Die Gewalt ist ein „wahres Chamäleon“ Transformationen, Persistenzen und Emergenzen militärischer Gewaltsamkeiten
Die Gewalt ist ein „wahres Chamäleon“ Transformationen, Persistenzen und Emergenzen militärischer Gewaltsamkeiten
- Datum:
- Lesedauer:
- 3 MIN
- Ort: Dresden, Tagungshotel mightyTwice und Militärhistorisches Museum der Bundeswehr
- Zeit: 12.– 14. September 2023
Das Aufnahmegerät einer Artillerie-Schallmessanlage der U.S. Army liefert das Motivbild zur 62. Internationalen Tagung für Militärgeschichte (ITMG). Der sechs-Sekunden-lange Ausschnitt eines Aufnahmebandes dokumentiert zunächst verienzelten Schüssen, gefolgt von zwei Sekunden intensivem Artilleriefeuer, plötzlich: Stille! Die Aufnahme reicht von kurz vor bis kurz nach 11 Uhr alliierter Zeit am 11. November 1918. Die Graphen auf dem Band markieren das Ende der Kampfhandlungen – den Beginn des in der Nacht zuvor vereinbarten Waffenstillstandes. Der Papierstreifen visualisiert so in eindrücklicher Weise den Augenblick, in dem der Erste Weltkrieg zu seinem Ende kam.
Dieser Übergang militärischer Gewalt macht auf das Thema der diesjährigen ITMG aufmerksam. Der große Krieg war zwar beendet, doch die Gewalt nicht vorüber. Nicht nur in Europa, sondern überall auf der Welt wandelten sich Gewaltsamkeiten, blieben bestehen oder nahmen neue Formen an. Für diese Wandelbarkeit des Krieges, der Formveränderungen militärischer Gewalt, aber auch deren Beständigkeit nutzte der preußische General, Kriegsphilosoph und Zitatelieferant Carl von Clausewitz eine interessante Analogie: Krieg gleiche einem „wahre[n] Chamäleon“.
Diese, von Clausewitz gewählte Veranschaulichung der Gewalt verweist auf aktuelle Forschungstendenzen. Vermehrt macht die Gewaltforschung auf die komplexe Zeitlichkeit und Prozesshaftigkeit von Gewalt aufmerksam. Die 62. ITMG fragt daher nach den Temporalitäten militärischer Gewaltsamkeiten entlang der Zeitfiguren Transformation/Wandel, Persistenz/Kontinuität und Emergenz/Entstehung. Damit bietet das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr ein interdisziplinäres Forum für die Diskussion aktueller Forschungen an.
Weitere Informationen, Konzept und Call for Papers (PDF, 111,7 KB)
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62. International Conference on Military History (ITMG)
„…a True Chameleon“.
Transformations, Persistences and Emergences of Military Force andViolence
- Location: Dresden, conference hotel mightyTwice and Military History Museum of the German Armed Forces
- Time: September 12–14, 2023
A recording tape of a U.S. Army artillery sound ranging system provides the visual teaser for the 62nd International Conference on Military History (ITMG) provides the. The six-second excerpt documents some single shots fire, followed by two seconds of highly intense shelling, suddenly: silence! The recording stretches from shortly before to shortly after 11 a.m. Allied time on November 11, 1918. The graphs on the tape mark the end of hostilities – the beginning of the armistice agreed upon the night before. The paper strip thus impressively visualizes the moment when the First World War came to an end.
This transition of military violence draws attention to the topic of this year’s ITMG. The great war had ended, but the violence was not over. Not only in Europe, but all over the world, military force and violence changed, persisted or took new forms. The Prussian general, philosopher of war and supplier of quotations Carl von Clausewitz uses an interesting analogy for this mutability of war and the shifts in the form of military use of force, but also their permanence: war resembles a „true chameleon“.
This illustration of violence chosen by Clausewitz refers to current research trends. Increasingly, research on violence and the use of military force is drawing attention to the complex temporality and processes of violence and the use of force. The 62nd ITMG therefore explores these temporalities of military violence along the temporal figures of transformation, persistence and emergence. In this way, the Center for Military History and Social Sciences of the German Armed Forces offers an interdisciplinary forum for the discussion of current research.
Further information, concept and call for papers (PDF, 93,9 KB)