Bundeswehr im Wandel nach 1990

Das Bild im Kopf - die Realität vor Augen

Das Bild im Kopf - die Realität vor Augen

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Lesedauer:
3 MIN

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Der Wandel von Kriegs- zum Konfliktbild im Spiegel der Einsatzrealität der Bundeswehr in den 1990er Jahren.
Ein Projekt von Martin Reese M.A.Master of Arts

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Soldaten des deutschen Einsatzkontingents KFORKosovo Force üben im Lager Nothing Hill das Eindämmen und Kontrollieren (Crowd and Riot Control (CRC-Übung)) einer gewaltbereiten Ansammlung an Menschen, am 13.03.2016.

201 Bundeswehr / Sebastian Wilke

Die Welt des Kalten Krieges hat zwar zahlreiche Kriege und Krisen gesehen, dennoch besaß der Ost-West-Konflikt für den Weltfrieden eine stabilisierende Funktion. Jede der beiden Supermächte – USAUnited States of America und Sowjetunion mit ihren Bündnissen NATO und Warschauer Vertragsorganisation – hatte ein denkbar großes existenzielles Interesse an der Verhinderung eines neuen Weltkrieges.

Dies änderte sich 1989/90, als mit der Überwindung der deutschen Teilung auch die Spaltung der Welt zu Ende ging. Religiöser Fanatismus, lang unterdrückte ethnische Gegensätze und territoriale Fragen führten schon bald zu neuen Eruptionen von Gewalt und Krieg. Eine Folge war die Zunahme der weltweiten Missionen zur Aufrechterhaltung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit, insbesondere unter Führung der Vereinten Nationen.

Die Regierung des nunmehr geeinten und souveränen Deutschlands stand vor der Frage, welche Rolle es bei der Bewältigung künftiger politischer und militärischer Krisen übernehmen solle. Aber nicht nur für die deutschen Politiker erwiesen sich die aufkommenden Konflikte am Rand Europas als tiefgreifende Einschnitte, vielmehr noch für deren Militärs.

Waren die Kriegsvorstellungen der Bundeswehr zur Zeit des Ost-West-Konflikts relativ eindeutig und allen Dimensionen zum Trotz auch vergleichsweise einfach strukturiert – die militärische Auseinandersetzung mit den Streitkräften des Warschauer Paktes, so sah sich die militärische Führung in den 1990er Jahren mit permanent ändernden Einsatzszenarien konfrontiert. Die bisherige Perzeption von einem möglichen Krieg verschwamm:

Welche Vorstellungen bestimmten die militärpolitischen Entscheidungen jener Jahre? Lösten sich die klassischen Kriegsbilder in den 1990er Jahren allmählich und vollständig auf oder wurden sie nur für das kommende Vierteljahrhundert von den verschiedenen Auslandseinsätzen der Bundeswehr insbesondere auf dem Balkan und Afghanistan überlagert? Geht gar der Kalte Krieg seit 2014 nach der Besetzung der Krim durch Russland mit veränderter Qualität, hybriden Mitteln und nach Osten verlagert weiter?

Zur Beantwortung dieser Fragen betrachtet die Studie den Wandel in den Konflikt- und Kriegsbildvorstellungen der Bundeswehrführung in ihren vielfaltigen Wechselbeziehungen zwischen Politik, Gesellschaft und Technik, um daraus abzuleiten, wie weit sich diese Denkmuster in der Einsatzrealität der deutschen Streitkräfte widerspiegelten.

Das Projekt

Dieses Dissertationsprojekt untersucht die Entwicklung von Kriegs- und Konfliktbildern in der militärischen Führung der Bundeswehr in den 1990er Jahren, im Übergang von der Blockkonfrontation bis 1989 zur multipolaren Weltordnung. Sie fragt danach, welche Perzeptionen über mögliche Krisen, Konflikte und Kriege in der deutschen militärischen Führung und der sicherheitspolitischen Community vorherrschten und in wie fern sie für das militärpolitische und operative Agieren jener Jahre maßgeblich waren?

Dazu betrachtet die Arbeit:

  • die Konflikt- und Kriegsvorstellungen der militärischen Führung der Bundeswehr in ihren vielfaltigen Wechselbeziehungen zu Politik, Gesellschaft und Technik,
  • Kontinuitäten und Veränderungen im operativen Denken in einem sich grundlegend wandelnden sicherheits- und militärpolitischen Umfeld,
  • die durch den Austausch im Rahmen der NATO im Allgemeinen und mit den USUnited States-Streitkräften als dem wesentlichen militärischen Partner der Bundesrepublik im Besonderen geprägten Vorstellungen und Denkmuster der deutschen Militärelite, und zuletzt
  • die Transformation der Bundeswehr – und hier besonderes der Landstreitkräfte - von einer auf den bis 1990 General-Defence-Plan-orientierten und auf Zentraleuropa fokussierten Armee hin zu einer einsatzorientierten und künftig out-of-area agierenden Armee.

Diese Dissertation wird von Oberstleutnant PDPrivatdozent Dr. Thorsten Loch, Helmut-Schmidt-Universität / Universität der Bundeswehr Hamburg betreut.

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