wehrtechnik und Wissenschaft. Zum Verhältnis der Ressortforschung zur Reichswehr 1918-1935

Sektionsleitung:
Helmut Maier, Wuppertal

Eine »wehrtechnologische Forschungsund
Prüfanstalt«. Die Chemisch-Technische
Reichsanstalt 1919‑1935
Simon Große-Wilde, Bielefeld

Prüfung, Forschung, Wissenstransfer.
Die Arbeiten des Staatlichen Materialprüfungsamtes
Berlin-Dahlem für die
Reichswehr
Malte Stöcken, Wuppertal

Rüstungsfördernde Regulierung.
Gesetzliche Metrologie, Reichswehr und
Industrie 1918‑1935
Vivian Yurdakul, Wuppertal

Donnerstag

25. Mai 2023

09:00 Uhr

Aus der Forschung

»Vorsprung durch Technik!« – »Reichswehr
goes Digital Humanities«.
Paul Fröhlich, Frank Hüther,
Thorsten Loch

09:45 Uhr

Sektion III:

Motor und Beweglichkeit

Sektionsleitung:
Frank Reichherzer, Potsdam

A Hidden Tool of Mobilization:
Technical Modernization of the German
Railways in the Eyes of Polish Military
Intelligence in the 1920s
Jacek Jędrysiak, Wrocław

The Reichswehr and Military Motorisation
Ian P. McCulloch, Canberra

Technikplanung und Luftkriegsdenken in
der Reichswehr
Jens Wehner, Dresden

11:30 Uhr

Fazit und Abschlussdiskussion

Moderation:
Dennis Werberg, Potsdam

Download

Programm

Reichswehr und Technik. Deutsche Streitkräfte zwischen Enttechnisierung und Innovationsdruck
24./25. Mai 2023

Programm Programm PDF, nicht barrierefrei, 348 KB
Panzerattrappe

Anmeldung

Um Anmeldung von Gästen wird bis zum 17.05.2023 gebeten:

ZMSBwS3EinladungsMgmt@bundeswehr.org

Medienvertretende melden sich bitte bei:

Major Michael Gutzeit
Telefon: 0331 9714 400

ZMSBwPressestelle@bundeswehr.org

Kontakt und Organisation

Major Dr. Friederike Hartung

Major Dr. Dennis Werberg


Veranstaltungsort

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